Nachdem wir in der letzten Woche das ruhige Leben in der Natur genossen hatten, freuten wir uns nun umso mehr auf die Stadt und die Abenteuer die uns erwarteten. Besonders bei einer Stadt wie San Francisco, hat man vorher bereits eine bestimmte Erwartung wie es wohl ist, weil man die großen Sehenswürdigkeiten von Fotos und aus Filmen kennt.

Für uns war an diesem Tag das beste Wetter für den gesamten Aufenthalt angesagt, weshalb wir die Gelegenheit auch gerne nutzen wollten, die bekanntesten Sehenswürdigkeiten anzusehen. Vor allem von der Golden Gate Bridge gibt es viele Fotos, in denen die Brücke in einem Meer aus Wolken verschwindet. Sieht auch toll aus, ist aber doof wenn man die Brücke selbst gerne sehen will.

Gestärkt vom Frühstück in einer französisch angehauchten Bäckerei um die Ecke machten wir uns auf den Weg Richtung Meer. Dabei kamen wir bereits an der ersten Sehenswürdigkeit direkt am Alamo Square vorbei: den Painted Ladies. Dabei handelt es sich um viktorianische, bunt gestrichene Holzhäuser aus dem 19. Jahrhundert. Den ganz großen Hype haben wir aber ehrlich gesagt nicht verstanden. Ganze Gruppen von Touristen, die mit dem Reisebus dort hielten sammelten sich auf der Wiese gegenüber der Häuser um Fotos zu machen. Die Häuser sind zwar ganz schön, aber wenn man sich die Zeit nimmt und etwas um den Park (Alamo Square) herum läuft, gibt es noch viele andere, teilweise schönere alte Häuser. Da uns die Gegend sehr gut gefiel, liefen wir ein kleines Stück. Der große Nachteil in San Francisco ist jedoch, dass es ziemlich bergig ist. Da die Straße auch häufig komplett gerade verlaufen passiert es nicht selten, dass man einen Berg steil hoch oder runter läuft. Es war aber ohnehin zu weit bis zum nächsten Ziel um zu laufen, weshalb wir entschieden mit dem Bus zu fahren.

Busse fahren in San Francisco grundsätzlich einige. Jedoch mit ziemlichem Abstand zueinander. Daher mussten wir hier das erste Mal an diesem Tag 20 Minuten auf den nächsten Bus warten. Dabei hatten wir dann noch Pech und erwischten einen Bus, der alle zwei Blöcke eine Bushaltestelle hatten und dort anhielt. Irgendwann entschieden wir auszusteigen und auf den Expressbus zu warten, der wenig später kommen müsste. So ganz genau wann und wie der kommt wussten wir jedoch nicht, da wir leider keine mobilen Daten für die Handys hatten und auch WLAN Spots eher eine Seltenheit waren.

Nach fast 45 Minuten holpriger Fahrt im klapprigen Bus erreichten wir Lands End. Lands End ist ein riesiger Park, der zum Erholungsgebiet Golden Gate National Recreation Area gehört. Ich hatte vorher gelesen, dass man von dort einen tollen Blick auf die Golden Gate Bridge haben sollte. Leider war das Wetter seit dem Frühstück ziemlich zugezogen und wir konnten noch nicht abschätzen ob die Brücke tatsächlich zu sehen war. Der Park liegt direkt entlang der steinigen Küste des Pazifiks und an der Mündung des Golden Gate. Wir starteten im Westen bei den Überresten eines historischen Bades (Sutro Baths) und liefen von dort an in Richtung Golden Gate Bridge. Man muss ein ganzes Stück laufen, bis man am ersten Aussichtspunkt ankommt. Die Brücke war zwar noch weit weg, aber trotzdem war es cool zu sehen, dass da tatsächlich die große, rote Brücke steht, von der man so oft gehört hat. Tatsächlich konnte man aber bedingt durch die Wolken nur die untere Hälfte der Brücke sehen. Ich war jedoch optimistisch, dass der Wind hier am Meer die Wolken über kurz oder lang weitertreiben würde. Daher liefen wir weiter die Küste entlang und auf die Brücke zu. Immer wieder boten sich vereinzelt Möglichkeiten, einen Blick auf die Brücke zu werfen wo sich auf zeigte: Die Wolken verzogen sich langsam. Etwa eine Stunde nach Ankunft im Park schien die Sonne wieder und es waren keine Wolken mehr zu sehen. Wir liefen bis zum äußeren Ende des Parks. Der Weg ging dabei von einem angenehmen Spazierweg über in einen schmalen Wanderweg, der an mehreren Stellen über Treppen hoch führte, nur um auf der anderen Seite wieder runter zu gehen. Trotzdem eine sehr schöne Ecke und unerwartet in der großen Stadt.

Am Ende des Park befindet sich noch der Eagles Point. Von dort hat man erneut einen tollen Blick. Da wir die Brücke aber auch von näher dran sehen wollten, entschieden wir uns mit dem Bus bis direkt dran zu fahren. Der Weg bis zur Bushaltestelle führte uns dabei über einen Golfplatz und direkt an einer Privatschule vorbei, die wohl gerade Schulschluss hatte. Vor dem Eingang saß eine ganze Gruppe kleiner Mädchen in Schuluniform, während sich entlang des Wegs ein SUV an den anderen reihte um sein Kind abzuholen. Immer wenn ein Kind vorne eingestiegen war, bewegte sich die Schlange ein kleines Stück nach vorne, das jeweilige Kind wurde aufgerufen und die Betreuerin der Schule öffnete für das Kind die Autotür. Die Eltern bleiben bequem im Auto sitzen. Sehr komisch anzusehen, wenn man den Schulalltag aus Deutschland kennt.

Mit dem Bus dauerte die Fahrt eine ganze Zeit durch den dichten Stadtverkehr bis zum Golden Gate Bridge Welcome Center, was eigentlich auch nur ein Laden mit teueren Souvenirs ist. Von dort kann man zu Fuß bis vorne, neben die Brücke zu einem Aussichtspunkt laufen oder aber zu Fuß bis runter ans Wasser, sodass man die gesamte Größe der Brücke erst begreift. Da der Aussichtspunkt nah an der Bushaltestelle und dem Parkplatz sind, war es dort ziemlich voll. Leute (teilweise in sehr fragwürdigen Outfits) standen und machten Fotos ohne Ende. Uns war es deutlich zu wuselig und voll und wir entschieden uns durch den dort befindlichen Park nach unten ans Wasser zu gehen. Auf halbem Weg kamen wir zufällig an einer freien Bank vorbei, mit perfektem Blick auf die Brücke. Ich hatte ziemlich schmerzen am Fuß durch die Bettwanzenbisse und zusätzlich hatten wir beide Hunger. Daher kam die Pause dort gelegen. Während wir auf der Bank saßen und den Ausblick genossen, fiel mir auf einem nahgelegen Zaunpfeiler ein sehr bekannter, gelber Aufkleber ins Auge. Bei näherer Betrachtung konnte ich ein Lachen nicht unterdrücken. Dort stand: Schön hier. Aber waren Sie schon mal in Baden-Württemberg? Immer seitdem Caro und mir vor drei Jahren in Mexiko auf einem Ausflug auf einer Pyramide zwei deutsche Mädels entgegen kamen, die sich genau über diesen Spruch lustig machten, ist es ein Running Gag zwischen uns und es ist wirklich erstaunlich, an welchen Orten man diesen Aufkleber findet. Hier kann man die Geschichte über Mexiko lesen und hier erzähle ich von der Begegnung mit dem Sticker auf dem höchsten Pass Korsikas.

Als wir unten am Wasser ankamen waren kaum Touristen zu sehen, was vielleicht auch den zahlreichen Stufen geschuldet ist, die man anschließend wieder hoch gehen muss. Auf einem langen Steg ins Wasser saßen lediglich einige Angler und zahlreiche Möwen. Hier hatten wir Zeit in Ruhe unsere Andenkenfotos zu machen, bevor es wieder hoch und zum Bus ging. Aufgrund der bereits fortgeschrittenen Zeit entschieden wir uns entgegen noch über die Brücke zu laufen.

Wir hatten bereits schon früher am Tag überlegt, ob wir nicht spontan abends zum Baseball gehen wollten. Da wir aber nach wie vor kein Internet hatten, konnten wir weder googeln, wann genau das Spiel anfing, noch ob es noch Karten gab. Daher war unser Ziel mit dem Bus in die Innenstadt zu fahren (die auf dem Weg zum Stadion lag) und dort nach einem Starbucks zu suchen (das WLAN dort ist am schnellsten und stabilsten und läuft auch vor dem Laden… Wie die Getränke sind weiß ich bis heute nicht). Leider merkten wir jedoch zu spät, dass wir in den Bus in die falsche Richtung eingestiegen waren und somit zurück in Richtung Süden (die Innenstadt war im Osten von uns) zu unserem Ausgangspunkt auf dem Weg zur Brücke fuhren. Also an der ersten Haltestelle wieder raus und den Bus in die richtige Richtung gesucht. Dann weiter zum Starbucks. Dort konnten wir sehen, dass wir etwa 1,5 Stunden bis Spielbeginn hatten und auch noch Karten verfügbar waren. Allerdings konnten wir auch sehen, dass keine Rucksäcke mit ins Stadion dürfen, was für uns bedeutete, dass wir noch einmal zurück zur Unterkunft mussten. Blöderweise waren auch alle Ticketseiten etwas überlastet und funktionierten daher nur sehr langsam. Nach einem kurzen Abstecher in unserer Unterkunft begaben wir uns auf direktem Wege mit der U-Bahn im Richtung Stadion. Dort gab es in den Stationen auch WLAN, welches leider während der Fahrt nie ausreichte, um zwei Tickets zu kaufen. So kam es, dass wir bei Ankunft am Stadion noch immer kein Ticket hatten und stattdessen vor Ort am Schalter eins kauften. Das funktionierte hervorragend, wir bekamen noch bessere Plätze und sparten uns zusätzlich die Vorverkaufsgebühren.

Ich freute mich riesig. Ich spiele in Deutschland Softball, was dem Baseball sehr ähnlich ist. Mein einziges und letztes großes live Baseballspiel ist allerdings schon 9 Jahre her. Seitdem habe ich bei uns im Verein schon mal zugeguckt wenn die Herren spielen, es ist aber doch sehr anders wenn man im großen Stadion ist und den Profis zusehen kann. Von unseren Plätzen hatten wir einen guten Überblick über das Feld. Da bis zum Spielbeginn tatsächlich noch ein paar Minuten waren blieb genug Zeit etwas als Abendessen zu organisieren. Angesichts der sehr hohen Preise für eigentlich alles in den USA, war ich über die recht normalen Stadionpreise für das Essen überrascht. Standesgemäß wurde das Baseballspiel mit der Amerikanischen Nationalhymne eröffnet, bevor in neun Innings die San Francisco Giants gegen die Los Angeles Dogers spielten. Neun Innings können sich allerdings ziemlich ziehen, wenn im Spiel nicht so sehr viel passiert. Zusätzlich ist es ein Nachteil, dass das Stadion direkt am Wasser gebaut ist und der kalte Wind vom Meer durch das offene Stadion weht. Trotzdem war es eine tolle Erfahrung, auch wenn die Giants mit 5-0 verloren haben.

Die Rückfahrt mit der Bahn lief trotz der riesigen Menschenmaschen sehr reibungslos und wir waren mehr als froh, als wir endlich ins Bett fallen konnten, platt vom Tag.