Der nächste Morgen begann gemütlich, bevor uns dann gegen Mittag doch noch die Unruhe überkam. Die Berge um uns herum waren aber auch einfach zu verlockend. Die Wanderung die am ansprechendsten erschien war leider zugleich die Anspruchsvollste. Auf Komoot wurde sie mit 6 Stunden Gesamtdauer und 1100 Höhenmetern angezeigt. Nicht gerade wenig, wenn man bedenkt, dass wir beide zwar fit aber nicht super trainiert sind. Trotzdem wagten wir es und machten uns kurz nach 13 Uhr auf den Weg. Damit blieben uns 7 Stunden Tageslicht für die 10 km Strecke. Am Anfang des Weges stand ein Schild, dass die Wanderung mit 4,5h Stunden beschrieb. Ob für Hin- und Rückweg wussten wir nicht.
Der Weg verlief schattig unter Bäumen langsam der Berg hinauf. Je höher wir kamen, desto mehr wurde der Weg zur Kletterpartie über Steine. Die Vegetation veränderte sich langsam und die Ausblicke wurden immer schöner. Jedoch brauchten wir auch regelmäßig Pausen, besonders ich, zum Luftholen und trinken. Die Köpfe wurden röter und der Schweiß lief, je höher wir kamen. Nach 2,5 Stunden erreichten wir einen Durchgang zwischen zwei Bergen. Von dort waren es nur noch 1,2 km und etwa 290 Höhenmeter. Das erschien uns nicht sehr viel und wir erwarteten, die Wanderung sehr viel schneller zu beenden als zunächst vermutet. Dabei wussten wir jedoch noch nicht, was uns erwartete. Mit einem schlag hören die Bäume auf, die Baumgrenze war erreicht und vor uns begann ein steiles Geröllfeld. Ein richtiger Weg lies sich nicht erkennen, jedoch sah man immer wieder klein Türmchen aus Steinen. Diese waren uns auch auf dem bisherigen Weg aufgefallen, jedoch wussten wir nicht weshalb diese da waren. Hier wurde es jedoch deutlich. Sie zeigten den Weg. Nach etwa einer halben Stunde wurde der Weg noch einmal deutlich steiler. Dieser Abschnitt war in Komoot markiert als „Kletterpartie für Kids“. Eine Kletterpartie war es auf jeden Fall. Ob diese jedoch für Kids zu empfehlen ist (vor allem auf den Weg runter) möchte ich bezweifeln. So arbeiteten wir uns etwa 180 Höhenmeter mehr oder weniger senkrecht nach oben. Etwas Sorge bereitete uns dabei das Wetter. Hinter uns zogen relativ dunkele Wolken durch das Tal zum nächsten Berg. Teilweise so dicht, dass der andere Berg und auch der Beginn unserer Kletterpartie nicht mehr zu sehen waren. es war jedoch ursprünglich für den Tag kein Regen angesagt und da die Wolken sehr schnell weiter zogen und dazwischen die Sonne immer wieder durch schien, entschieden wir uns weiter zu gehen. Nach dem steilen Stück erreichten wir den ersten, etwas niedrigeren Berg. Ursprünglich wollten wir, angesichts des Wetters, nur diesen Gipfel besteigen. Da das Wetter in der Zwischenzeit jedoch wieder deutlich besser geworden war, und es nur noch 600m zum eigentlich Gipfel waren, liefen wir weiter. Hier waren wir erneut sehr froh um die Steintürmchen, da sich ein Trampelpfad nur stückweise erkennen lies. Dieses letzte kurze Stück kostete uns noch einmal eine halbe Stunde und wir erreichten nach knapp 4 Stunden endlich den Gipfel des Capu d‘Ortu.
Der Blick von dort oben belohnte uns für den harten Weg. Wir konnten bis zum Meer sehen und befanden uns gleichzeitig oberhalb einiger Wolken die um uns herum waren. Der Blick war fast schon surreal und glich der Sicht aus dem Flugzeug. Wir verweilten, machten Fotos und dann Platz für die nächsten beiden, die kurz nach uns den Gipfel erreichten. Die gehörten auch zu den einzigen drei Personen, die wir auf der gesamten Wanderung sahen.
Wir ließen uns nicht all zu viel Zeit, bevor wir mit dem Abstieg begannen, da es bereits 17 Uhr war und somit in 3 Stunden dunkel. Zwar geht der Abstieg häufig schneller als der Aufstieg, uns erwartete jedoch die Wand mit der Kletterpartie, die wir nun wieder hinunter mussten. Dabei galt es vorsichtig zu sein, da eine Verletzung am Berg in der Höhe mehr als ungünstig wäre. Auch hier halfen uns die Steintürme wieder sehr, da sich von oben noch viel weniger ein Weg erkennen lies als beim Aufstieg. Wir waren froh, als das Geröll hinter uns lag und wir uns auf dem vergleichsweise normalen Weg befanden. Dieser bestand allerdings in der Höhe auch immer noch aus hohen Steinen, sodass wir auch dort teilweise klettern und langsam gehen mussten. Ein Abschnitt den wir normal laufen konnten, war ehr selten. Mit der Zeit im Nacken machten wir ehr weniger Pausen, die auf dem Weg runter Jan nun mehr brauchte als ich. Es gab einzelne Landmarken, die wir wiedererkannt und als wir uns im flacheren Gebiet befanden, in dem zusätzlich zu Steintürmen auch bunte Markierungen den Weg zeigten, wussten wir es ist nicht mehr weit. Pünktlich zu Einbruch der Dunkelheit liefen wir durch das Tor, dass den Anfang des Weges markierte und betraten damit den Campingplatz. Ziemlich erledigt und mit dreckigen Beinen gönnten wir uns ein Bad im Pool und anschließend eine lange Dusche. Das Abendessen bestand aus Resten, da sowohl Kraft als auch Lust zum kochen fehlten. Auf der Flucht vor den bösen Mücken (an diesem Platz konnte man sie nicht sehen, die Stich schwollen aber ziemlich dick an; ein Hoch auf den elektrischen Insektenstichheiler!) fielen wir vergleichsweise früh todmüde ins Bett.
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