Montag erwartete uns die koreanische Bürokratie. Hier ist es so geregelt, dass man für 3 Monate ein Visum hat und in dieser Zeit die Allien Registration Card (ARC) beantragen muss. Da die offizielle Stelle dafür momentan geschlossen ist findet dies gesammelt in der Uni für alle ausländischen Studenten statt. Wir hatten zuvor die Info bekommen was alles benötigt wird und neben einem Ausdruck auch alles besorgt. Die fehlenden Unterlagen wollten wir jedoch ohnehin in der Uni ausdrucken uns einen weiteren Zettel mussten wir dort erst abholen. Soweit unsere Infos.
An der Uni angekommen liefen wir zuerst zu entsprechendem Büro um uns die Bescheinigung abzuholen, dass wir tatsächlich eingeschrieben sind. Nach einiger Suche hatten wir dies auch gefunden. Jedoch wurde uns da gesagt, dass die Unterlagen bereits alle an der Stelle bereitliegen, wo wir auch die restlichen Unterlagen einreichen mussten.
Also liefen wir zum Kopierzentrum welches sich im Keller des Hauptgebäudes befindet. Dort fiel Dominik auf, dass er seine Passbilder in der Wohnung hatte liegen lassen und deshalb neue brauchte. Glücklicherweise gibt es neben einem Kopierzentrum auch einen Fotografen im Keller der Uni. Dieser erklärte jedoch, dass die Bearbeitung der Fotos eine Stunde dauerte. Gut dass ich meinen Laptop mitgenommen hatte und nun draußen in Ruhe arbeiten konnte. Wäre nicht die Mail gekommen, dass wir uns bis 16 Uhr und nicht wie ursprünglich angekommen bis 17 Uhr registrieren müssten. Und es war bereits 15:45 Uhr. Also dem Fotografen mit Hilfe eines Koreaners erklärt, dass er die Fotos schneller brauchte und prompt waren sie fertig.
Beim Einreichen der Unterlagen dann das nächste Problem. Dominik fehlte ein Ausdruck und ihnen gefiel der Hintergrund meines Fotos nicht, da dieser zwar einfarbig aber leicht gräulich war. Außerdem fehlten Unterlagen der Vermieterin obwohl wir extra ein Originaldokument von ihr hatten. Zum Glück konnte uns hier ein Mitarbeiter der Uni helfen, der mit unserer Vermieterin telefonierte und die von ihr geschickten Unterlagen anschließend ausdruckte, während auch ich noch Fotos machen ließ. Pünktlich um 17 Uhr konnten wir dann endlich die Unterlagen einreichen. In den kommenden Wochen müssen wir dann noch Fingerabdrücke nehmen lassen bevor wir den Ausweis vermutlich Mitte Oktober erhalten.
Dienstag habe ich den freien Tag wieder genutzt um zu arbeiten. Abends trafen wir uns mit Melanie, Anaïs und Théophile (3 Franzosen) zum Abendessen. Es gab, typisch koreanisch, eine Schüssel mit Reis und verschiedenem Topping. Dazu eine Aussicht auf eine der Straßen am Rande von Hongdae, dem Partyviertel. Da seit Montag die Restaurants wieder länger als 21 Uhr geöffnet haben dürfen, gingen wir in eine kleine Bar um noch etwas zu trinken und einige Runden Karten zu spielen.
Für Mittwoch hatten wir uns zum BBQ essen verabredet. Manche fragen sich jetzt evtl. warum wir so viel essen gehen. Die Preise für Lebensmittel sind in Korea sehr hoch. Ein Einkauf kostet schnell doppelt so viel wie in Deutschland. Essen gehen ist damit verglichen günstig, weshalb es preislich meistens keinen Unterschied macht ob man essen geht oder selber kocht. Und so sehe ich regelmäßig meine Freunde und es ist immer sehr lustig.
Mittwoch waren wir wieder eine relativ große Gruppe, weshalb wir gleich mehrere Tische benötigten. Beim korean BBQ gibt es auf jedem Tisch einen Grill. Zusätzlich erhält man automatisch Kimchi, Salatblätter, Rettich und Knoblauch. Das Fleisch kann man sich aussuchen. Dieses wird roh an den Tisch gebracht und dort selbst gegrillt. Wenn es fast gar ist schneidet man es mit einer Zange in mundgerechte Stücke und grillt diese von allen Seiten.
Als Nachtisch führte uns der Weg zu Baskin Robbins für ein Eis. Die haben eine riesige Auswahl und dazu noch sehr ausgefallene Sorten, wie z.B. Zuckerwatte.
Freitags habe ich immer frei. Der Plan der Gruppe war, um 18:30 Uhr von der U-Bahn zum Namsan Seoul Tower zu gehen. Dies ist ein öffentlich zugänglicher Fernsehturm auf dem Namsan Berg und thront über der Stadt. Da für den Tag herrliches Wetter angesagt war beschloss ich, bereits alleine Nachmittags zu dem Turm zu fahren und dann auch den Berg hoch zu laufen, statt die Seilbahn zu nutzen. Damit müsste ich nach meiner Überlegung pünktlich für den Sonnenuntergang auf dem Turm ankommen. Dieser war bereits um 18:30 Uhr weshalb ich es mit der Gruppe zusammen wohl nicht geschafft hätte.
Zunächst führt mich mein Weg jedoch von der U-Bahn zur Bäkerei “The Bakers Table”. Dabei handelt es sich um eine deutsche Bäckerei. Damit jedoch nicht genug. Der Eigentümer kommt aus meiner Heimatstadt. Leider war er nicht da, als ich im Laden war. Ich ließ jedoch unbekannterweise Grüße ausrichten und nahm ein schönes Körnerbrot mit.
Weiter ging es vorbei am Restaurant Ninja Ramen (erinnerte mich sehr an das Ninja Restaurant damals in New York) Richtung Berg.
Mir wurde empfohlen, den Berg hoch zu laufen, weil es wohl sehr schön sein soll. Dass man dazu besser Wanderschuhe trägt (je nachdem welchen Weg man läuft) hatte aber niemand gesagt. So kletterte ich über Felsen den Berg hoch, bis dass ich wieder auf die Straße traf, welche für Busse über den Berg führt. Von der Bushaltestelle hat man bereits einen ersten, tollen Ausblick über die nördliche Seite von Seoul bis zu den Bergen.
Von dort führt der Weg ein letztes mal steil hoch bevor man am Fuß des Turms ankommt. Es gibt zwei Besucherterassen unten am Turm, die man kostenlos besuchen kann. Eine von diesen ist bei Pärchen sehr beliebt. Unzählige Liebesschlösser zieren dort den Zaun. Allerdings auch tatsächlich nur dort, an den ausgewiesenen Stellen, weil die Koreaner, ordentlich wie sie sind, sich strikt an ihre Regeln halten.
Gegen 18 Uhr machte ich mich auf den Weg zur tatsächlichen Aussichtsplattform auf 138 m. Der Eintritt kostet hierfür 11.000 won (8,00€) und ist es, wie ich finde, auf jeden Fall wert. Durch einen Sternentunnel und einen Raum voller Animationen gelangt man zu den Aufzügen. Bedingt durch Corona war hier überhaupt nix los, sodass ich als einzige mit dem Aufzug nach oben fuhr. Auch oben liefen lediglich eine Handvoll Menschen umher. Wie ich gehofft hatte, war ich pünktlich zum Sonnenuntergang da, hatte jedoch noch genug Zeit ein Foto bei Tageslicht in alle Richtungen zu machen. Anschließend verschwand die Sonne als rot glühender Ball auf der anderen Seite des Fluss hinter den Bergen und tauchte die Stadt in ein rotes Licht. Und auch im dunkeln ist es toll die Skyline von Seoul anzusehen mit den zahlreichen Lichtern.
Bis dass die restliche Gruppe auf dem Turm ankam dauerte es noch eine ganze Zeit. Währenddessen hatte ich Gelegenheit viele (wirklich sehr viele) Fotos zu machen und die Aussicht zu genießen. Für den Rückweg hatten alle noch ein Ticket für die Gondel. Da es auch zu Fuß über die befestigte Treppe lediglich 20 Minuten zurück in die Stadt dauerte entschied ich mich zu laufen und kam nur fünf Minuten nach den anderen unten an.
Zum Abendessen gab es koreanisches Schnitzel. Dieses ist nicht mit Paniermehl gemacht sondern wir in einer Art Teig ausgebacken. Dazu, wie sollte es anders sein, gab es natürlich Reis.
Der Samstag begann sehr entspannt. Nach einem Einkauf am Nachmittag, um den Kühlschrank wieder aufzufüllen, traf ich mich um 16 Uhr mit Melanie und Anaïs. In dem Internationals Club der Uni gibt es ein Mädchen, welches in einem Tattoostudio arbeitet. Dieses hatte versprochen, dass es bei ihr Rabatt gibt. Melanie wollte sich ohnehin ein Tattoo stechen lassen und ergriff die Gelegenheit daher sofort. Für mich fiel der Plan deutlich kleiner aus. Neben Tattoos gibt es in diesem Laden auch Piercings. Nachdem ich letztes Jahr bereits das eine Ohr habe piercen lassen in Mexiko, war nun das andere dran mit einer Erinnerung an Südkorea. Anaïs hatte den gleichen Plan wie ich. Da dies sehr schnell ging leisteten wir anschließend Melanie noch Gesellschaft und hielten, wenn nötig, ihre Hand gegen die Schmerzen.
Etwas müde aber vor allem hungrig trafen wir uns anschließend mit einigen anderen zum Abendessen ganz in der Nähe. Das Eis, was wir uns natürlich durch den Nachmittag verdient hatten, kauften wir beim Conveniencestore und liefen anschließend durch die Straßen von Hongdae, während wir beobachteten wie das Nachtleben langsam wieder erwacht.
Für Sonntag wurde geplant, eine Fahrradtour am Fluss entlang zu machen. Mit den vielen Kilometern Fahrradweg und unzähligen Leihfahrrädern bietet es sich durchaus an. Allerdings schienen noch mehr Menschen diese Idee zu haben, da es alles andere als einfach war 7 Leihfahrräder aufeinmal zu finden. Nach über zwei Stunden bestand die Gruppe nur noch aus 6 Leuten, diese jedoch alle mit einem Fahrrad. Pünktlich zum Sonnenuntergang radelten wir gemeinsam über den Hangang River und anschließend daran entlang zum Yeouido Park. Dies ist der gleiche Park wie der, den wir bereits einige Wochen zuvor mit Kwon besucht hatten.
Nachdem wir unser Ziel erreicht und die Fahrräder abgegeben hatten hieß es erneut warten, wie leider so oft an diesem Tag. Diesmal auf verschiedene Leute, die zur Gruppe dazu stoßen wollten. Nachdem alle angekommen waren ging es gemeinsam essen und anschließend zurück an den Fluss, bevor die Sperrstunde der Leute aus dem Studentenwohnheim für uns alle den Zeitpunkt zum Aufbrechen bestimmte. Aber Fahrrad fahren am Fluss ist total schön und zudem unheimlich günstig. Solange das Wetter noch so gut ist werde ich das mit Sicherheit noch einmal machen.
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