Venezia [komplett]

Los ging es heute morgen mit überfüllten Bus, hinauf auf die Insel. Da alle Touristen zielstrebig in eine Richtung liefen, dachte wir uns: hey, warum nicht einfach in die entgegen Gesetze Richtung gehen. Gesagt getan. Drei Häuserzeilen und einen Kanal weiter fanden wir einen schwimmenden Gemüsestand. Dieser machte uns erst deutlich, wie kompliziert die Versorung der Inselbewohner ja eigentlich ist. Autos, Fahrräder, Roller etc. sind dort nämlich verboten. Daher muss einfach alles per Schiff transportiert werden. Später am Tag sollte uns noch ein DHL Boot begegnen und auch die Unterverteilung der Pakete geschieht auf ungewöhnliche Art. Auf die Frage, wie viele Pakete hier wohl feucht werden, konnten wir aber keine Antwort finden. 

Am Leonardo da Vinci Museum vorbei, ging es durch weitere Gassen und über Brücken zur Kirche San Panthalon. In dieser Kirche ist es leider nicht gestattet Fotos zu machen, dass was es dort zu sehen gibt, ließe sich auch schlecht auf ein Bild bannen. An der Decke der Kirche befindet sich ein Gemälde, welche (wenn man in der Mitte der Kirche steht) sehr plastisch wird und nicht aussieht als wäre es nur in einer Ebene gemalt. Wir fanden dieses Kunstwerk sehr beeindruckend und es scheint ein echter Geheimtipp zu sein, da wir fast die einzigen waren, die diesen Ort besuchten.

Weiter gingen wir durch das Viertel Dorsuduro. Hier ist es ruhig und ursprünglicher. So befindet sich hier die einzige noch erhaltene Gondelwerkstatt Venedigs, wo die Gondeln noch aus Holz gebaut und repariert werden. Den Arbeitern im Squero San Trovaso kann man von der gegenüberliegenden Seite, über dem Kanal hinweg bei der Arbeit zuschauen.

Wir sind diesem Kanal weiter gefolgt und kamen an seinem Ende zum Canale della Giudecca, der die Hauptinsel von der Insel Guidecca, wegen ihrer Form auch Fischgräte genannt, trennt. Dort lässt sich auch ein großes Problem beobachten. Jährlich legen etwa 1.500 große Kreuzfahrtschiffe in Venedig an und müssen durch diesen Kanal fahren um zum Anleger zu gelangen. Es gelangen durch die Schiffe nicht nur jede Menge Touristen in die eh schon überfüllte Stadt, nein jedes Schiff stößt auch eine Menge an Abgasen aus, die der von etwa 14.000 Autos entspricht. Außerdem erzeugen Sie jede Menge große Wellen, die am eh schon beschädigtem Bild der Stadt weiter nagen. Verständlich, dass die wenigen Venezianer, die es noch gibt, dagegen protestieren.

Wir setzen uns also an den Kanal und machten einen Moment Pause und genossen das schöne Wetter. Denn allen Wetterberichten zum Trotz hatten wir heute sehr gutes Wetter. Es war war, die Sonne schien, das Wasser war fast schon karibisch grün. Was möchte man im Urlaub schon mehr haben?

Durch das Viertel ging es dann weiter Richtung Canal Grande, dem großen Kanal der die Hauptinsel in zwei Teile spaltet und nur von vier Brücken überspannt wird, da er zwischen 30 und 70 Metern breit ist. Eine dieser Brücken ist die nicht aus Stein gebaute Ponte dell’Accademia, deren Namen nicht etwa von der in der Nähe liegenden Universität stammt, sondern durch die daneben liegende Gallerie dell’Accademia. Von der Brücke hat man einen wunderbaren Blick Richtung Santa Maria della Salute, einem der wohl beliebtesten Fotomotive in Venedig. Ein Stück weiter den Kanal hinauf fanden wir einen Steg der in den Kanal hinein reichte und machten von dort noch ein Foto um dann den Weg zum Piazza San Marco einzuschlagen. Unterwegs kamen wir noch an einem sehr schiefen Turm vorbei, welcher dem schiefen Turm von Pisa schon sehr ähnlich ist. Vermutlich stammt die Schräglage, wie bei vielen anderen Häusern auch, aus den 60ern, als durch Grundwasserentnahme unterhalb der Stadt, Venedig um mehrere Zentimeter abgesagt ist. Da merkt man schon, dass es Venedig eigentlich gar nicht geben dürfte. Die Natur versucht sich doch überall, dass was die Menschen ihr abgetrotzt haben, zurück zu erobern.

Waren wir lange Zeit abseits der Touristen, traf uns fast der Schlag, als wir plötzlich inmitten der Massen standen. Wie durch unsichtbare Hand gelenkt, sammeln sie sich immer auf den gleichen Straßen und man kann Ihnen sehr gut aus dem Weg gehen, wenn man einfach zwei Gassen neben her geht. Dort herrscht kein Gedränge und es ist fast friedlich still. An einem weitern Massenparkplatz für Gondeln vorbei, gelangten wir schließlich doch noch auf den Markusplatz, welcher nach den ganzen kleinen Gässchen und Plätzen, noch mal riesiger wirkte.

Wie es mit Venedig weiter geht erfahrt ihr, wenn es wieder WLAN gibt, also spätestens am Montag.

Trotz der Größe des Platzes wurde er von Touristen Massen gut gefüllt. So schlängelten wir uns an Cafés vorbei die einen Cappuccino für 10€ anbieten, dafür aber mit live Musik und den Touristen, um wenigstens ein paar Bilder machen zu können. Vor dem orientalisch gestaltetem Markus Dom, war eine Warteschlange, die der vor dem Kolosseum im Rom in nichts nachsteht. Am Markusturm warteten ebenfalls jede Menge Menschen, sodass wir einstecken weiter zum Dogenpalast gegangen sind. Dieser war das Regierungs- und Verwaltungszentrum der Republik und zugleich eindrucksvolles Symbol der Größe und Macht der Seerepublik Venedig. Hinter dem Dogenpalast liegt die Seufzerbrücke. Vom Dogenpalast wurden die von venezianischen Gerichten Verurteilten zur Haft oder zur Exekution über diese Brücke in die Gefängnisräume geleitet. Über die Brücke führen zwei durch eine Mauer getrennte Wege, die den Blick von abgeführten Gefangenen auf die dem Gericht vorzuführenden verhindert. Die „Seufzerbrücke“ erhielt erst im Zeitalter der Romantik ihren Namen, in der Vorstellung, dass die Gefangenen auf ihrem Weg ins Gefängnis von hier aus zum letzten Mal mit einem Seufzen einen Blick in die Freiheit der Lagune werfen konnten. Heute wäre der Blick in die Lagune den Gefangenen nicht mehr möglich, da sich zwischen der Brücke und der Lagune die Brücke Ponte della Paglia befindet, auf der selbstverständlich jede Menge Touristen warten, die einen Blick auf die eher unspektakuläre Seufzerbrücke werfen wollen. Dabei entgeht ihnen der Blick in die Lagune, wo man die Kirchen Chiesa di San Giorgio Maggiore erblicken kann.

Durch ein paar kleine Gassen geschlängelt und die Touristen hinter uns gelassen, machten wir uns auf zur Libreria Acqua Alta, einem echten Geheimtipp, da sich fast keine Touristen dort aufhielten. Den Namen erhält dieser Buchladen durch das regelmäßig in Venedig auftretende Hochwasser, Aqua Alta genannt. Denn er wird bei jedem Hochwasser überflutet, doch macht gar nichts dagegen. So liegen Bücher im Laden Kreuz und quer, die Angestellten Rauchen im Laden und tragen Gummistiefel, alte Gondeln werden als Bücherablagen missbraucht etc.. Durch eine kleine Tür gelangt in einen mini Hinterhof, wo sich teilweise feuchte Bücher zu einer Treppe stapeln, von der aus man über die Kanäle blicken kann und die gleichzeitig als gesetzlich vorgeschriebener Notausgang dient. Der Laden ist ein schöner Ort um ein ruhige bisschen Zeit zu genießen. Auch wenn wir nur italienische Bücher gesehen haben, soll es, wenn man lange genug sucht, auch Bücher in allen Sprachen der Welt geben. Das Schild am Eingang welches schreibt, dass wir den “schönsten Ladens der Welt” betreten, trifft hier schon irgendwie zu. Er ist auf jeden Fall zumindest einer der einzigartigsten Buchläden der Welt.

Da alle Eindrücke von Venedig, immer noch nicht ganz verarbeitet sind, folgt der Rest später.

Was fehlt bei unserem Rundgang durch Venedig noch? Selbstverständlich die Rialto Brücke. So stürzten wir uns wieder ins Getümmel, machten ein paar Fotos, konnten aber nicht nachvollziehen, warum diese Brücke so beliebt ist. Im inneren befiden sich Läden die teuer Schmuck und Gedöns verkaufen und von außen ist die Fassade auch nicht so prickelnd.

Deshalb sind wir schnell weiter Richtung Rialto Mercato, einem in der Nähe statt findenden Markt. Leider waren wir zu spät dran, sodass bis auf einem Gemüsehändler, alle Stände schon wieder verlasen waren. Kommt man dagegen vormittags, ist hier ein herrlichen Markttreiben zu erleben.

Möchte man unbedingt in Venedig mit einer Gondel fahren, so bietet sich hier die optimale Gelegenheit, denn hier kann de Canal Grande mit einer Gondel Fähre überquert werden. Venezianer fahren gratis, alle anderen dürfen zwei Euro für die Übergfahrt zahlen. Das ist allerdings immer noch deutlich günstiger als die privat Fährt für 80€ und man kann hinterher sagen, dass man Gondel gefahren ist.

Venedig hat nicht viel grün. Umso schöner war es einen großzügigen Park zu finden, in dem jede Menge Bäume und wiesen zu finden waren. Versteckt, eingeschlossen von den Häusern ringsum. Dort machten wir eine längere Pause um uns danach noch an die Lagune zu setzen und dort eine Zeit lang über das Meer zu philosophieren. Da sich das Wetter langsam aber unaufhaltsam verschlechtert hatte, beschlossen wir uns auf den Rückweg zur Unterkunft zu machen. Gerade als wir im Bus saßen fing es an in Strömen zu regnen.

Da wir in Italien waren und noch kein Eis gegessen hatte, mussten wir selbstverständlich noch an der kleinen Eisdiele neben der Unterkunft einen Zwischenfall einlegen um ein besonders cremiges und leckeres Eis zu genießen.

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1 Kommentar

  1. May-Britt

    Eine tolle Beschreibung von Venedig und sehr schöne Bilder. Am Besten gefällt mir das, wo ihr auf der Büchertreppe sitzt gefolgt von dem Bild mit den öffentlichen Gondeln, wo die Hände aus dem Wasser nach dem Haus greifen. Gute Symbolik!

    Vor allem habt ihr viel vom nicht touristischen Venedig gesehen. Das war sicher sehr interessant.

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