Der nächste Tag war ein ganz besonderer: Jan hatte Geburtstag. Auch wenn die Unterkunft nichts besonderes war, so sollte es der Tag doch werden. Mitte November und es waren über 30°C angekündigt. Der perfekte Tag für den Strand! Jan wollte gerne zu einem Strand südlich von Melbourne fahren. Da wir die letzten Tage an der Great Ocean Road Süd-westlich von Melbourne verbringen wollten, mussten wir ohnehin einmal an Melbourne vorbei uns es lag für uns auf dem Weg. St. Kilda ist der bekannteste Strand in Melbourne. Rund 700 Meter lang erstreckt sich der Sandstrand am Rande der Stadt. Bei aber nur 3 Meter Breite ist der Strand nicht so sehr groß und war an diesem schönen Samstag völlig überfüllt. Zusätzlich war es auch nicht besonders schön. So entschieden wir uns die bezahlte Stunde Parkgebühren zu nutzen um einmal an der Promenade entlang zu laufen und dann doch schon direkt weiter zu fahren.
Das nächste Ziel war der kleine Ort Torquay, südlich von Geelong. Torquay gilt dabei als Surf-Hauptstadt schlechthin. Ninja hatte einen kurzen Stopp im Ort selbst geplant um Geburtstagskuchen zu kaufen, bevor es weiter zum Bells Beach ging. Bells Beach ist ebenfalls sehr bekannt bei Surfern. Dort findet unter anderem jährlich das Rip Curl-Pro-Event, ein Surfwettbewerb der internationalen professionellen Surf-Community statt. Das besondere an diesem Strand ist unter anderem die Lage. Um zum Strand und ans Wasser zu gelangen muss man zunächst zahlreiche Treppenstufen durch die grüne Böschung nach unten laufen. Dort befindet sich der Strand zwischen großen, rötlichen Felswänden. Wir suchten uns einen Platz entlang der Büsche am Rand um etwas Schutz vor der Sonne zu finden. Leider befanden sich genau dort wieder die kleinen, lästigen Plagegeister die uns bereits seit Sydney nervten: Fliegen. Normale, schwarze Fliegen, wie auch bei uns, allerdings viel mehr davon. Und wirklich stören ließen sie sich auch nicht. Stattdessen kreisten sie um unsere Köpfe, flogen in unsere Ohren und landete direkt an Augen und Nase. Zunächst dachten wir noch, dass sie von unserem Kuchen angezogen wurden. Nachdem wir diesen aber aufgegessen hatte, blieben die Fliegen noch immer. Nur das Wedeln mit einer Kappe hielt sie zumindest von unseren Gesichtern fern. So konnte Jan seine Geburtstagsgeschenke auspacken, während Ninja fleißig mit der Kappe wedelte. Wir beschlossen trotzdem lieber schnell eine Runde ins Wasser zu gehen um den Fliegen möglichst zu entkommen. Das Wasser war nicht so wirklich warm und selbst die heißen Temperaturen konnten uns nicht direkt überzeugen. Langsam tasteten wir uns weiter ins Wasser, wobei die Entscheidung, wie nass man werden möchte nicht bei uns lag sondern bei den teils unberechenbaren Wellen. Das ist gleichzeitig auch die größte Gefahr dort an dem Strand. Die Strömung ist ziemlich stark und die Wellen können je nach Wetter sehr hoch werden. Bei uns war das Meer vergleichsweise ruhig, trotzdem merkte man den Sog des Wassers und den Druck der Wellen ordentlich. Deshalb gingen wir auch nur so weit ins Wasser, wie wir beide sicher stehen konnten. Einmal an die Wassertemperatur gewöhnt, war diese auch nicht mehr ganz so schlimm. Trotzdem reichte es uns nach etwa 20 Minuten. Da die Fliegen noch immer zahlreich an unserem Platz schwirrten, verlegten wir unsere Handtücher mitten auf den Strand, in der Hoffnung, dass der Wind dort die Fliegen fern hält. Ein bisschen half es tatsächlich, sodass wir noch einige Zeit dort sitzen blieben.
Am späteren Nachmittag beschlossen wir zu unserer Unterkunft nach Indented Head (eingedellter Kopf) zu fahren. Dort hatten wir eine kleine Ferienwohnung im Hippie Stil. Diese war jedoch nicht kitschig, sondern tatsächlich sehr passend und schön eingerichtet. Diese hatten wir erneut für zwei Nächte gebucht. Die Gastgeberin war sogar so nett und hatte Jan ein kleines Geburtstagsgeschenk hingestellt. Wir duschten und zogen uns um, um dann im Nachbarort in einem kleinen Restaurant lecker essen zu gehen und so den Geburtstag noch einmal zu feiern. Zurück in der Unterkunft folgten noch Telefonate mit den Lieben zuhause, die Jan zum Geburtstag gratulierten. Anschließend beschlossen wir noch für den nächsten Tag eine besondere Unternehmung zu buchen: Einen Surfkurs.
Der Surfkurs am nächsten Tag fand wieder in der Surfhauptstadt Torquay statt. Hätten wir vorher gewusst, dass wir so häufig in Torquay sind, hätten wir vielleicht doch das teurere Hotel dort gebucht um uns die Stunde fahrt die es jeweils dauerte zu sparen. Auf der Fahrt zog es sich zunächst zu, dann fing es an in Strömen zu regnen. Wir waren dann doch froh noch einige Zeit fahren zu müssen. Kurz vor der Ankunft hörte es tatsächlich auf zu regnen und blieb auch die verbleibende Zeit trocken. Der Surfkurs startete am zugehörigen Surfshop. Dort bekamen wir zunächst lange Neoprenanzüge und farbige Shirts, damit man uns besser sehen konnte. Mit sieben Leute und zwei Trainern war der Kurs nicht so groß. Draußen erhielt jeder von uns noch ein Surfbrett. Diese sind speziell für Anfänger aus hartem Schaumstoff gemacht. Zum einen schwimmen diese besser und zum anderen tun sie nicht ganz so doll weh, falls man sie doch mal an den Kopf bekommen sollte. Mit Surfboards ausgestattet mussten wir nun noch 400 Meter bis zum Strand laufen. Wir wurden bereits vorgewarnt, dass es an diesem Tag kaum Wellen gab. Genau so war es auch. Das Meer war sehr ruhig und die Wellen die es gab, waren sehr klein. Es hätte die Option gegeben, den Surfkurs zu verschieben. Da wir jedoch am nächsten Tag bereits weiter fahren wollten, kam dies für uns garnicht in betracht. Uns wurden die Grundlagen zunächst an Land erklärt. Sowohl Sicherheitshinweise, als auch das Paddeln und Aufstehen auf dem Surfbrett bekamen wir beigebracht. Dann ging es ins Wasser. Der Neoprenanzug war dabei sehr hilfreich. So war es nur die ersten paar Sekunden kalt, bevor sich das Wasser im Anzug aufwärmte. Wir hatten auch Glück, dass noch ein paar mehr Wellen kamen. Insgesamt zwei Stunden waren wir im Wasser, paddelten und versuchten uns hinzustellen. Der erste dem dies sehr gut (und ziemlich lange) gelang war Jan. Später schafften es auch Ninja und alle anderen aus dem Kurs. Trotzdem mussten wir feststellen, dass es deutlich herausfordernder ist als man denkt. Spaß hatten wir trotzdem und würden es jederzeit wieder machen.
Anschließend fuhren wir noch mal im Kuchenladen vorbei, weil es am Vortag so lecker war und gingen Wasser einkaufen, bevor es zurück zur Unterkunft ging. Dort verarbeiteten wir unsere letzten Lebensmittel zu einem leckeren Abendessen und fielen abends ziemlich müde ins Bett.
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