Nachdem wir am ersten Tag in Freiheit einen ersten kleinen Teil der große, weiten Stadt erkundet haben, wollten wir am nächsten Tag etwas der näheren Umgebung sehen. Unsere Vermieterin hatte sich ebenfalls für diesen Tag angekündigt, um uns nach der Quarantäne auch offiziell zu begrüßen und uns einige Dinge zu erklären. Als ich morgens aufwachte hatte ich eine Nachricht von ihr, ob es passen würde wenn sie mittags käme und dass wir ja heute auch umziehen müssten. In diesem Moment wurde ich etwas stutzig. Klar, es war mir nicht entgangen, dass die Wohnung in der wir uns befanden nicht den Bildern entsprach die wir im Internet gesehen hatten, aber nie war die rede davon gewesen, dass wir die Wohnung später wechseln müssten. Es stellte sich später heraus, dass unsere eigentlich gemietete Wohnung ebenfalls noch vermietet gewesen war. Wir hatten daher das Glück, während der Quarantäne in der großen Wohnung im ersten Stock wohnen zu dürfen. Sie zeigte uns unsere zukünftige Wohnung. Diese befindet sich im Erdgeschoss. Es gibt nur noch zwei Zimmer, wovon eines ehr als Abstellkammer durchgeht, aber ist ansonsten ähnlich zur vorherigen Wohnung. Bis dass die Vermieterin erzählte, dass es hier leider keine Waschmaschine gäbe, um die Ecke allerdings kein Waschsalon wäre. Eigentlich nicht so schlimm, mich störte es jedoch trotzdem, da die Waschmaschine damals mit ein Grund für die Wohnung war und es viele Dinge einfacher macht. Zumal wir beim Umsehen in der Wohnung feststellten, dass es im Badezimmer eine Nische mit Anschlüssen für eine Waschmaschine gab. Auch hatte online in der Anzeige gestanden, dass es eine Waschmaschine gibt. Daher sprachen wir die Vermieterin später darauf an, als sie erneut bei uns unten war. Sie wusste nicht mehr, dass dies ebenfalls in der Anzeige stand, versprach aber darüber nachzudenken.


Bereits abends erhielt ich von ihr die erfreuliche Nachricht, dass kommende Woche noch eine Waschmaschine eingebaut werden soll. Jetzt warten wir ab, ob dies alles so funktioniert, sind aber grundsätzlich zuversichtlich.

Nachdem wir erst alle Koffer wieder eingepackt und später ausgepackt und uns eingerichtet hatten war der Plan, den Supermarkt erneut zu besuchen und an den Fluss zu gehen. Außerdem wollten wir bei dem Waschsalon vorbei, da wir zu diesem Zeitpunkt noch nichts von unserem Glück ahnten. Nachdem wir diesen gefunden hatten, entschieden wir uns nicht auf direktem Weg Richtung Supermarkt oder Fluss zu laufen sondern einfach immer da entlang, wo es interessant aussah.

Für diese Entscheidung sollten wir definitiv belohnt werden. Wir liefen durch kleine Straßen, die sich nach und nach mit mehr Menschen füllten. Dann gab es vereinzelt am Straßenrand kleine Läden und Stände die Fisch und Gemüse verkauften. Bereits dort fiel uns auf, dass Obst und Gemüse deutlich günstiger ist (teilweise kostet es das halbe).

Wir folgten der Straße weiter und wären fast am Eingang zu einer langen, überdachten Marktstraße vorbei gelaufen.

Ähnlich wie eine Markthalle, jedoch nur auf einer einzigen Straße, gibt es dort nahezu alles was man sich vorstellen kann. Natürlich Obst und Gemüse, Fisch und Fleisch aber auch fertig zubereitete Speisen (bei manchen weiß man auch nicht was es ist), Gewürze (getrocknete Chili in großen Säcken) und Plastiklatschen.

Mit jedem Schritt den man machte kam ein neuer Geruch und etwas neues zu entdecken. Wir arbeiteten uns langsam die Straße entlang und beschlossen bereits bei der Hälfte, dass unser nächster Einkauf dort stattfinden wird. Wie gut dabei die Verständigung klappt (mal davon abgesehen, dass wir leider definitiv nicht auf koreanisch verhandeln können) wird sich zeigen. Aber wir werden wohl hoffentlich bekommen was wir möchten.

Vom Markt änderten wir unseren Weg und liefen in eine Richtung, in der sich der Fluss befinden müsste. Diesen fanden wir auch nach einiger Zeit und waren beeindruckt von dessen Größe. Bei der Anreise hatten wir den Fluss bereits mit dem Bus überquert, jedoch hatte ich damals abgespeichert, dass er in etwa die Breite des Rhein hätte. Ich muss anscheinend sehr müde gewesen sein, denn der Fluss ist mindestens drei mal zu breit die der Rhein.

Direkt am Fluss führt ein Radweg und ein Fußgängerweg entlang. Zudem gibt es immer wieder Stationen mit Sportgeräten.

Diese gibt es an sehr vielen verschiedenen Stellen in der Stadt und werden (so zumindest der Eindruck) überwiegend von älteren Herrschaften genutzt. Dominik schimpft immer nur, dass es ausschließlich “Wackelgeräte” gibt und keine Klimmzugstange oder etwas zum Gewichte heben. Jedoch musste er diese Aussage zumindest in Teilen revidieren, als wir eine große Brücke erreichten. Unter dieser waren deutlich mehr Sportgeräte gebaut und dabei gab es auch Stangen, die zwar eigentlich zu niedrig waren für Klimmzüge, aber wenn man wirklich will, reichten sie auch dafür.

Die meisten Leute tragen hier keine klassischen Sportklamotten während des Sport, weshalb auch wir dazwischen nicht weiter auffielen.

Nachdem wir fertig gespielt hatten ging es auf besagte Brücke hoch und an der breiten Straße entlang wieder stadteinwärts und zum Supermarkt.

Dieser ist in eine Art Outdoor Einkaufszentrum gebaut, welches sich über mehrer Ebenen in den Boden erstreckt.

Dabei dann die richtige Rolltreppe zu finden, die zum Laden führt, war nicht so einfach. Gefunden haben wir sie am Ende natürlich trotzdem.
Mittags war Dominik aufgefallen, dass es in der neuen Wohnung keine Schüsselchen gab, was sehr unpraktisch ist, wenn wir beide oft Haferflocken essen und es außerdem häufig Reis gibt. Auch gab es kein großes Brett und kein großes Messer. Beides wollte er gerne haben zum kochen. Da er auch in der Vergangenheit aus anderen Ländern, unter anderem aus China und Australien, ein Messer mit nachhause gebracht hat, ist es schon fast Tradition.

Ausgestattet mit Schüsseln, Messer und Brett ging es wieder nachhause zum Abendessen kochen. Ich hatte aber schon das erste Mal keine Lust mehr auf Reis, weshalb es für mich zum gekochten Ragout Nudeln gab. Reis gibt es dann am nächsten Tag wieder.

Der nächste Tag, Samstag, begann für uns beide etwas später. Man merkt doch die Anstrengung wenn so viele Eindrücke auf einen wirken. Außerdem wusste man, auch ohne einen Blick aus dem Fenster zu werfen, dass es in strömen regnete, so laut war es. Der Wetterbericht sagte voraus, dass es gegen 14 Uhr trocken werden sollte. Tatsächlich regnete es auch nicht mehr und wir machten uns fertig um raus zu gehen. Das Ziel sollte ein nahgelegener Berg sein. Als wir zehn Minuten später vor die Tür traten regnete es jedoch bereits schon wieder. Also Schuhe wieder ausziehen und abwarten. Das Regenradar versprach zwei trockene Stunden zwischen kurz vor drei und fünf Uhr. Tatsächlich hatte der Regen vierzig Minuten später aufgehört. Da es trotz Regen hier nicht kalt wird, erwartete uns ein Tropenklima, wie man es in Deutschland nur aus dem Zoo kennt. 98% Luftfeuchtigkeit und 30°C. Aber wir wollten ja was sehen. Der Berg “Seongsan Mountain” ist nur etwa 600m entfernt. Am Fuß des Berges ging es zunächst steil eine Straße hinauf. Diese erinnerte mich etwas an die Straßen in Wuppertal die zu den Hardt Anlagen führen, und ähnlich wie dort führte sie auch hier in einen Park.

Naja, zunächst in eine Sackgasse aus der dann eine schmale Treppe abging. Am Ende der Treppe zweifelte ich kurz, ob dies tatsächlich der richtige Weg wäre.

Es ging über einen Trampelpfad in der roten Erde und einige kleine Felsen weiter. Der Weg wurde wieder breiter und über führte über viele Stufen zwischen den Bäumen den Berg hoch. Im Moment müssen hier in Korea überall Masken getragen werden, auch auf der Straße. Aber dort im Wald entschieden wir uns dann, solange wir alleine waren und bedingt durch das Wetter, die Masken für einige Zeit abzunehmen. Mit einem Mal bekam man wieder Luft und der weitere Aufstieg ging auch wieder leichter. Einen ersten Stop legten wir an einer Aussichtsterasse ein, die einen Blick über Teile von Seoul und die dahinter liegenden Berge gab. Leider verdeckten die vielen Bäume einen großen Teil der Aussicht.

Dahinter führte der Weg weiter hoch. Wir kamen an den verschiedensten Stationen mit Sportgeräten vorbei während wir über die verschiedenen Hügel auf dem Berg liefen.

Leider hatte man von keinem eine Aussicht auf die Stadt, da die Bäume zu hoch wuchsen. Wir folgten einem Wegweiser der zum “Multipurpose Playground” führen sollte. Spielplätze sind nie verkehrt.

Jedoch war hier anscheinend der Spielplatz für die Großen gemeint. Wir landeten an einem weiteren, etwas größeren Sportpark. In diesem waren an den Bäumen sogar Uhren aufgehenden. Ziemlich skurril.

Auch führte dort eine schmale Straße über den Berg. Auf der anderen Seite der Straße schienen ebenfalls einzelne Sportgeräte zu sein. Beim näheren Hinsehen stellte sich heraus, dass dort anscheinend jemand ein komplettes Fitnessstudio in den Wald gebaut hatte. Hantelbank, Squatreck, Lattzug, Klimmzugstange und Kurzhanteln um nur einiges aufzuzählen. Dort “trainierten” aber ebenfalls nur zwei alte Männer.

Dominik war vor Begeisterung nicht mehr zu stoppen und probierte sofort verschiedene Dinge aus. Wenn man sich jetzt daran erinnert, dass es 30°C und 98% Luftfeuchtigkeit waren, dann fragt man sich wer da noch Lust auf Sport hat. Geschwitzt ist man, sobald man mehr als fünf Schritte vor die Tür macht. Wind gab es auch keinen, sodass einem der Schweiß tatsächlich einfach runter läuft. Nachdem ausführlich getestet und für gut befunden wurde ging es weiter, unter der Ansage, dass er demnächst häufiger hier sein wird. Der Weg führte uns weiter den Berg hoch bis dass wir an einer Art Outdoor Bühne landeten. Dort hing ein großes Banner, welches ankündigte, dass dort morgens Gymnastik stattfindet. Sportangebot gibt es also jede Menge hier in Seoul.

Der weitere Plan war vom Berg aus an einem Tempel vorbei zum World Cup Stadion zu laufen. Dieses wurde 2001 gebaut und 2002 während der Fußball WM genutzt.
Von dem Tempel konnte man leider nicht so sehr viel sehen, da es eine Schranke gab und wir uns nicht sicher waren, ob das Gelände betreten werden darf.

Auf dem weiteren Weg kamen wir noch an der Seongseo Middle School vorbei. Dort fiel mir das Schild “Green Food Zone” auf.

Später habe ich herausgefunden, dass es ein Gesetzt in Südkorea gibt, welches den Verkauf von Junkfood und anderen kalorienhaltigen Getränken und Lebensmitteln in einem Umkreis von 200m um die Schulen verbietet. Der restliche Weg zum Stadion führte am am Hongjecheon Stream entlang. Dieser beginnt im Bukhansan Berg und fließt unter anderem durch Mapo-Gu bevor er in den Hangang mündet.

Entlang diesem sind auf beiden Seiten Fahrradwege und ein Fußweg gebaut. Dieser ist komplett aus Tartan und somit besonders angenehm zum joggen.

Auch hier gibt es wieder zahlreiche Sportstationen. Am Wasser ist es sehr angenehm, da es dort ein kleines bisschen kühlen Wind gab.
Am Stadion angekommen konnte uns dieses nicht wirklich beeindrucken.

Interessanter war da der Supermarkt, der unten in das Stadion gebaut ist. Dieser war noch viel größer als die anderen Supermärkte in denen wir zuvor waren.

Außerdem gab es eine eine ziemlich laute Soundkulisse. An jeder Ecke gab es kleine Stände an denen man Lebensmittel probieren kann.

Im Obst und Gemüsebereich standen verschieden Mitarbeiter mit Mikrofon und versuchten vermutlich Waren zu verkaufen. Diese wurden aber nahezu übertönt von den Mitarbeitern beim Fisch.

[wpvideo Elrd2twg ]

Ob zu dem Zeitpunkt schon Abverkauf war, weil es auf den Abend zugeht weiß ich nicht. Die Auswahl an Produkten war auf jeden Fall riesig. Bei den Gewürzen begegnete uns unter anderem Grillhähnchen Gewürz.

Wir waren dort aber auf der Suche nach Ssam Jang (koreanische BBQ Sauce) welche wir dann auch fanden. Während wir an der Kasse anstanden fiel mein Blick noch auf die nebenstehende Eistruhe. Nachdem dann auch ein Eis im Hörnchen mit Karamell, Schokolade und Erdnüssen nur etwa 0,80€ kostete kam dieses definitiv als Stärkung für den Rückweg mit.

Es war bereits 17 Uhr und somit vorausgesagt, dass es erneut regnen sollte. Wir hatten jedoch Glück und kamen trocken wieder zuhause an. Dominik bekam jedoch zu spüren, dass es keine sehr gute Idee ist, zwei Tage nur in Flip Flops durch ganz Seoul zu laufen und dann noch einen Tag auf einen Berg zu klettern, da ihm sein einer Fuß sehr weh tat.
Ich telefonierte am Abend noch mit der Heimat und brachte dort Familie und Freunde auf den neusten Stand, während es draußen bereits wieder in Strömen regnete.

Der Sonntag begann, wie der Samstag geendet hatte, mit Regen. Müde Beine sorgten dann  für die Entscheidung, diesen Tag als Erholung zu nutzen. So hatte ich Zeit, noch etwas Arbeit für die kommende Woche vorzubereiten. Gegen Abend überkam mich jedoch mehr und mehr das Bedürfnis, mich zu bewegen. Bereits während der Quarantäne hatte ich überlegt, bis zum Fluss joggen zu gehen. Der Regen hatte aufgehört und ich beschlossen, dass es an der Zeit war den Plan umzusetzen. Mit nur 80% Luftfeuchtigkeit bei den üblichen 30°C war es vergleichsweise aashaltbar draußen. Aber es gilt nach wie vor die Maskenpflicht. Soweit ich weiß auch beim Sport. Entsprechend fertig war ich, als ich nach 2km den Fluss erreichte. Es war währenddessen bereits dunkel geworden und ich konnte den Blick auf die beleuchtete Brücke und Stadt genießen, bevor es anschließend auf anderem Weg die 3km zurück ging.

Die Maske macht es auf jeden Fall sehr anstrengend und so kam ich völlig durchnässt an der Unterkunft an. Das Bedürfnis nach Bewegung war damit auf jeden Fall gestillt. Morgen gibt es dann wahrscheinlich wieder einen größeren Ausflug in die Stadt bevor am Dienstag offiziell die Uni beginnt. Wobei wir dafür noch auf Infos warten ob wir unsere Kurse so belegen können wie wir das gerne wollten und wo die Veranstaltungen online stattfinden.