Nach einer Nacht ohne fließendes Wasser, Strom und vor allem Heizung (selbst zu zweit auf 1 m Bett mit zwei Decken wurde es nachts kalt…) erwachten wir in der selben Ruhe in der wir auch eingeschlafen waren. Etwas verdutzt guckte ich, als ich die vordere Tür öffnete, in eine Decke gekuschelt, und der Bauer der Schafe vom anderen Ende des Dorfes zurück guckte. Wir packten unsere Sachen zusammen und verabschiedeten uns von diesem schönen Fleckchen Erde. Offensichtlich fiel nicht nur uns der Abschied schwer, selbst der Himmel fing an zu weinen.
So waren wir trotzdem froh, als wir im trockenen Auto saßen und die Sitzheizung einschalten konnten. Geplant hatten wir für diesen Tag zwei Panoramastraßen. Den Rest der Trollstigen – Geiranger Tour hatten wir noch vor uns und anschließend ein kleiner Umweg um auch die Gamle Strynefjellsvegen Route zu fahren.
So ging es zunächst zum Geiranger Fjord. Die Fahrt verlief weitestgehend unspektakulär, bis zwei große Hop on – Hop off Busse vor uns zogen. Diese versperrten zwar die ganze Sicht, wurden aber offensichtlich von zwei Norwegern gefahren, die die Strecke kannten. Manch eine Kurve nahmen sie fast schneller als ich. Trotzdem wunderten wir uns, dass es solche Busse in dieser Gegend gibt. Abgesehen von dem Örtchen Geiranger und dem Fjord gibt es dort nicht viel zu sehen. Wir sollten aber später verstehen, wozu die Busse da waren.
Als wir die Kurven zum Fjord hinunter fuhren, sahen wir bereits einige Zeit zuvor, wo sich die Aussichtsplattform weit oberhalb des Wassers befinden musste. Zahlreiche Autos und Wohnmobile hielten dort bereits. Wir suchten ein freies Plätzchen und stellten unser Auto dazu. Die Aussichtsplattform ist, wie die meisten Aussichtsplattformen hier, ein Kunstwerk der Ingenieurskunst und sieht ganz nett aus. Noch viel netter war jedoch der Blick der sich uns bot. Von dort oben war auch bereits das Ende des Fjords an dem Örtchen Geiranger zu erkennen, sowie das riesiger Kreuzfahrtschiff, das davor hielt. Dafür waren wohl auch die zwei Busse gedacht. Wir hatten jedoch Glück, dass das Schiff offensichtlich gerade erst angelegt hatte und die Menschen es noch nicht bis zur Aussichtsplattform geschafft hatten.
Der Fjord selbst ist sehr beeindruckend. Kommt wohl nicht von ungefähr, dass er seit 2005 zum UNESCO Weltkulturerbe zählt. Ursprünglich wollten wir ein Stück des Fjords mit einer Fähre befahren. Diese sahen wir auch von oben. Später stellten wir jedoch fest, dass diese Fähre nur alle 3 Stunden fuhr und gerade abgefahren war. Außerdem dachten wir auch, dass der Preis von 110€ etwas teuer wäre. Da wussten wir noch nicht, dass eine normale Rundfahrt über den Fjord (ohne Auto) pro Person auch 50€ kosten sollte. So nett das ganze auch aussah, dass war es uns leider nicht wert. Daher genossen wir die Aussicht von oben, bevor wir ins Tal fuhren.
Im Tal angekommen, kurz vor dem Ortseingang blockierten zahlreiche Reisebusse mit Warnblinkanlage die Straße. Waren es wohl doch mehr als zwei Busse um die mehr als 3.300 Passagiere des Schiffs zu verschiedenen Orten zu transportieren. Wir hielten zunächst kurz im Ort, bevor wir entschieden vor den Menschenmassen die bereits um das Auto liefen wie hungrige Tiere, hinter uns zu lassen. Dazu fuhren wir den nächsten Berg hinauf. Dabei wurde uns bewusst, dass man 3.300 Menschen wohl nicht ganz so schnell hinter sich lassen konnte. Entlang der Straße liefen bereits zahlreiche Menschen den Berg hinauf. Wohl in der Hoffnung, einen guten Blick auf den Fjord zu bekommen. Das Problem war dabei der fehlende Bürgersteig und die mangelnde Aufmerksamkeit der Passagiere. Wir schafften es jedoch ohne jemanden zu überfahren mit dem Auto bis zur nächsthöheren Sehenswürdigkeit. Ein Weg entlang von Wasserfällen. Einige der Passagiere hatten diesen Weg wohl ebenfalls angestrebt, jedoch unten aus dem Tal die Wasserfälle hinauf, während wir von oben einige Treppen den Wasserfall hinab liefen, bevor uns das Gedränge inmitten der deutschen Touristen zu viel wurde. Lieber noch weiter den Berg hinauf.
Dort gab es erneut eine Aussichtsplattform über den Fjord. Offensichtlich eins der Ziele der Reisebusse. jedoch waren bisher noch nicht so sehr viele dort oben angekommen, sodass wir in Ruhe den Blick genießen konnten und gebrauch machten von der ersten Toilette mit fließendem Wasser, die uns an diesem Tag begegnete.
Anschließend wollten wir eigentlich weiter zum Geiranger Skywalk. Auf dem Weg dorthin wurde das Wetter jedoch erneut zunehmend schlechter, es war nebelig und regnete. Nachdem der Eintritt zum Skywalk (bzw. die Maut für die Straße dorthin) 30€ kosten sollte und man vermutlich dank des Wetters nicht viel gesehen hätte, entschieden wir lieber weiter zu fahren und damit die Touristen des Schiffs auch endgültig hinter uns zu lassen.
Die Straße führte weiter über mehrere Hochebenen, Pässe und Täler. Jedes mit neuer, beeindruckender Landschaft. Das Wetter wurde im Verlauf zum Glück langsam auch besser, wenngleich auch kalt. Bei den Schneeresten die an den umliegenden Bergen noch zu sehen warm wenig überraschend.
Am Ende der Trollstigen – Geiranger Tour hätten wir auch den kurzen Weg über die Schnellstraße zur nächsten Unterkunft wählen können. Da es jedoch noch relativ früh war und wir zur Unterkunft nicht mehr sehr weit zu fahren hatten, entschieden wir uns für einen kleinen Umweg zur Gamle Strynefjellsvegen Route. Diese ist eine alte Bergstraße, die heute dank verschiedener Tunnel kaum noch genutzt wird. Landschaftlich hatte sie trotzdem viel zu bieten. War das erste Stück noch geteert, fuhren wir ab der Passhöhe über eine gut befestigte Schotterstraße (mit dem ein oder anderen großen Schlagloch). Andere Menschen begegneten uns nur sehr wenig. Die meiste Zeit konnten wir anhalten wo wir wollten und waren ganz alleine. So blieb Zeit für viele Fotos und zum sammeln einiger Blaubeeren am Wegesrand.
Gegen Ende der Strecke begegneten wir noch einem angebrachten Pappschild, dass auf Hundegespanne auf der Straße hinwies. Und tatsächlich fuhren wir etwas später an zwei Camps vorbei, in denen offensichtlich Hundehalter mit ihren Hunden zelteten und sich auf die Schlittensaison im Winter vorbereiteten.
Nachdem wir noch eine Kleinigkeit eingekauft hatten, erreichten wir die Unterkunft ausnahmsweise schon etwas früher als sonst, gegen 17 Uhr. Die gewählte Unterkunft war dabei ein Traum. Am Hang gelegen, mit direktem Blick auf die Berge und das Tal in einer alten Hütte.
Von innen jedoch modernisiert ohne den alten Charm einer Holzhütte zu verdrängen. Diesmal auch mit Strom und warmen fließenden Wasser. Lediglich etwas kühl war es, weshalb ich den Ofen anzünden wollten. Nachdem das Feuer machen am Abend zuvor gleich zweimal sehr gut geklappt hat, wollte es diesmal nicht. Außer viel Qualm und einigen Flammen zwischendurch wollte er nicht so recht. Erst nach einiger Zeit brannte einigermaßen ein Feuer. Wir wollten noch die letzen Sonnenminuten draußen genießen und setzten uns auf die erst neu gebaute Terrasse. Später beschäftigte uns noch die Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit für die kommende Nacht, bevor wir nach einer wohltuenden Dusche in federweiche Betten fielen.
Solltet ihr jemals in Norwegen unterwegs sein und euch die Landschaft nördlich von Bergen ansehen, empfehlen wir euch unbedingt die tolle Unterkunft von Amund. Es war so herrlich und gemütlich, dass wir liebend gerne noch eine Nacht länger geblieben wären! Die Unterkunft findet ihr hier.
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