ESIME Ticoman University

Der zweite Tag begann entspannt, mit indem Frühstück in der Unterkunft. Am Tag zuvor haben wir beim Einkaufen Obst und Oatmeal mitgenommen um ohne großen Aufwand morgens etwas leckeres essen zu können. Der Vorteil an der Lage von Mexiko ist in dieser Hinsicht die Verfügbarkeit von frischem Obst.. So gehört auf jeden Fall Mango dazu, die ich in so toller Qualität lange nicht mehr hatte!

Gestärkt und ausgeruht war für den Tag geplant, dass wir die Universität unserer mexikanischen Gruppenmitglieder aus dem Projekt Ende Juli kennenlernen. Wie es bei der mexikanischen Spontanität und Pünktlichkeit jedoch schon mal ist, verschob sich das Treffen um einige Zeit nach hinten. Wir beschlossen daher schon einmal in die Richtung der Universität zu laufen um das Denkmal für die mexikanische Revolution anzusehen und von dort mit einem Uber zur Uni zu fahren.

Direkt hier um die Ecke von der Unterkunft befindet sich eine Kirche. Bis jetzt waren dort jedoch die Türen verschlossen und wir hatten nicht die Gelegenheit hineinzugehen. Heute hatten wir jedoch Glück und die Türen waren weit geöffnet und wir konnten hinein gehen. Dabei war nicht nur die Größe beeindruckend, sondern auch wie hell die Kirche gestaltet war. Da dort nix los war, hatten wir die Möglichkeit uns in Ruhe umzusehen. Als wir später außen an der Seite der Kirche vorbei liefen fiel uns auf, dass die Fassade noch fast nach Rohbau aussieht. Arbeiten fanden dort aber im Moment nicht statt. Scheint also doch der normale Zustande zu sein.

Auf dem weiteren Weg durch die Straßen Mexikos kamen wir durch einen kleinen Park der auf einem großen Platz endete. Dort stand unter anderem eine große Denkmalsäule. Aufgefallen sind uns da auch zum ersten mal die zunehmend höheren Gebäude die in dieser Gegend stehen.

Weiter durch den verrückten Verkehr der Stadt (wozu gibt es hier eigentlich Ampeln wenn sie doch niemanden so wirklich interessieren…) und vorbei an den verschiedensten Straßenständen (meistens Essen, welches auch wirklich köstlich riecht, auf das wir aber aus Rücksicht auf unseren Magen lieber verzichten) ging es zum Denkmal für die Revolution. Diese ist nicht nur eine weitere Säule auf irgendeinem Platz sondern ein riesiges Bauwerk, welches gewisse Ähnlichkeiten mit dem Arch de Triumphe in Paris aufweist. Inzwischen befindet sich darin unter anderem ein Museum, es ist aber auch eine Ehrengrabstätte für mexikanische Revolutionäre. Gebaut ist es auf einem Platz der von einem großen Kreisverkehr umgeben ist. Nachdem wir drum herum gelaufen und es uns angesehen hatten wurde es bereits Zeit nach WLAN zu suchen um ein Uber rufen zu können, da eine Fahrt durch den Stadtverkehr schnell doppelt so lange dauert wie erwartet.

Mit Uber durch die Stadt zu fahren ist hier durchaus üblich und zudem sehr günstig. Das Prinzip funktioniert über die zugehörige App. Man gibt an wohin man möchte und bekommt dazu einen festen Preis angeboten (unabhängig von der Dauer der tatsächlichen Fahrt). Bestellt man ein Uber kommt dieses, ähnlich wie ein Taxi, direkt zum eigenen Standort und bringt einen komfortabel ans Ziel. Unser Auto war in diesem Fall zusätzlich mit kleinen mexikanischen Fahnen geschmückt.

An der Uni, am vereinbarten Treffpunkt angekommen war noch keiner der Mexikaner zu sehen die mit uns eine Tour über den Campus machen wollten. Die mexikanische Pünktlichkeit gibt in der Hinsicht auch einiges an Spielraum. Wir nutzen diese Zwangspause zum Ausruhen und uns mit ein paar Gummibärchen zu stärken.

Lothar und Allan (letztere hatte uns auch vom Flughafen abgeholt) kamen nur kurze Zeit später und so konnte der Rundgang beginnen. Zunächst über den großen Hauptcampus der Universität. Dieser sieht komplett anders aus, als wir es von der Uni in Wuppertal kennen. Die Gebäude haben maximal 3 Stockwerke und sind nach Fachrichtungen aufgeteilt. Zusätzlich sind diese durch, teilweise überdachte, Wege verbunden die mitten durch grüne Wiesen führen. Nach jedem Abschnitt zwischen mehreren Gebäuden gibt es einen kleinen Imbiss, an dem sich die Studenten mittags etwas zu essen holen können.

Am Ende des Campus, der wie sich dann raus stellte eigentlich der Anfang ist, befindet sich der Haupteingang und die Bibliothek. Das Gelände ist komplett eingezäunt und wenn man zu Fuß darauf will finden Kontrollen statt, bei denen die Studenteen ihren Ausweis zeigen müssen. Mit dem Auto finden diese Kontrollen allerdings nicht statt. So richtig sinnvoll ist es dadurch nicht gestaltet. Am Haupteingang befindet sich ein großes Schild mit der Abkürzung der Uni darauf. Das Gebäude was man auf dem Foto im Hintergrund sehen kann ist die Bibliothek. Diese ist sehr groß mit vielen verschiedenen Bereichen und Arbeitsplätzen.

Von der Bibliothek ging es zu einigen der Sportplätzen der Uni wo in dem Moment ein Fußballspiel von Lothars Bruder stattfand. Allerdings war es kein normales Fußball, sondern “quick Soccer”. Dabei ist das Feld mit einer Wand umgeben die in das Spiel einbezogen wird und auch sonst sind die Regeln etwas anders. Unterwegs kamen wir noch an dm Maskottchen der Uni vorbei, welches in riesig und bunt von einer Messe in der Vergangenen Woche auf einem der Parkplätze stand.

Neben den Fußballfeldern gab es noch zwei riesige, überdachte Schwimmbecken, Footballfelder, Baskettballplätze und vieles mehr.

Nachdem wir einen Teil dieser angesehen hatten liefen wir zu Lothars Auto um zu dem Campus zu fahren an dem die Fachbereiche Automobil und Luft- und Raumfahrttechnik des Studiengangs Maschinenbau untergebracht sind. Dort angekommen musste sich Lothar um Sachen für die Uni kümmern und wir trafen stattdessen einen ihrer Professoren: Alfredo Arias-Montaño. Dieser begleitete zunächst Allan, Caro und mich zum Mittagessen an einem der kleinen Stände auf dem Gelände.

Während wir auf unser Essen warteten wechselten Caro und ich einige Worte auf deutsch, die der Professor aufschnappte und wiederholte. Dabei waren wir schon sehr überrascht über die gute Aussprache. Noch viel überraschter waren wir, als er weitere Sätze auf deutsch sagen konnte, und zwar nicht einfach auswendig gelernt sondern er konnte tatsächlich etwas deutsch. Er wollte vor 20 Jahren eigentlich nach Deutschland kommen um hier zu arbeiten, jedoch wurde ihm dann, nachdem er bereits deutsch gelernt hatte, nur eine Stelle in Frankreich angeboten, die er annahm. Er freute sich deshalb aber auch umso mehr, als wir nach dem Essen deutsche Gummibärchen auspackte, die wir extra mitgebracht hatten. Bei der Diskussion darüber, in welchem Land die Süßigkeiten wohl besser sind, ließ Allan es sich nicht nehmen, auch mexikanische Gummisüßigkeiten zu kaufen. Was es so ganz genau ist haben wir noch immer nicht verstanden. Es schmeckte nach Mango, war etwas sauer und sollte eigentlich auch scharf sein. Letzteres stimmte aber nicht wirklich und auch der Geschmack überzeugte uns nicht.

Gestärkt ging eine Tour über das Gelände und durch die Gebäude los. Wir sahen Klassenräume, in denen hier die Vorlesungen stattfinden. Dies ist unter anderem dadurch bedingt, dass die einzelnen Semester deutlich mehr organisiert sind wie wir es aus der Schule kennen und dadurch nur aus ca. 30 Studenten pro Fachbereich besteht. Sie erklärten uns Dinge zu dem Logo der Uni, welches alle Studienbereiche repräsentiert. Wir sahen die kleine Bibliothek auf dem Campus in der sich ausschließlich Fachbücher für Maschinenbau befinden. Dort standen zum ausruhen alt Flugzeugsitze, passend zu Luft- und Raumfahrttechnik. Dort hörte aber die Spezialisierung nicht auf. Ebenfalls zugehörig zum Campus war ein riesiges Labor. Dieses war unterteilt in mehrere Bereiche. Angefangen haben wir in einem großen Hangar. Dort standen mehrere Flugzeuge und Helikopter, sowie ein Heißluftballon. An diesen lernen die Studenten praxisnah die verschiedenen Teile kennen und können z.B. Motoren auch auseinander nehmen.

Dort angeschlossen waren verschieden Werkstätten. Eine für Modellbau, einen in dem Motoren zerlegt werden, eine Metallbearbeitung, eine für CNC, eine für Strömungsdynamik und viele mehr. Wir waren sehr beeindruckt wie praxisnah dort unterrichtet wird und würden uns für Deutschland deutlich mehr davon wünschen.

Zuletzt kamen wir nach draußen wo eine große Passagiermaschine steht an der ebenfalls Studenten unterrichtet werden um die verschiedenen Teile kennen zu lernen. So nah unter einem Flugzeug habe ich bisher nicht gestanden und fand es sehr spannend. Inzwischen wurde es sogar schon dunkel und leider fing es auch ein kleines bisschen an zu regnen. Bis zu diesem Punkt hatte uns der Professor begleitet und sich mehrere Stunden Zeit genommen, was wir wirklich nett fanden. Allan erklärte uns später, dass wir nur durch ihn die ganzen Bereiche sehen konnten uns es sonst wahrscheinlich schwieriger geworden wäre.

Da Lothar leider immerfort beschäftigt war beschlossen wir mit Allan zurück in die Innenstadt zu fahren und uns dort mit einem der anderen Mexikaner zu treffen. Vorher ließ sich Professor Alfredo nicht nehmen uns sein kleines Büro zu zeigen und uns seine Nummer aufzuschreiben, gemeinsam mit der Einladung, dass wir jederzeit zu ihm kommen könnten, falls wir Hilfe bräuchten. Wir bedankten und mehrfach und starteten in das nächste Abenteuer. Statt mit einem Uber zurück in die Stadt zu fahren folgen wir Allan und fuhren mit dem Bus. Der erste war ein kleiner, klappriger bei dem während der Fahrt nicht einmal die Türen geschlossen wurden und der jegliches Schlagloch so heftig mitnahm, dass man richtig aus seinem Sitz flog. Jedoch war die Fahrt nur ein kleines Stück bevor wir über zwei Straßen zum nächsten Bus liefen.

Der nächste Bus glich einem Londoner Doppeldeckerbus, allerdings in sehr Modern. Für diese Busse gibt es hier in der Stadt extra eine eigene Spur auf der Straße, was die Fahrer auch wirklich ausnutze. Mit hoher Geschwindigkeit fahren sie dort und alle paar Sekunden wird alles und jeder angehupt der sich zu nah an der Spur befindet. Dass Ampeln hier nicht so sehr ernst genommen werden, hatte ich bereits geschrieben. Dadurch kommt es auch häufiger dazu, dass Autos noch eine Kreuzung blockieren, da sie bei rot noch gefahren sind und dann vom Bus mit wildem hupen und bedrängender Fahrweise möglichst schnell verscheucht werden. Unterwegs gab es für uns an allen Enden jede Menge zu sehen, sodass wir kaum Zeit hatten dem zuzuhören was Allan alles an Fakten auf uns einprasseln ließ.

An der Endhaltestelle angekommen mussten wir noch ein kleines Stück durch die Stadt laufen und konnten die beleuchteten Wahrzeichen ansehen.

Bis zum Ziel war es jedoch nicht so weit. Dort trafen wir auf Santiago und überlegten gemeinsam wohin wir gehen könnten. Am Ende fiel die Wahl auf ein kleines Restaurant/ Bar in der Nähe wo wir sowohl eine Kleinigkeit essen als auch etwas zu trinken bekamen. Im Laufe des Abends meldete sich Jesús noch und fragte ob wir in 40 Minuten noch dort seien, da er dann auch noch kommen wollte. Zwar merkten wir langsam die Müdigkeit, aber freuten uns trotzdem sehr dass er sich extra noch auf den Weg in die Stadt machte.

Kurz nachdem Jesús zu uns gestoßen war schloß allerdings die Bar und Santiago und Allan machten sich auf den Weg nachhause. Dafür lernten wir Jesús Schwester kennen, die ebenfalls mit Freunden unterwegs gewesen war. Spontan luden uns die beiden ein, eine Tour durch die beleuchtete Stadt mit dem Auto zu machen, da um diese Uhrzeit (kurz nach Mitternacht) kein Verkehr mehr ist.

Wir fuhren die große Hauptstraße hinunter, die quer durch die Stadt von einem Ende zum anderen führt und unter anderem an dem Engel vorbei geht. So kamen wir bis in das Viertel der Stadt, in dem die wohlhabenderen Menschen wohnen. Dort gab es einen Stau, etwas über das man sich erst einmal nicht mehr wundert in Mexico City, auch um diese Uhrzeit nicht. Es stellte sich aber heraus, dass es sich dabei um eine Polizeikontrolle handelt. Diese waren auf der Suche nach alkoholisierten Fahrern. Wie es der Zufall so will wurden wir kontrolliert und nachdem er. Mit zwei Polizisten gesprochen hatten durften wir erst weiter fahren. Immerhin konnten auch da unsere Gummibärchen die Stimmung heben.

Am Ende lieferten sie uns direkt vor unserer Haustüre ab und wir konnten ohne lange Wege ins Bett fallen.

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1 Kommentar

  1. Das war ja wirklich ein toller Tag und für euch ein Glücksfall, dass der Professor so nett war, euch alles zu zeigen. Es sieht auf den Bildern schon sehr interessant aus. Für euch als Fachfrauen war es bestimmt noch beeindruckender.
    Am besten gefällt mir das Bild, bei dem dir die Rohre aus den Ohren wachsen 🙂

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