Mit dem Plan den zweiten Teil der Reise etwas entspannter zu gestalten, hatten wir die Unterkunft für die nächsten Tage ausgewählt. Ein kleines Tinyhouse auf einer Hobbyfarm mitten in der Natur, etwa 15 Minuten außerhalb der Stadt Eden.

Wir fuhren jedoch nicht die direkte Strecke sondern hatten wieder zwei Pausen geplant. Die erste haben wir bereits nach einer Stunde erreicht: Jervis Bay. Jervis Bay liegt auf einer Halbinsel im gleichnamigen Naturschutzgebiet und ist bekannt für die zahlreichen weißen Sandstrände in der Nähe. Wir besorgten uns im Ort etwas zum Frühstück und fuhren dann zum Hyams Beach um dort zu frühstücken und die verbleibenden Unterkünfte für die nächsten Tage zu buchen. Da wir im Tiny House kein wlan haben sollten und auch der Empfang nicht so gut wäre, wurde es Zeit diese zu buchen. Der Strand war tatsächlich sehr weiß und der Sand so fein, dass er quietschte wenn man die Füße beim gehen durch diesen zog. Das Wetter war auch sehr schön, sodass wir über eine Stunde dort verbrachten. Gestärkt und mit geplanter Route ging die Fahrt dann weiter.

Unser nächstes Ziel war Pebbly Beach. Um dorthin zu gelangen mussten wir wieder mehrere Kilometer Schotterstraße fahren. Das letzte Stück weg war zusätzlich steil und mit vielen Kurven, sodass man gut auf entgegenkommende Fahrzeuge achten musste. Vor Ort angekommen musste wieder eine Gebühr für den Nationalpark bezahlt werden in dem man sich befindet. Dafür stehen dort normale Parkscheinautomaten. Leider war genau der bei uns kaputt. Trotz Campingplatz vor Ort gab es auch keine andere Möglichkeit zu bezahlen. Wir ließen das Auto trotzdem dort auf dem Parkplatz stehen und liegen zwischen Bäumen durch, über Wiesen Richtung Strand, als wir auch schon das erste sagen. „Das“ war der Grund für die Fahrt hierher. Kängurus. An diesem Strand bzw. In den umliegenden Wäldern leben sehr viele Kängurus die man dort am Strand sehen kann. Die Kängurus sind die Menschen gewohnt, weshalb sie entspannt weiter Gras fressen während man sie aus wenigen Metern Entfernung beobachten kann. Es war sogar ein Känguru mit Baby im Beutel dabei. Wenn sich das große Känguru nach vorne beugte um zu fressen, kam auch das kleine bequem aus dem Beutel mit dem Kopf an den Boden zum fressen. Überrascht hat uns, dass die Kängurus dort kleiner waren als erwartet. Aber sie waren sehr süß und die Fahrt über die Schotterstraße hat sich definitiv gelohnt. Zurück am Auto verblieb dann noch das Problem des Tickets für den Nationalpark. Da diese immer auf das Nummernschild des Autos ausgestellt werden, waren wir uns nicht sicher ob es irgendwo eine Kameraüberwachung gab (mitten im Regenwald an einer Küste…). Ordentlich wie wir sind entschieden wir zu einem benachbarten Strand zu fahren der zum gleichen Nationalpark gehört. Dort funktionierte der Automat, sodass wir ordnungsgemäß unsere $7 bezahlen konnten.

Da es bereits 15 Uhr war und wir noch 3 Stunden zu fahren hatten und auch noch mindestens einen Halt machen wollten entschieden wir einige der weniger interessanten Stopps zu überspringen. Stattdessen fuhren wir direkt Richtung Narooma, einem kleinen Ort an der Küste. Dabei legten wir einen ungeplanten Stopp ein. Als auf der Fahrt plötzlich eine große Scheune auftauchte mit einem Schild mit einer großen 3D Kuh drauf und einem Eis dran, wusste Ninja das wir dort halten mussten. Bodalla Dairy Shed war eine Kombination aus Käseladen, Eisladen und Milchverkauf. Das Eis war super lecker und genau das richtige für eine kurze Pause.

Danach ging es dann aber wirklich nach Narooma. Dort kann man vorne am Meer auf Felsen ganz viele Robben sehen. Die lagen dort und sonnten sich, manche so schlafend auf den Rücken gedreht wie wir es vom Kater von zuhause kennen. Eine kleine Robbe war wohl sehr neugierig und saß ganz oben am Weg hinter einem Felsen. Sie guckte mich dann trotzdem etwas überrascht an (ähnlich wie ich sie) als wir uns plötzlich gegenüber standen. Die kleine Robbe entschied dann auch doch lieber zurück ins Wasser zu gehen.

Wir fuhren weiter Richtung Eden. Unterwegs überlegten wir ob es nicht schön wäre doch drei Nächte im Tiny House zu verbringen um zwei ganze Tage Entspannung zu haben. Unsere weitere Streckenplanung ließ diese Änderung zu und so schrieben wir der Vermieterin, die sagte wir sollten einfach die Miete für eine Nacht mehr in bar mitbringen, dann wäre das okay. Da wir ohnehin noch einkaufen mussten, wollten wir dort auch Geld abheben. Leider gestaltete sich dies dann etwas komplizierter als gedacht. Im ersten Laden bekamen wir nicht alles was wir wollten, weshalb Ninja dann schon mal zum benachbarten Laden vor lief. Jan vergaß dann nur leider an der Kasse beim bezahlen Bargeld abzuheben. Also wollte Ninja das machen, dabei wurde jedoch die Kreditkarte vom Handy dreimal abgelehnt. Die physischen Karten waren aber alle im Auto bei Jan. Also mussten wir doch noch einen Bankautomaten suchen. Dieser war jedoch etwas versteckt, sodass wir zunächst zweimal daran vorbei fuhren. Als wir endlich alles hatten konnten wir los zum Tiny House.

In der Beschreibung zu Anfahrt stand bereits drin, dass der Fahrweg zur Unterkunft mir 700m relativ lang und nicht nicht so gutem Zustand wäre. Wir sind bereits einiges gewohnt und haben uns daher nicht so große Gedanken gemacht. Als wir im Dunkeln dann aber tatsächlich dort ankamen erschien der Weg noch viel schlimmer als gedacht. Die gesamte Straße war aus Schotter. Während wir auf dem ersten Stück nur auf Schlaglöcher und Kängurus achten mussten (hier waren dann die wirklich großen Kängurus die rechts und links des Wegs im Gras standen), wurde es danach steiler, es gab große ausgewaschene stellen und mittig wuchs Gras (wie auf einem Feldweg). Die Mitte war dann so hoch, dass es teilweise schon etwas unter dem Auto schrabbte. Langsam und vorsichtig erreichten wir dann die Farm wo uns bereits Robyn, die Vermieterin mit einer Taschenlampe winkend empfing.

Wir durften unser Auto in der Scheune parken, da Sturm angesagt war. Anschließend zeigte sie uns das Tiny House. Um dieses zu erreichen mussten wir ein kurzes Stück über die Koppel von drei Eseln laufen. Das Tiny House ist dabei die schönste Unterkunft in der wir je waren. Toll durchdacht, sehr neu und total gemütlich. Wir fühlten uns direkt wohl. Es blieb nur die Aufgabe unser Gepäck über die Koppel zum Tiny House zu tragen.

Da wir durch die Nacht mehr zwei ganze Tage vor Ort hatten, begannen wir den nächsten Morgen sehr entspannt und konnten ausschlafen. Anschließend gab es Frühstück mit Blick über das vor uns liegende Tal. Wir konnten den Eseln zusehen und auch ein paar Kängurus hüpften in der Ferne über die Wiese. Wir hatten von der Vermieterin extra eine Dose mit Möhren bekommen um die Esel zu füttern. Genau das taten wir nach dem Frühstück. Die Esel freuten sich natürlich und ließen sich auch streicheln. Allerdings war uns danach anzusehen, dass die Esel das ganze Jahr dort draußen sein durften, denn unsere Hände waren dunkel vor Dreck. Kann man ja zum Glück alles waschen. Wir gestalteten auch den restlichen Tag entspannt. Wir spielten Spiele, schrieben Blog (da wir kein WLAN hatten blieb das Fotos hochladen leider aus) und genossen den Tag Pause. Ein muhen hinter dem Tiny House lockte Ninja dorthin. Dort standen zwei junge Highland Cows (die haben braunes, langes, wuscheliges Fell) und guckten neugierig. Das Gras was Ninja für sie pflückte wurde mit Begeisterung angenommen. Einer der Esel bekam dies ebenfalls mit und wollte auch. Da die Tiere auf unterschiedlichen Koppeln standen (vor und hinter dem Tiny House) lief Ninja anschließend immer abwechselnd hin und her. Nur vom streicheln hielten die beiden Kühe nicht so sehr viel. Lieber wollten sie Ninjas Hände ablecken. Leider zog sich am Nachmittag das Wetter zu und es fing an in Strömen zu regnen. Gleichzeitig war es für uns der perfekte Grund es sich drinnen auf dem Sofa bequem zu machen und weiter Spiele zu spielen. Wir ließen den Abend ausklingen und gingen nicht so sehr spät ins Bett, da wir am nächsten Morgen etwas tolles vor hatten und dafür früh aufstehen mussten.

Am nächsten Morgen war der erste Blick nach draußen aufs Wetter. Es war zwar bewölkt, aber regnete nicht. Sehr gut für uns. Wir zogen uns extra warm an und machten uns auf den Weg ins 15 Minuten entfernte Dorf Eden. Von dort fahren Schiffe raus aufs Meer um Wale zu sehen. Und genau das hatten wir vor. Die Wale emigrieren im Frühjahr immer von Norden runter in den Süden und schwimmen dabei direkt an Australiens Ostküste vorbei. Die Tour die wir gebucht hatte war auf einem kleineren Schiff mit zwei Stockwerken. Außer uns waren ca. noch 30 andere Personen an Board. Da das Schiff im Hafen im Wind und den Wellen ziemlich schaukelte, hatte Ninja etwas Angst Seekrank zu werden. Wir wurden jedoch beruhigt, da der Kapitän erzählte, dass die Wellen im Hafen heute das schauekligste waren, was wir erfahren sollten. Da Eden in einer großen Bucht liegt fuhren wir zunächst ein Stück durch die Bucht und wollten dann eigentlich Richtung Norden. Soweit kamen wir jedoch nicht, da wir bereits den ersten Wal sahen. Daher drehte der Kapitän ab und wir fuhren in die Richtung. Wer jetzt erwartet, dass die Wale durchgängig aus dem Wasser sprangen oder riesige Fontänen Wasser pusten, der wäre ziemlich enttäuscht. Wir sahen leider keinen springenden Wal und auch Wasserfontänen waren ehr klein und selten. Sehr häufig sah man dafür die Rückenflossen der Wale. Teilweise schwammen sie sehr dicht am Boot vorbei. Da die Walsaison schon fast vorbei ist, ist es eigentlich sehr selten, dass die Wale so dicht an das Boot kommen. Es wurde mehrfach betont, wie viel Glück wir an diesem Tag hatten die Wale so dicht am Boot zu sehen. Jedes Mal wenn ein Wal an die Oberfläche kam wurden wir aufgefordert laut zu klatschen und zu jubeln. Zunächst hielt ich es für völlig Schwachsinn, weil warum sollte man das tun. Später wurde dann erklärt, dass es das Interesse der Wale anzieht und sie somit länger in der Nähe bleiben um uns anzugucken. Das Boot war während dieser Zeit komplett ausgeschaltet und trieb nur im Wasser. Nach über zwei Stunden Bootsfahrt hatten wir nicht nur zahlreiche Wale (oder deren Rückenflossen) gesehen, sondern sogar auch noch einen kleinen Schwarm Delfine. Auch die Kälte hielt sich während der kompletten Tour im Rahmen. Wie warm es inzwischen aber tatsächlich geworden war merkten wir erst, als wir wieder an Land waren. Wir hatten uns ein kleines Cafe für ein spätes Frühstück gesucht (vorsorglich hatten wir vor der Bootsfahrt nicht so viel gegessen) und saßen dort in der Sonne. Gefühlt wäre dann T-Shirt und kurze Hose angemessen gewesen, nicht dicke Hose und zwei Jacken, die wir an hatten.

Nach dem Frühstück besorgten wir im Supermarkt noch einige Kleinigkeiten, da wir am Abend grillen wollten und auch neues Wasser brauchten. Anschließend ging es zurück zum Tiny House. Den Nachmittag nutzen wir, um schon mal die Koffer etwas vorzusortieren. Das Ziel war, einen Koffer mit den Dingen zu packen, die wir nicht mehr brauchen würden, damit wir den Koffer bei den nächsten Unterkünften nicht immer mit aus dem Auto nehmen mussten. Anschließend waren wir noch mit unserer Vermieterin verabredet um alle Tiere auf dem Hof kennen zu lernen. Wir bürsteten die Esel, fütterten den Kühen Äpfel und trafen zwei Ziegen. Lediglich Hühner gab es leider nur noch ein einziges zu sehen, da der Fuchs wenige Wochen zuvor alle anderen Hühner geholt hatte… Robyn, unsere Vermieterin erzählte viel, wie sie an den Hof gekommen waren, dass ihr Freund aus England kam und wie Weihnachten in Australien gefeiert wurde: Mit Tannenbäumen im Sand am Strand, während Surfer in Weihnachtsmann Kostümen über die Wellen sausen. Ziemlich verdrehte Welt.

Abends bereitete Ninja den Grill und das Essen vor, während Jan in der Feuerschale ein Lagerfeuer anzündete. Jan hatte zum Grillen von der Vermieterin Lammfleisch geschenkt bekommen. Da Ninja überwiegend vegetarisch isst, hatte sie Süßkartoffel und Mais. Dazu Nudelsalat. Schön am Feuer, mit Blick über das gesamte Tal genossen wir unser letztes Abendessen in dieser schönen Unterkunft. Später nutzen wir noch die Besonderheit dieser Unterkunft. Eine Außenbadewanne, natürlich mit warmen Wasser. Während wir im warmen Wasser saßen, ging die Sonne unter und die Sterne kamen raus. Fühlte sich richtig an Urlaub an und entspannt waren wir nach den zwei Tagen dort auch wieder. Wir freuten uns auf die nächsten Streckenabschnitte, weiter die Küste runter.