So schnell sind also 4,5 Monate plötzlich vorbei. Man erlebt eine Woche nach der nächsten, meistens ohne den Weitblick für mehr als die nächsten zwei Wochen. Daher ist es dann doch plötzlich wenn man anfängt sich zu verabschieden und die ersten Fliegen.

Freitag Abend trafen sich die meisten noch einmal. Leider hatte ich an genau diesem Abend eine Veranstaltung der Uni in Deutschland, mit Anwesenheitspflicht, in Gruppen und als großer Bestandteil der zugehörigen Hausarbeit, über 6,5 Stunden. Daher konnte ich es nicht einfach schwänzen. Am Ende war es zum Glück nicht so schlimm, dass ich den Abend verpasste, da wir uns am nächsten Tag zum Mittagessen trafen. Dies war gleichzeitig der Abreisetag für drei der Franzosen. Ihr Flug ging jedoch erst kurz nach Mitternacht, weshalb mehr als genug Zeit blieb.

Den Nachmittag verbrachte ich zunächst am Fluss mit Rotem und Felix, bevor es uns dort zu kalt wurde. Rotem hatte noch einige Dinge, die sie als Souvenirs besorgen wollte, weshalb wir zu zweit durch die Stadt liefen. Damit entsprach es ziemlich genau meiner Vorstellung für den Tag. Einmal noch einfach dort unterwegs sein, wo wir das ganze Semester waren.

Um 17 Uhr wollten die Franzosen zum Flughafen und da sie ziemlich viel Gepäck hatten, gab es bereits einige Leute die ihre Hilfe angeboten hatten. So kam es, dass wir mit sieben Leuten und acht Koffern quer durch Hongdae zur U-Bahn liefen. Beim Abschied wurde einem schlagartig bewusst, dass die Zeit hier zu ende ist. Wobei Rotem und ich uns fast einig waren, dass wir auch direkt hätten fliegen können.

Sonntag war Zeit zum Koffer packen und wiegen (zum Glück lieh uns die Vermieterin eine Waage). Beim ersten Mal wiegen war mein Koffer 1,5 kg zu schwer. Das ließ sich jedoch relativ gut beheben, da der Rest ins Handgepäck passte. Dabei gab es auch keine Überraschungen bei Dingen die da bleiben mussten. Letztendlich waren es nur ein paar Turnschuhe (die aber definitiv auch so abgelaufen und mit Löchern waren, dass sie ohnehin ihr Lebensende erreicht hatten) und mein Basketball. Abends gingen wir gemeinsam mit den verbliebenen internationals Abendessen, bevor wir uns von Felix verabschiedeten, der an diesem Abend flog. Wieder einer weniger…

Für Montag war mein Plan, meinen jährlichen Haarschnitt zu bekommen, zumal in Deutschland auch alle Frisöre geschlossen sind. Leider hatte mir nur niemand erzählt, dass der Frisör bei dem Dominik mehrfach war montags geschlossen hat. Als ich gegen 12 Uhr dort ankam ging lediglich ein Schild an der Tür, dass die Besitzerin gleich wieder da ist. Als geschlossener Tag war nur Sonntag angegeben. Daher ging ich davon aus, dass vielleicht gerade Mittagspause war und beschloss, eine Stunde abzuwarten, durch den Stadtteil zu wandern und dann zurück zu kommen. Als dann jedoch noch immer geschlossen war, fragte ich Kwon, der mir dann sagen konnte, dass geschlossen ist. Daher überlegte ich, zurück Richtung Unterkunft zu laufen und währenddessen nach einem Frisör zu suchen. Bei dem ersten den ich betraf wurde ich jedoch sofort, relativ unfreundlich, wieder hinaus geschickt. Warum und wieso weiß ich nicht. Mehr als „Hallo“ zu sagen schaffte ich auch nicht… Die nächste Frisöse war ebenfalls etwas überrascht und die Kommunikation nicht ganz einfach, aber wir schafften es und ich bekam einen Termin für zwei Stunden später.

Als ich um 16 Uhr dort wieder kam, nahm sie sich meinen kaputten Spitzen an. Dabei mussten leider fast 10cm Haare dran glauben. Da sie vorher explizit gefragt hatte ob nur schneiden, ging ich davon aus, dass sie fertig sei, als sie mir nach 10 Minuten die geschnittenen Haare zeigte und fragte ob dies so okay sei. Da hatte ich mich jedoch getäuscht. Anschließend wurden die Haare noch ausgiebig gewaschen und 20 Minuten geföhnt. In Deutschland wäre man dafür mindestens 30€ los. In Korea bezahlte ich gerade einmal 18€ und war mehr als zufrieden.

Für abends hatten wir uns mit Kwon und den weniger werdenden internationalen verabredet. Ein letztes Mal exzellentes Korean BBQ genießen und so viel essen wie wir wollten.

Anschließend musste ich einen kleinen Umweg machen um Walnussförmige Waffeln zu kaufen, die ich meinem Bruder versprochen hatte bevor es zu unserer Wohnung ging. Dort verteilten wir alles, was wir noch an Lebensmitteln hatten und mussten uns dann verabschieden. Kein war so verrückt und hatte uns noch Abschiedsgeschenke mitgebracht. Neben einem Go-Stop Spiel mit den richtigen Karten gab es für jeden Sets mit Stäbchen und Löffel, die sogar unsere Namen auf Koreanisch eingraviert haben. Die sind wirklich schön und wir hatten überhaupt nicht damit gerechnet. Für uns steht auf jeden Fall fest, dass er in den nächsten Wochen ein Paket von uns aus Deutschland bekommt, für alles was er für uns gemacht hat. Von Anfang an hatten wir seine Unterstützung, egal wobei, sind mit ihm am ersten Tag nach der Quarantäne durch Korea gelaufen, haben Ausflüge durchs ganze Land gemacht, gekocht und hatten vor allem sehr viel Spaß. Tausend dank Yongwhee (das ist übrigens sein tatsächlicher Vorname). Wir freuen uns sehr drauf, dich bald wieder zu sehen! Entsprechend schwer fiel der Abschied von ihm.

Am nächsten Morgen um 10 Uhr ging es los mit der Bahn zum Flughafen. Wir hatten jede Menge Zeit eingeplant, weil wir nicht einschätzen konnten ob es irgendwelche Maßnahmen wegen corona gibt. Gab es allerdings nicht. Zusätzlich war wirklich wenig los, sodass wir mehr als überpünktlich bereits fertig waren mit einchecken und Koffer abgeben. Zusätzlich hatten wir Glück, da das Flugzeug ebenfalls sehr leer war, sodass die Frau am Check-In uns jeweils einen Sitzplatz in einer leeren Reihe geben konnte. Damit hatte jeder drei Plätze für sich während des gesamten Fluges.

Die letzten Stunden bis zum Abflug vertrieben wir uns mit warten am Gate bevor es pünktlich in den Flieger ging. Dabei war es durchaus irritierend, plötzlich wieder deutsch sprechende Leute um sich zu haben. Jetzt kann man nicht mehr einfach sagen was man denkt. Lustig war es auch, als der Kapitän uns begrüßte, mit „Grüß Gott“ begann und darauf eine kurze Ansprache auf bayrisch folgte.

Damit ist das Kapitel Korea fast abgeschlossen. Während ich diese Zeilen tippe fliegen wir soeben über Berlin und sind schon fast wieder auf deutschem Boden. 11 Stunden Flug und 8600 km liegen bereits hinter uns. In ca. 40 Minuten werden wir in Frankfurt landen und fahren von dort mit dem ICE nach Köln. Ich bin gespannt, ob der Flughafen in Deutschland genau so leer sein wird, wie er heute Mittag in Korea war. Dort passten die gesamten Flüge für den Tag auf eine einzige Anzeigentafel.

Springen wir fünf Stunden weiter: Erfolgreich in Frankfurt gelandet und auch hier war nichts los, sodass wir mehr als eine Stunde vor Abfahrt des Zuges am Gleis standen. Ich fragte extra nach, ob wir auch einen Zug früher nehmen könnten und mir wurde gesagt, ich sollte direkt die Schaffnerin aus dem Zug fragen. Dies versuchte ich auch, allerdings war diese so unfreundlich, dass ich nicht mal die Chance hatte zuende zu fragen bevor sie mich abwimmelte. Mit dem richtigen Zug ging es dann nach Köln. Dabei überkamen uns ziemlich gemischte Gefühle. Plötzlich war ich nicht mehr so sicher wie sehr ich mich freute zuhause zu sein. Meine Eltern warteten am Gleis auf mich, allerdings sah ich sie noch nicht als wir ankamen. Somit war noch genug Zeit mich von Dominik zu verabschieden. Das war der mit Abstand seltsamste Moment an diesem Tag. Wir haben uns 4,5 Monate jeden Tag gesehen und plötzlich gehen wir beide wieder einen anderen Weg. Da konnten wir sogar darüber hinweg sehen, dass wir uns durchaus auch mal sehr auf die Nerven gegangen sind. Dominik fuhr von dort mit der Bahn weiter nachhause und ich sah meine Eltern wieder, was nach der langen Zeit auch sehr schön war. Am Dom vorbei ging es zum Auto und dann nachhause. Dort wartete bereits mein Bruder mit dem Abendessen.

In zwei Tagen ist Weihnachten und für morgen steht noch einiges auf dem Programm: unter anderem nach Wuppertal um ein paar andere Klamotten zu holen und Plätzchen backen. Dann freue ich mich auf ein paar ruhige Tage.

Wenn die nächste Reise ansteht werde ich hier ebenfalls darüber berichten.