Die Idee Canoyning zu machen kam uns relativ spontan am letzten Campingplatz. Wir schrieben die Agentur noch am Abend an und sie boten uns einen Termin für den nächsten Morgen um 10:30 Uhr an. Da wir zu diesem Zeitpunkt noch in der Nähe von Porto waren, hätten wir es niemals um diese Zeit geschafft und verschoben es daher um einen Tag. Dieser Tag war nun gekommen. Bereits in der Mail, in der der Treffpunkt beschrieben stand, wiesen sie darauf hin, dass es ca. 20 Minuten länger zum Treffpunkt dauert, als das Navi sagt. Warum dies so war, verstanden wir, sobald wir von der großen Straße abbogen. Der Weg war genau ein Auto breit und hatte zur linken Seite die meiste Zeit einen steilen Abhang. Zusätzlich führte es erneut in engen Kurven steil bergauf. Zum Glück kamen uns auf den 5 km kein anderes Auto entgegen und wir erreichten genau pünktlich den Treffpunkt, an dem bereits 4 Franzosen und zwei Belgier warteten. Lediglich der Guide fehlte noch. Dieser kam mit etwas Verspätung.

Zunächst verteilte er die notwenige Ausrüstung. An dieser Stelle sei einmal kurz erklärt, was Canyoning überhaupt ist. Beim Canyoning begeht man eine Schlucht von oben nach unten und zwar durch das Wasser. Dabei klettert, wandert, springt und rutscht durch die unterschiedlichen Passagen und arbeitet sich so die Wasserfälle und Höhenmeter nach unten. Damit dies überhaupt möglich ist, braucht es neben einem gut ausgebildeten Guide auch die passende Ausrüstung. Wir bekamen einen Neoprenanzug (das Wasser hatte ca. 12°C), Schuhe (speziell fürs Canyoning, mit denen man auf Steinen wie ein Geko klettern kann ohne abzurutschen), einen Helm und einen Klettergurt. Der Gurt wurde in den Neoprenanzug gepackt und dieser dann wie ein Rucksack auf den Rücken geschnallt, da wir zur Einstiegstelle zunächst ca. 25 Minuten den Berg hoch wandern mussten. Wo es am Anfang noch etwas frisch war in Badeklamotten, waren wir später froh, da es besonders in der Sonne doch sehr warm war.
Am Fluss angekommen zogen wir zunächst die gesamte Ausrüstung an, bevor wir eine Sicherheitseinweisung bekamen. Diese wurden immer zunächst auf Französisch und anschließend noch einmal auf Englisch erklärt. Dadurch war sichergestellt, dass auch wir alles verstanden hatten. Dann ging es los. Der Einstieg erfolgte über ein kurzes rutschen über einen Felsen in ein Wasserbecken. Das war das erste mal, dass wir wirklich im Wasser waren und merkten, wie kalt es ist. Vielleicht taktisch klug gewählt, dass man in das Wasser rutscht und so keinen Rückzieher machen kann, sobald man merkt wie kalt es ist. Aus diesem ersten kleinen Becken führte eine Wasserrutsche (ein Wasser überströmter Fels) in das nächste größere Becken. Wir wanderten ein kleines bisschen durch das flachere Wasser und einige Felsen bis wir an einem Rand ankamen. Dort wartete ein erster kleiner Sprung auf uns. Der Guide zeigte jedes mal ganz genau, wohin wir springen sollten, da er wusste wo unter der Wasseroberfläche Felsen lagen. Der erste Sprung war ehr ein Hopser, verglichen mit dem was uns später noch erwartete. Kurz nach dem ersten Sprung erwartete uns jedoch bereits der zweite, etwas höhere. Der Guide zeigte uns, dass es ein Seil gab, falls wir noch einmal springen wollten. Ich dachte nicht lange darüber nach und sprang als erste der Gruppe. Der Sprung machte Spaß, sodass ich noch einmal nach oben kletterte. Diesmal fragte ich, wie hoch es eigentlich war. 5m… Das überraschte mich doch etwas, da es der höchsten Höhe entsprach, die ich je in einem Schwimmbad gesprungen bin. Und das auch nur einmal mit viel Überwindung. Hier aber erschien es mir nicht so schlimm und machte sogar Spaß. Dass der zweite Sprung freiwillig war, hatte aber wohl nicht so ganz jeder aus der Gruppe mitbekommen. So gab es eine Frau, die sich nicht so ganz überwinden konnte und doch einige Zeit brauchte, bevor sie das zweite mal sprang.
Der weitere Weg führte immer wieder durch das Wasser, über Felsen und teilweise etwas am Ufer entlang. Zwischendurch gab es kleine Sprünge oder rutschen in das Wasser. Plötzlich näherten wir uns einer Kante, wo sich nicht erkennen lies wie es dahinter weiter geht. Der Guide packte ein Seil aus und befestigte es neben dem Wasserfall. Das beruhigte mich und ich dachte, dass wir uns alle nacheinander dort abseilen würden. Doch weit gefehlt. Das Seil war nur die Back-Up Lösung, für alle die nicht springen wollten. 9m tief springen. Zusätzlich war es hier wichtig, mit viel Überzeugung nach vorne zu springen, da die Wand etwas schief war und man sonst unten auf die Steine aufkommen würde. Eigentlich stand ich wieder als Erste der Gruppe, konnte mich in dem Moment aber nicht direkt überwinden und lies deshalb andere vor. Nachdem der erste gesprungen war, fasste ich Mut und sprang hinterher. Schon ein sehr seltsames Gefühl, wenn man so weit in die Tiefe fällt und dann tief ins Wasser eintaucht. Leider war das eintauchen ins Wasser auch so hart, dass die Hand mit der ich mir eigentlich die Nase zuhielt, weg gedrückt wurde und ich etwas Wasser in die Nase bekam. Zusätzlich schien es meinem Trommelfell auch nicht so sehr gefallen zu haben, da dieses anschließend schmerzte. Trotzdem war ich mehr als stolz, den Sprung gemacht zu haben. Jan folgte mir direkt, wahrscheinlich auch um nicht zu lange darüber nachzudenken. Anschließend sprangen auch alle anderen (manche bekamen einen Schubs nach vorne von dem Guide als sie absprangen um weit genug von den Felsen entfernt zu sein), außer der Frau die sich auch an den 5m schon stark überwinden musste. Diese wurde stattdessen abgeseilt und sprang nur das letzte kleine Stück.
Auf dem weiteren Weg erwartete uns kein weiterer Sprung der von der Höhe diesen übertraf. Stattdessen gab es noch Rutschen, eine kleine sogar rückwärts. Tauchen zwischen zwei Felsen, krabbeln unter Felsen und einen Sprung zu zweit. Kurz vor Abschluss der Tour kamen wir erneut an eine sehr hohe Kante. Dort kann man allerdings nicht springen. Wir bekamen die Wahl zwischen einer langen Seilrutsche oder alternativ ein kurzes Stück abgeseilt werden, dann 6m Rutschen und 6m “Springen” (ehr ein Fallen aus dem steilen Rutschenteil in das darunter liegende Becken). Hier wählten jedoch alle außer einer die Seilrutsche. Diese war wirklich toll und endete im Wasser. Als Abschluss der Tour wartete noch mal ein Sprung aus 4m Höhe. Bei diesem klappte sich die Kontaktlinse in meinem linken Auge doppelt und rutschte unter das Augenlid. Zusätzlich schmerzte auch mein Ohr wieder mehr, was sich zuvor etwas beruhigt hatte. Insofern war es wahrscheinlich gut, dass die Tour dort endete.

Wir kletterten aus dem Wasser und zogen den Neoprenanzug wieder aus. Plötzlich war es bei den eigentlich doch sehr warmen Temperaturen kalt und wir waren alle froh, dass der Weg zurück zu den Autos deutlich kürzer war als der Einstieg in den Fluss und wir uns somit zeitnah umziehen konnten. Die Tour hat wirklich Spaß gemacht und uns vor einige Herausforderungen gestellt, war aber auch ziemlich anstrengend.
Zurück am Campingplatz nutzen wir daher die Zeit für eine Mittagspause. Leider ließen auch meine Ohrenschmerzen nicht nach, weshalb ich versuchte etwas zu schlafen und sie bestmöglich auszublenden.
Für Abendessen war an diesem Tag glücklicherweise schon gesorgt. Der Besitzer des Campingplatzes kocht leidenschaftlich gerne, weshalb man sich immer einen Tag vorher für das Abendessen, ein 3-Gänge Menü, anmelden konnte. Bis es zeit dafür war, ging es meinem Ohr zum Glück ein bisschen besser.
Das Essen war super. Als Vorspeise Feldsalat mit frittierter Zucchini, als Hauptgang Coq au Vin (also Hähnchen in Rotweinsoße) mit Nudeln und Gemüse und als Nachtisch das beste Mouse au Chocolate was ich je hatte. (Jeder der meint, dass seins besser ist, kann es gerne zubereiten und mir zum probieren vorbei bringen 😉 ). Satt und zufrieden ging es anschließend zurück zum Bulli und anschließend zum spülen. Da wir am Abend vorher überhaupt keine Lust mehr gehabt hatten, musste das nun dringend erledigt werden. Anschließend noch schnell eine warme Dusche (in den wirklich überdurchschnittlich sauberen Sanitäranlagen) und dann endlich ins Bett.