Es ist merklich Herbst geworden. Die Temperaturen werden immer kälter und es dauert nicht mehr lange bis man Mütze und Handschuhe braucht. Allerdings scheint jeden Tag die Sonne vom strahlend blauen Himmel und die Bäume leuchten in den schönsten Farben.

Eines der Highlights der Woche war der Vortrag von Simon Loasby am Dienstag in der Uni. Er ist der Chefdesigner von Honda in Korea und war da um seine “rubbish presentation” zu zeigen. Es ging vor allem darum, wie man als Designer, aber auch im normalen Leben, immer wieder Müll produzieren muss um auf wirklich gute Ideen zu kommen. Denn nur wenn man neue Dinge wagt, die dann manchmal zu nichts taugen, kommt man auf etwas zuvor nicht da gewesenes. Es war sehr interessant zumal er auch Bezug auf die aktuellen Umstände genommen hat und wie die das Denken und die Kreativität verändern können.

Für uns war es vor allem eine Gelegenheit, endlich einmal die Uni von innen sehen zu können. Man hatte ein bisschen das Gefühl, dass man wieder in einer normalen Vorlesung sitzt. Hoffentlich gibt es davon bald wieder mehr!
Bereits beim reingehen war mir ein Mädchen aufgefallen, dass mir relativ bekannt vorkam. Eine Koreanerin, aber durch die Maske ist es oft schwer Leute zu erkennen. Am Ende des Vortrags kam sie zu mir rüber und fragte ob ich Ninja bin. Es stellte sich heraus, dass es tatsächlich Injae, eine der Designerinnen, aus dem CoPro Projekt aus letztem Semester ist. Wir hatten es bisher leider nicht geschafft uns zu treffen, da sie keine Zeit gehabt hat.

Donnerstag war das Wetter herrlich und da ich es die anderen Tage der Woche bisher nicht raus geschafft hatte beschloss ich gegen Abend zum Fluss zu gehen. Pünktlich für die letzten Sonnenstrahlen und den Sonnenuntergang traf ich dort ein und lief ein Stück entlang. Leider wird der Weg gerade umgebaut und führte daher vom Fluss weg, weshalb ich kurz darauf umkehrte und wieder am befestigten Ufer saß, wo ich auch bereits letzte Woche gewesen war. Durch die Sonne war die Fläche aufgeheizt und ich konnte noch einige Seiten in meinem Buch lesen, bevor es zu kalt wurde.

Damit wir für die kalten Temperaturen gewappnet sind hatten wir uns für Freitag mit Bumseok verabredet um einkaufen zu gehen. Sowohl Dominik als auch ich benötigen Winterschuhe und etwas warmes zum drunter ziehen. Leider gibt es in vielen Läden noch keine dicken Wintersachen, abgesehen von Thermoshirts und ein paar Jacken. Die Mulitfunktionsoberteile waren jedoch für uns beide schnell klar, und haben bisher auch überaus guten Dienst erwiesen. Dominik probierte außerdem noch Stiefel an, um sie später im Internet bestellen zu können.

Bei einem ausgedehnten Abendessen mit viel Unterhaltung mit Bumseok und anschließendem Nachtisch in Form von Bingsu ließen wir den Tag ausklingen.

Samstag ging es erneut in die Stadt. Dominik hatte inzwischen herausgefunden, welche Schuhe man online bestellen konnte und wollte diese noch einmal in seiner Größe anprobieren. Mir waren bereits am Tag zuvor Schuhe (normale Sneaker, nicht dick für den Winter) aufgefallen, die reduziert waren. Ich nutzte die Gelegenheit, diese ebenfalls anzuprobieren und dann mitzunehmen. Außerdem liefen wir durch die Straße in Hongdae, die am Wochenende für Autos gesperrt ist und konnten vereinzelt Straßenmusikern zuhören.

Nach einem Mittagessen (das schärfste was ich bisher gegessen habe… mir liefen die Tränen) ging es zurück nachhause, da Montag ein Test in koreanisch ansteht, für den ich noch Vokabeln lernen musste.

Jan hatte bereits vor einigen Wochen gefragt, wer Lust hatte wandern zu gehen. Das Wetter war mehr als perfekt weshalb Dominik und ich uns beide anschlossen. Außerdem waren noch drei von anderen Unis dabei: ein Schweizer, eine Österreicherin und eine Niederländerin. Die Truppe hatte genau die richtige Größe für die geplante Wanderung auf den Gwanaksan. Dieser zählt zu den schönsten Bergen in Seoul.

Zu Beginn statteten wir dem Gwaneumsa Tempel einen Besuch ab. Der buddhistische Tempel ist nicht sehr groß, es wird jedoch vermutet, dass es diesen bereits seit 895 gibt. Per Zufall sprach uns dort ein älterer Herr an und lud uns auf einen Kaffee von dem dort stehenden Kaffeeautomat ein. Er freute sich, dass eine Gruppe junger Menschen unterwegs war und fragte, ob wir eine Moment Zeit hätten uns mit ihm zu unterhalten. Er erzählte, dass er schon 77 Jahre alt ist und jeden Tag zum Tempel läuft. Außerdem erzählte er von seinen Kindern und fragte wo wir alle her kämen und was wir machen würden. Es war sehr nett und tat mir fast ein bisschen leid, dass wir kurz darauf schon weiter mussten, da wir die gesamte Wanderung noch vor uns hatten.

Die Wanderung führt schrittweise über mehrere Gipfel immer weiter hoch (und zwischendurch leider auch oft wieder ein gutes Stück herunter). Dabei gab es ausnahmsweise einmal nicht so viele Treppen, dafür streckenweise sehr steile Passagen, die man über größere Felsen hoch klettern musste. Die beiden anderen Mädels waren etwas ängstlich, aber mit Hilfe schafften auch sie es. Es hätte natürlich auch einen Weg außen herum gegeben, aber die meisten von uns hatten Spaß an der Herausforderung.


Durch die vielen Gipfel machten wir relativ viele Pausen, wobei auch das Wetter und die warmen Temperaturen dazu einluden. Trotzdem erreichten wir den letzten Gipfel erst kurz vor Sonnenuntergang. Von dort ist es erneut etwas über eine Stunde Fußmarsch bis zurück ins Tal. Die Sonne verschwindet hier sehr schnell, sodass wir mehr als die Hälfte des Rückwegs im dunkel zurücklegten. Trittsicherheit war dabei auf jeden Fall von Vorteil, wobei man ja zur Not noch die Taschenlampe am Handy gehabt hätte.
Die Wanderung zählt definitiv mit zu den schönsten die ich bisher gemacht habe. Durch die Sonne war es sogar möglich den Großteil des Tages nur im T-Shirt zu wandern. Außerdem boten die unterschiedlichen Gipfel einen atemberaubenden Blick über die roten und gelben Bäume und die weiten Berge. Da hat man das Gefühl, dass die nächste Stadt weit entfernt ist und nicht nur direkt um die Ecke liegt.