Am 15. Tag des 8. Mondmonats wird in Südkorea Chuseok gefeiert. Übersetzt heißt es “Herbstabend” und wir immer an einem Vollmondabend in der Mitte des chinesischen Jahres gefeiert. Insgesamt dauern die Feiertage jedoch 3 Tage und werden groß gefeiert. Dieses Jahr waren sie vom 30.09.-02.10. also von Mittwoch bis Freitag.
Die ersten beiden Tage der Woche waren jedoch noch ganz normal. Da am vergangenen Samstag die Suche nach einer neuen Brille ausfallen musste, hatten wir uns für Montag verabredet. Der Laden befindet sich direkt an der Uni und wir trafen uns dort mit den beiden Französinnen und einer Koreanerin, die bei der Übersetzung helfen wollte. Melanie wollte gerne Kontaktlinsen haben und während ihre Augen gemessen wurden sah ich mich bereits bei den Brillengestellen um. Schnell fiel auf: Rund ist Form der Wahl, da es nahezu nichts anderes gab. Nachdem meine Augen ebenfalls gemessen wurden (zum Glück mit Zahlen oder Formen und nicht koreanischen Buchstaben) ging es konkret an die Wahl eines Gestells. Diese waren von preiswert noch teuer sortiert. Bei den sehr preiswerten konnte ich leider nichts passendes finden, da die meisten Brillen für mein Gesicht zu groß war. Bei den etwas teureren fand ich schließlich eine, auch wenn der Anblick sehr ungewohnt war.
Das Gestell sollte 145.000 won kosten was etwa 100€ sind. Nicht so sehr günstig, aber okay. Die Gläser waren dafür sehr günstig und kosteten entspiegelt und mit Filter gegen UV-Strahlen und blaues Licht umgerechnet nur 20€. Die große Überraschung kam beim zusammenrechnen. Die Verkäuferin hatte mitbekommen, dass wir Studenten sind und mir das Gestell eigentlich zu teuer war, weshalb ich netterweise einen Rabatt bekam, von 60.000won (!!) (~40€). Am Ende kostete mich die Brille nur 88€ und ist somit viel günstiger als Deutschland. Außerdem konnte ich diese bereits nach einer Stunde abholen und bekam sie noch perfekt angepasst. Ich hatte selten eine Brille, die direkt nach dem Kauf so perfekt saß. Sollte also jemand eine Brille benötigen und zufällig nach Korea kommen, lohnt sich dieser Ausflug auf jeden Fall.
Zum Abschluss ging es noch Bingsu essen. Dabei handelt es sich um Eis. Wer mich kennt weiß, dass ich nicht nur gerne esse sondern vor allem Eis liebe. Dieses Eis ist jedoch anders, als alles was ich kannte. Unten in der Schüssel ist Eis in fluffiger Schneekonsistenz und als Topping gab es Blaubeeren und Cheescakewürfel. Die traditionelle Version ist mit süßen, roten Bohnen, war mir aber für diesen Tag zu exotisch. Die Portion war riesig und ich war froh, dass ich mir diese mit Anaïs geteilt habe.
Dienstagabend liefen wir nach dem Essen zufällig an einer kleinen Arcade vorbei. Davon gibt es hier zahlreiche und diese haben die unterschiedlichsten Spiele. Es gibt jede Menge der Greifautomaten, Minispiele, Basketball-Korbwerfen und häufig auch ein Battingcage, also einen Bereich in dem man Basebälle schlagen kann. So sehr weit entfernt ist dies ja nicht von Softball, weshalb ich mit Begeisterung 60 Bälle schlug.
Da merkt man erst, wie sehr einem das Training in Deutschland fehlt. Anschließend kamen wir noch an einem Selfpicture-Studio vorbei. In diesen gibt es Verkleidung und Fotoautomaten, wo wir uns mit 6 Leuten hinein quetschten um Fotos zu machen. Da es zum Abendessen für alle (außer mir, mag noch immer keinen Fisch) Sushi gab, ging es auf dem Heimweg beim mitternachts fried Chicken vorbei.
Mittwoch begann offiziell Chuseok. Für uns hatte dies eigentlich nichts besonderes zu bedeuten, außer dass wir ab Mittags keine Vorlesungen mehr hatten. Mit dem Gedanken, dass jetzt auch draußen bestimmt weniger los wäre gingen wir zum Markt. Dort bot sich uns jedoch das Bild, was man aus jedem deutschen Supermarkt am Morgen des 24.12. kennt. Menschen über Menschen, die alle noch etwas besorgen mussten.
Uns störte das Gewimmel nicht so sehr. Wir ließen uns stattdessen Zeit und aßen bei den Dumplings erst noch eine kleine Stärkung bevor es einkaufen ging.
Da es für uns kein Feiertag war, arbeitete ich Donnerstag ganz normal und erledigte meine restlichen Stunden für die Woche, da es Freitag für zwei Tage an den Strand gehen sollte.
Auf zum Strand, dachten wir zumindest.Treffpunkt war mittags am Incheon International Airport, der Flughafen an dem wir vor einigen Wochen ankamen. Dieser befindet sich auf der Insel Yeongjongdo im gelben Meer, welche jedoch über eine Brücke mit dem Festland verbunden ist. Im Süden der Insel sollte sich der Strand befinden. Wir fuhren mit dem Zug dorthin, wodurch man auch etwas Landschaft sehen konnte. Sodass es statt Häuser mal Felder und Tiere sehen konnte.
Unsere Unterkunft lag jedoch direkt neben dem Flughafen in der Flughafen-Hotel-Stadt. Wir waren mit einer Gruppe von 9 Leuten unterwegs und teilten uns insgesamt 3 Zimmer. Dadurch hatte ich für eine Nacht Rotem als neue Mitbewohnerin.
Nachmittags war der Plan an den Strand zu fahren und etwas zu essen. Allerdings war der Koreaner, der sich um die Organisation gekümmert hatte leider sehr unorganisiert. Dies fing damit an, dass wir mit dem Bus zu weit fuhren und ein ganzes Stück laufen mussten. Wie in dem vorherigen Beitrag über die typisch koreanischen Eigenschaften berichtet, gibt es auf dem Land keine Bürgersteige, weshalb wir an der Straße am Stau vorbei liefen. Immerhin gab es dort bereits das erste bisschen Sand.
Nach etwa 30 Minuten laufen kamen wir am Restaurant und am ersten Strand an. Jetzt konnte ich auch verstehen, warum die Koreaner uns ausgelacht hatten, als wir Schwimmzeug mitnehmen wollten. Der Strand war winzig und noch dazu sehr dreckig.
Sie versprachen jedoch, dass wir später noch zu einem anderen Strand gehen würden, zuerst sollte es aber Essen geben. Im Restaurant kam relativ schnell die Vermutung auf, dass es wohl Fisch geben würde. Da David (der Koreaner) bereits dabei war zu bestellen fragte ich direkt, ob er dran gedacht hatte, dass Anaïs und ich keinen Getier aus dem Meer mögen und Dominik auch nur Fisch und keine Muscheln oder ähnliches isst. Er hatte nicht mal gewusst, dass wir es nicht mögen und auch nicht daran gedacht, dass es so Menschen überhaupt geben könnte… Leider weigerte sich das Restaurant etwas ohne Fisch zuzubereiten. Selbst Ramen, für die man lediglich Brühe benötigt wollten sie uns nicht verkaufen. Daher ging es weiter zu einem anderen Restaurant. Hier erwartete uns jedoch eine ähnliche Diskussion. Irgendwann ließen sie sich dann darauf ein, Ramen zu machen. Als diese kamen war jedoch Fisch und Muscheln mit in dem Topf. Als wir darauf aufmerksam machten, dass wir extra ohne Fisch bestellt hatten wurde die Bedienung sehr unfreundlich und meinte, wir sollten uns nicht so anstellen und es einfach essen. Auch auf den Einwand, dass es wegen Allergien nicht geht, ging sie nicht ein. Erst nach längerer, koreanischer Diskussion nahm sie es wieder mit und wir bekamen normale, sehr scharfe Ramen. Bezahlen mussten wir am Ende trotzdem die Ramen mit Fisch, was ich nicht sehr fair fand.
Jetzt sollte es aber endlich zum nächsten Strand gehen, zu dem wir, einmal mehr an diesem Tag, ein ganzes Stück laufen mussten. Diesmal war der Strand tatsächlich etwas breiter und länger, jedoch leider genau so dreckig. Zumindest die Füße ins Wasser halten wollte ich aber, auch wenn mich lange Schläuche und große Plastikplanen auch hier davon abhielten richtig schwimmen zu gehen. Sehr schade eigentlich, da das Wasser sehr warm war.
Wir hielten uns einige Zeit am Strand auf, bevor es zu dunkel und zu kalt wurde. Sehr überrascht war ich davon, dass sowohl an dem Strand als auch entlang einer befestigten Betonmauer am Meer an einer Schnellstraße Leute zelteten. Ob es keine Campingplätze gibt oder diese einfach zu weit weg sind weiß ich nicht.
Zurück in der Hotel-Stadt gingen wir noch zu einem Supermarkt, der im Keller eines verlassenen Einkaufszentrums war und trafen uns anschließend alle bei den Jungs im Zimmer.
Dort spielten wir Spiele bevor wir noch zu einem Spaziergang durch die Geisterstadt aufbrachen. Da bedingt durch Corona nur sehr wenige Menschen reisen, ist sowohl der Flughafen als auch die dazugehörige Hotel-Stadt gespenstisch leer. Auf den mehrspurigen Straßen sieht man nur selten ein Auto und auch andere Menschen waren nahezu keine da. Eines der besonders großen Hotels hat davor eine Wiese, auf der wir erst Witze machten und dann anfingen Spiele zu spielen. Leider wurden wir während “Fischer, Fischer, wie tief ist das Wasser” von zwei Sicherheitsmännern unterbrochen, die uns baten zu gehen.
Trotzdem war der Abend sehr lustig. Am nächsten Tag ging es bereits gegen Mittag zurück, da es nichts spannendes mehr dort zu sehen gab. Später erzählte mir ein anderer Koreaner, dass sich der Strand dort, aber auch entlang der Westküste nicht so sehr lohnen, da die Strände und das Wasser häufig dreckig sind. Die schönen Strände sind an der Ostküste oder auf der Insel Jeju im Süden von Korea.
Für Sonntag hatten wir uns mit Kwon verabredet. Er war, wie eigentlich üblich, über Chuseok nicht zu seiner Familie gefahren, da die Gefahr durch Corona zu groß ist. Dafür wollte er Sonntag für uns traditionelles Essen zubereiten. Er brachte schon fertig eingelegtes Fleisch mit, welches er einige Tage zuvor mit seiner Freundin vorbereitet hatte. Dieses wurde dann zusammen mit etwas Gemüse gekocht. Das ganze heißt 갈비씸 (Galbi Zim) und erinnert etwas an Gulasch. Dominik hat von ihm vorzeitig zum Geburtstag, einen Reiskocher geschenkt bekommen, aus dem es dazu Reis gab. Es schmeckte köstlich!
Nach dem Essen wollten wir noch 화투 (wha-tu) spielen, was sich übersetzen lässt zu “Kampf mit Blumen”. Es ist ein koreanisches Spiel, was traditionell an Chuseok gespielt wird. Normalerweise auch um kleine Geldbeträge.
Nachdem ich die Regeln einmal verstanden hatte machte es sehr viel Spaß, vielleicht auch, weil ich die meisten Runden gegen Dominik und Kwon gewann. Irgendwann wechselten wir das Spiel und spielten noch schwarzer Peter und Lügen. Zum Abendessen gab es Reste: Für Kwon Bolognese, Dominik kochte sich Reis mit Kimchi und Hähnchen und ich aß den Rest Soße vom Fleisch mit Reis. Internationale Küche kann man fast schon sagen.
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