Am nächsten Morgen war es Zeit unsere Sachen zusammen zu suchen und uns auf den Weg zum Flughafen nach Calgary zu machen. Von Radium Hot Springs sind es 270 km und 3 Stunden Fahrt durch die Rocky Mountains. Unser Flug war jedoch erst am Nachmittag, sodass wir nicht all zu viel Stress hatten. So genossen wir auf dem Rückweg den Anblick der tollen Natur. Zeitweise wurde diese leider etwas durch einen großen Abschnitt kahler Bäume getrübt, wo ein Waldbrand gewesen sein musste.
Am Flughafen lief alles reibungslos. Bei der Abgabe des Mietwagens kontrollierte niemand das Auto im Detail. Da hätten wir uns möglicherweise doch die ganzen Fotos vom Fahrzeug bei der Abgabe sparen können. Aber besser so, als das uns Schäden von anderen angehängt werden würden. Auch eine große Passkontrolle (da es technisch gesehen ein internationaler Flug war) gab es nicht. Wir wurden kurz nach den Reisepässen gefragt, von Jan wurde ein Foto gemacht sowie Fingerabdrücke genommen (meins hatten sie wohl noch, da ich vor vier Wochen auf dem Rückflug von Mexiko erst in den USA war) und es wurde gefragt ob wir Obst oder Gemüse dabei hatten. Leider hatten wir noch ein paar Tomaten, die wir direkt an Ort und Stelle abgeben mussten (die Ursprünglich aus den USA kamen). Dass im Gepäck auch noch Weintrauben waren, fiel uns erst bei der Ankunft in San Francisco auf.
So waren wir schnell und deutlich überpünktlich am Gate. Da der Flug komplett ausgebucht war und das reservieren von Sitzplätzen vorher Geld kosteten, bekamen wir zwei Plätze an komplett unterschiedlichen Stellen im Flugzeug. Ein kurzes Gespräch mit der netten Damen am Schalter direkt am Gate brachte uns dann jedoch zwei Plätze direkt nebeneinander, in der Reihe mit dem Notausgang über den Tragflächen. Dadurch saßen wir nicht nur nebeneinander, wir hatten auch mehr Beinfreiheit und einen zusätzlichen Sitzplatz in der Mitte frei. Im Gegenzug gaben wir unsere Koffer, die eigentlich Handgepäck waren, auf um mehr Platz in den Fächern in der Kabine zu schaffen. Auch auf die Gefahr hin, dass wir in den USA dann länger auf die Koffer warten müssten.
Der Flug verlief größtenteils unspektakulär, abgesehen von einem älteren Paar eine Reihe vor uns, die sich die ganze Zeit über den Gang hinweg stritten, bis dass der ältere Herr seine Zeitung zusammen rollte und die Frau gegen ihren Arm schlug, damit sie endlich das Gemäkelt aufhörte. Ihr Lieblingsspruch: Früher war alles besser. Da hatte man noch Platz im Flugzeug. Aber Streiten ist anstrengend, sodass es nicht lange dauerte, bis der Mann seine Maske als Schlafmaske über die Augen zog und den Rest des Fluges leise war.
In San Francisco angekommen erhoffte ich mir, endlich einen Stempel in den Pass zu bekommen. Auf dem Rückflug aus Mexiko im August waren wir ebenfalls in San Francisco zwischengelandet. An der Passkontrolle hatte sich der Herr mit uns nett unterhalten und hat dabei wohl vergessen meinen Pass zu stempeln, wodurch nur Franz einen Stempel von San Francisco in seinem Reisepass hat. Aber auch diesmal hatte ich kein Glück. Vermutlich durch die vorhergegangene Passkontrolle in Calgary erwartete und keinerlei Kontrolle mehr und wir konnten ohne weiteres aus dem Flughafen spazieren und unsere Koffer abholen. Die befinden sich, wie in Deutschland auch, auf Kofferbändern. Diese sind allerdings außerhalb des Sicherheitsbereichs und für jeden frei zugänglich.
Vom Flughafen in San Francisco kann man relativ komfortabel mit der Bahn direkt in die Stadt fahren. Vorausgesetzt das Ticket auf dem Handy funktioniert. Leider streikte Jans Handy, weshalb er gezwungen war sich für $6 eine Plastikkarte zu kaufen und diese mit Guthaben zu füllen, damit wir endlich zur Unterkunft fahren konnten.
Mit den verschiedenen Vierteln in San Francisco hatte ich mich im Vorhinein nicht groß beschäftigt und so guckten wir beide nicht schlecht, als wir um kurz vor 19 Uhr an der 16th and Mission Station aus der U-Bahn hoch kamen und dort viele zwielichtige und obdachlose Menschen herumlungerten. Offiziell wird das Viertel als elektrifizierend beschrieben. Ob das nun positiv oder negativ gemeint ist bleibt wohl der eigenen Interpretation überlassen. Der Weg zum Hotel war nicht sehr weit, etwa 15 Minuten. Vorausgesetzt, man weiß in welche Richtung man muss. So liefen wir prompt in die falsche und verlängerten den Weg unfreiwillig um weitere zehn Minuten. Schlussendlich blieb noch die Herausforderung die Unterkunft auf der richtigen Straßenseite zu finden.
San Francisco ist relativ teuer, weshalb wir uns für eine sehr kleine, eher mittel schöne Unterkunft entschieden hatten. Besser gesagt eine Abstellkammer mit Bett und Schreibtisch – Badezimmer auf dem Flur. Wir wurden von einem Inder hinter einer großen Plexiglasscheibe begrüßt, bekamen den Zimmerschlüssel durchgeschoben und die Ansage: 2. Stock. Aufzug gibt es keinen. Also die mit Teppich bezogenen Treppen bis in den zweiten Stock und zu unserer Tür. Das Zimmer war tatsächlich sehr klein, aber für einen Städtetrip völlig ausreichend und sauberer als gedacht. Wenn man von der stehenden Luft und dem etwas muffigen Geruch absieht.
Wir ruhten uns einen Moment aus und ich versorgte meine Bettwanzenbisse, die leider bis zu diesem Zeitpunkt noch schlimmer geworden waren. Alles juckte und nichts schien so richtig zu helfen.
Als uns der Hunger überkam, machten wir uns auf dem Weg zum Dumpling House, einem Lokal gleich um die Ecke. Scheinbar versprachen die Bewertungen online nicht zu viel, weshalb es vor dem Laden bereits eine Schlange gab. Nach über einer halben Stunde Wartezeit (es ist ganz schön kalt Abends in San Francisco) bekamen wir einen Platz in der Nähe der geöffneten Tür. Also Abendessen in Jacke. Es war sehr lecker, aber nicht so sehr viel. Daher führte uns der Weg anschließend noch zu einem Mexikaner, um für Jan eine Burrito zu holen. Wenn er frisch gemacht ist, dient der auch hervorragend als Wärmequelle in der Jacke, was ich die fünf Minuten bis zum Hotel voll ausnutzte.
Dort erwartete uns jedoch die nächste Überraschung. Unser Schlüssel passte zwar ins Schloss der Tür vom Hotel, diese ließ sich jedoch nicht öffnen. Wir hatten Glück, dass die Rezeption noch besetzt war, sodass wir das Problem direkt klären konnten. Der Mann an der Rezeption testete den Schlüssel selbst und konnte die Tür nicht öffnen. Schien wohl nicht an uns zu liegen. Oder doch? Ein zufällig anwesender Gast gab den Hinweis, dass man den Schlüssel in genau die andere Richtung (als würde man zuschließen wollen) drehen muss. Und siehe da: alle Schlüssel funktionierte einwandfrei.
Zurück im Zimmer gab es für Jan noch etwas zu essen, während ich erneut ein Mittel gegen den Juckreiz zu finden versuchte. Die ersten Bisse hatte ich zu dem Zeitpunkt blöderweise schon aufgekratzt. Ein Hitzestift (gegen Mückenstiche) und ein Mittel gegen Stiche (ähnlich Fenistil) halfen nur sehr begrenzt. Also so gut es geht ignorieren und leiden. Zum Glück war die Müdigkeit durch die Reise und den erneuten Zeitunterschied groß genug, dass wir nicht wenig später beide schliefen.
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