Wir befanden uns nun genau am Übergang zwischen der östlichen und westlichen Hälfte der Insel. Ursprünglich waren es mal zwei Inseln, die jedoch vor vielen Jahren miteinander kollidierten, wobei die westliche Hälfte auf die Kontinentalplatte geschoben wurde und sie die Gebirge bildeten. Dadurch sind die beiden Hälften der Insel landschaftlich sehr unterschiedlich. Der Osten ist auch deutlich mehr bevölkert (wobei insgesamt auf der Inseln nur 570.000 Menschen leben) wohingegen im Westen große Teile als Naturreservat ausgewiesen sind. Im Nordwesten gibt es eine bekannte Rund die man mit dem Auto fahren kann, den Tarkine Drive.
Die Strecke führt dabei durch Berge, spektakulären Regenwald, Eukalyptus Wälder und am Ende wieder an der Küste entlang. Wenn man die gesamte Runde einfach so führt dauert es schon fast fünf Stunden (alles Landstraße mit vielen Kurven). Mit anhalten und Dinge ansehen dauert es natürlich noch länger, weshalb wir morgens zeitig los fuhren. Es durfte jedoch vorher ein kurzer Stopp im Örtchen Penguin nicht fehlen. Dort ist alles mit Pinguinen versehen was es nur gibt. Mülleimer, Poller an der Straße, Briefkästen bis hin zu großen Pinguin Statuen. Unser kleines Reisemaskottchen Fiete, selbst Pinguin, war natürlich begeistert. Anschließend ging es dann aber wirklich in die Natur.
Von der Stadt Smithton an der Nordküste ging es Richtung Süden ins Land rein. Das letzte Örtchen ist Trowutta. Dort in der Nähe befand sind unser erster Stopp. Ein kurzer Rundweg durch den Regenwald. Auf Tasmanien gibt es dabei einen warm schwülen Regenwald sondern einen angenehm kühlen. Riesige grüne Pflanzen wuchsen überall entlang des Weges. Farn so groß wie Palmen. Zusätzlich alles mit Moos überzogen. Außer uns war niemand dort und die Stille verlieh dem Wald etwas magisches.
Weiter ging es zum Trowutta Arch. wir hatten zwar eine Karte auf der die verschiedenen Stopps und Sehenswürdigkeiten markiert waren, jedoch wussten wir oft nicht genau was uns erwartete. So auch hier. Nach rund zehn Minuten Fußweg durch Regenwald kamen wir an ein riesiges Steintor, dahinter ging es steil nach unten und unten band sich ein See, komplett bedeckt mit grünen Algen. Die Sonne schien durch die umstehenden Bäume und beleuchtete alles. Ursprünglich war dort eine Höhle. Über die Jahre wurde der Boden jedoch unterspült, bis dass die Höhle einstürzte und nur der Bogen am Anfang stehen blieb. Auch hier waren wie wieder komplett alleine. Erst auf dem Rückweg zum Auto kamen uns mehr Menschen entgegen. Wir folgten weiter der geschlängelt Straße, immer etwas vorsichtig fahrend, da zahlreiche Bäume entlang des Weges umgestürzt waren und teilweise auch die halbe Fahrbahn blockierten. Hielten kurz am Arthur River, dort war die Brücke als Sehenswürdigkeit eingeplant, wir wissen jedoch bis heute nicht warum und fuhren dann weiter zum Sinkhole. Dieses ist ähnlich wie die eingestürzte Höhle entstanden. Es enthält dabei jedoch komplett schwarzes Wasser, wodurch die Oberfläche sehr stark spiegelt.
Der nächste geplante halt war Dempster Lookout. Es sollte ein großer, Gras bewachsener Hügel sein, von dem man einen guten Blick ins gesamte Umland hat. Also wir dorthin abbogen verwandelte sich die Straße mal wieder in eine Schotterpiste. Da wir dies bereits kannten wunderten wir uns zunächst nicht. Allerdings wurde die Straße sehr schmal, rechts und links überall Bäume. Als uns dann noch ein anderer Campervan entgegen kam, mussten wir uns aneinander vorbei quetschen. Sie hielten jedoch kurz neben uns um mit uns zu quatschten. Sie fragten ob wir auch zum Wasserfall wollen würden. Wäre super schön da und sie hätten letzte Nacht auch dort übernachtet. Die Straße wäre okay und sie hätten gestern noch einige Bäume aus dem Weg geräumt. Wir bedankten uns und fuhren weiter. Hinter der nächsten Kurve war die Straße dann so ausgewaschen, dass ich kurz überlegte ob unser Schlachtschiff das überhaupt schaffen würde. Aber das war kein Problem und so fuhren wir in Schrittgeschwindigkeit um Schlaglöcher herum, vorbei an umgefallenen Bäumen bis wir schließlich den Aussichtspunkt erreichten. Das letzte Stück bis dorthin war auch von der Straße tatsächlich wieder deutlich besser. Am Aussichtspunkt war zwar der Hügel zu sehen, jedoch nicht Gras bewachsen sondern abgebrannt. Es roch auch noch nach Holzkohle. Trotzdem liefen wir bis oben auf den Aussichtspunkt um den Blick in die umliegende Landschaft zu genießen. Dort gab es auch ein Schild, dass erklärte, dass es eine alte Jagdmethode war diese Wiesenflächen gezielt abbrennen zu lassen. So trieb man die Tiere aus dem Gras um sie zu fangen. Anschließend wurden wieder Tiere durch die frisch nachwachsenden Grashalme angelockt. Wir sahen zwar keine Tiere aber der Blick in die entfernten Hügel war trotzdem sehr schön.
Den Rückweg gingen wir ähnlich langsam an wie den Hinweg. Kurz vor Schluss gab es noch einen Baum der so auf der Straße lag, dass es relativ eng war dort vorbei zu fahren. Wir meisterten auch dieses Stück und dachten wir hätten es wieder zurück geschafft nur um durch ein etwas lauteres knallen aufgeschreckt zu werden. Wir hatten leider einen dickeren Ast übersehen, der auf die Fahrbahn ragte und diesen mit der linken Seite des Autos mitgenommen. Obwohl wir nicht sehr schnell waren hatte dieser eine Verkleidung an der linken Tür abgerissen und die hintere Stoßstange gelockert. Während sich die Stoßstangen einfach wieder einklinken ließ, war dies bei der Verkleidung nicht möglich. Wie froh waren wir, dass wir eine Vollkaskoversicherung für den Mietwagen hatten! Nichts desto trotz ärgerte seins immens, dass es passiert war. Wir legten die Verkleidung in Auto und setzten unsere Tour fort. Der Autovermietung soll man in solchen Fällen innerhalb von 24 Stunden Bescheid sagen. Ohne Empfang ging das zu dem Zeitpunkt jedoch ohnehin nicht.
Wir entschieden noch eine kurze Pause am Julius River Reserve zu machen. Dort konnte man über Stege und Treppen erneut eine Runde durch den Regenwald laufen. Da es jedoch bereits 16 Uhr war blieben wir nicht zu lange und mit Zwischenstopp an einer Aussichtsplattform Richtung Küste. Die Straßen wurden wieder besser, weniger Kurven und weniger Bäume, und es gab auch wieder andere Autos. Gegen 18 Uhr kamen wir am Ende der Welt Edge of the World an. Dabei handelt es sich um den westlichsten Punkt Tasmaniens. Von dort gibt es kein Land mehr bis an die Küste von Argentinien. Die Küste an der Westseite der Insel erinnerte mit Dünen auch wieder mehr an die Küsten die wir aus Holland kennen.
Da es bereits Abend wurde und wir ein Hüngerchen bekamen legten wir ein Stopp am nahegelegenen Arthur River Store ein. Wir waren uns nicht sicher ob wir dort noch Fish & Chips bekommen würden, da es bereits wenige Minuten vor Ladenschluss war. Die Damen dort war aber so freundlich und machte die Fritteuse extra noch einmal an. Mit frisch duftenden Pommes ging die Fahrt weiter. Damit man auch während dem fahren gut essen kann, kamen wir bereits ein paar Tage vorher auf die Idee zwei Becher vorne in die Becherhalter zu stellen und diese mit Snacks oder essen zu befüllen. Diese eigneten sich hier dann sehr gut für die Pommes.
Kurz bevor die Sonne unterging erreichten wir Stanley, eine Stadt an der Nordküste. Wobei eine Stadt übertrieben ist, ehr ein Örtchen. Bekannt ist diese für Pinguine und The Nut. Dabei handelt es sich keineswegs um Nüsse, sondern um einen Lakkolithen, einen Berg. Diese entstehen dadurch, dass sich in tieferen Gesteinsschichten Magma nach oben drückt und die oberen Schichten nach oben drückt und dann erstarrt. Der in Stanley hat sehr gerade, steile Kanten und sticht aus der Landschaft heraus. Hier war auch die erste Stelle an der wir die Drohne steigen lassen konnten und so tolle Bilder von oben aufnahmen. Wir fuhren noch näher an die Stadt und den Hügel heran um von dort oben den Sonnenuntergang zu sehen.
Anschließend war es höchste Zeit zu unserem Nachtlager aufzubrechen. Unweit von Stanley entfernt hatten wir bereits am Morgen einen Campingplatz gefunden, der auch noch viel frei hatte (nach der Erfahrung am Bay of Fires und den wenigen Campingplätzrn an der Nordküste hatten wir dies lieber vorher kontrolliert). Allerdings musste man dort passend in Bar bezahlen, da das Geld lediglich in einen Briefumschlag kam. Wir hatten zwar Bargeld dabei, jedoch natürlich nicht passend, da wir keine Münzen hatten. Also kam noch die Herausforderung auf uns zu, in Stanley ein offenes Lokal oder Geschäft zu finden, was uns einen der Scheine klein machen würde. Letztendlich fanden wir eine kleine Bar (bei 400 Einwohnern scheinen die meistens schon im Bett zu sein) und bekamen unser Kleingeld.
Damit ging es zum Campingplatz. Wir fanden einen schönen Platz, an dem wir ganz für uns standen. Als wir zum bezahlen und registrieren wieder nach vorne liefen (wir mussten zunächst gucken auf welchen Stellplatz wir wollten) hüpften wieder Wallabies durch die Gegend. Vorne angekommen stellten wir fest, dass wir blöderweise einen Stift vergessen hatten. Ninja ging daher Camper in der Nähe fragen ob uns diese einen Stift leihen würden. Nachdem diese zunächst ihre Hunde bändigen mussten wurde sie mit einem ziemlich unfreundlichen „Nein“ abgewiesen. Ob die einfach nur eine Lust hatten oder wie genau sie sich beim Campingplatz registriert haben werden wir wohl nie erfahren. Jan legte daher eine kleine Sporteinheit ein und joggte zurück zum Auto um einen Stift zu holen. Nachdem alles bezahlt war liefen wir zurück zu unserem Auto was in der Nähe des Strandes stand. Allerdings war gerade kein Wasser da. Durch den sternenklaren Himmel hatten wir aber einen tollen Blick auf den Nachthimmel. Irgendwann fielen uns zischende und blubbernde Geräusche auf und wir dachten das Wasser kommt zurück. Im Licht der Taschenlampe erkannten wir dann, dass nicht das Wasser kam, sondern viele kleine Krebse sich auf dem Sand ausbuddelten und über den nassen Strand liefen. Vorsichtig um gar auf keinen zu treten liefen wir zurück zum Weg und dann zum Auto. Das Zähneputzen gestaltete sich dann auch etwas gruselig, da es überall im Wald um uns herum raschelte und knackte. Während Jan ziemlich gelassen blieb war Ninja doch etwas schreckhaft, obgleich sie gerne noch ein Wallaby gesehen hätte.
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