Als langsamsten Schnellzug der Welt bezeichnen die Schweizer ihren Glacier Express, der sich in 8 Stunden von St. Moritz nach Zermatt durch die Berge schlängelt. Ausgestattet mit großen Panoramafenstern und der Möglichkeit direkt am Platz ein mehrgängiges Menü einzunehmen, lässt die deutlich touristische Ausrichtung des Zuges erkennen. Dementsprechend sind auch die Ticketpreise, so zahlt man 153 CHF für die zweite Klasse Fahrkarte und nochmal 43 CHF für das drei Gänge Menü. Als Interrail Pass Inhaber, kommt man dagegen schon mit 30 CHF für die Sitzplatzreservierung in den Genuss. Sparfüchse können allerdings jeden Streckenabschnitt auch mit der Regionalbahn fahren. Welche sich genau lohnen und welche eher nicht, könnt ihr weiter unten lesen. Leider waren die Fenster zwar blitzeblank geputzt, spiegelten dadurch aber extrem, daher sind die Bilder die wir gemacht haben nicht annähernd so spektakulär wie die Realität.

Heute morgen ging es leider ohne Schnee, dafür mit schlechtem Wetter und Nebel, Richtung Bahnhof. Diesmal gönnten wir uns die Busfahrkarte Kurzstrecke für die zwei Stationen bis zum Bahnhof für 3 CHF pro Person. Ganz schön frech. An der Haltestelle haben wir noch kurz einem englischen Ehepaar erklärt, das der Bus der Linie 1 zum Hauptbahnhof fährt, auch wenn die das bereits schon in ihrem Busfahrplan markiert bekommen hatten. Irgendwie trauten sie dem ganzen jedoch nicht und waren merklich erleichtert, als wir tatsächlich am Bahnhof in St. Moritz ankamen. Haben die in Birmingham ein so schlecht funktionierendes ÖPNV System?

Obwohl wir knapp 40 Minuten zu früh am Bahnhof waren, wartete der Zug bereits und wir konnten schon Platz nehmen. Beim stöbern in den Begleitheften fanden wir heraus, dass man sich in bestimmten Bahnhöfen entlang der Strecke eine Urkunde, welche die Teilnahme an der Fahrt bescheinigt, erhalten kann. Wir waren so dreist und sind direkt ausgestiegen und haben gefragt ob wir jetzt schon eine erhalten können. Das war kein Problem, wir wurden nicht mal nach Tickets gefragt. Hätten die Urkunde also auch ohne Fahrt bekommen können.

Pünktlich um 9:02 Uhr ging es dann los. Zuerst hielten wir noch an ein paar kleineren Bahnhöfen, wo noch Leute einstiegen, dann ging es durch den 6 Kilometer langen Albulatunnel. Da haben wir erstmal unser Frühstück ausgepackt und unseren Stuten gemampft. Nach dem Tunnel, wär das Wetter wunderschön und es ging ähnlich wie gestern weiter. Über Brücken und Kehrtunnel schraubten wir uns den Berg hinab. Ein sehr sehenswerter Abschnitt, der Albulalinie genannt wird. Und einer der schwierigsten zu erbauenden Bahnstrecken in der Schweiz ist. Dann ging es über das Landwasser Viadukt, welches von der Anwesenden japanischen Reisegruppe mit vielen Aahs und Oohs kommentiert wurde.

Am Ende der Strecke der Albulaline stieg eine deutsche Single Busreisegruppe in Thusis zu. Diese sollte uns bis Andermatt begleiten. Über die Stelle hinweg, wo Vorder- und Hinterrhein zum Rhein zusammenfließen, ging es nach Chur, wo wir uns beim 25 minütigem Aufenthalt die Beine ein wenig vertreten konnten. Nach einem Lokwechsel fuhren wir die Strecke bis zur Rheinquelle zurück und bogen dann Richtung Rheinschlucht ab.

Die Rheinschlucht bzw. Ruinaulta ist eine bis zu 400 Meter tiefe und rund 13 Kilometer lange Schlucht des Vorderrheins. Entstanden vor über 10.000 Jahren, ist die einzige Möglichkeit den Schweizer Grand Canyon zu erkunden, per Kajak, zu Fuß oder mit der Bahn, denn eine Straße gibt es nicht. Sehr spektakulär anzuschauen.

Vorbei am Kloster Disentis stoppten wir im Bahnhof um bei einem erneuten Lokwechsel auf eine Lokomotive mit zusätzlichen Zahnrad Antrieb zu wechseln, da nun der steilste Abschnitt der Route folgt. Wir kämpfen uns also starke Steigungen hinauf, an Sedrun vorbei, zum Oberalppass, dem mit 2.000m höchsten Punkt des Glacier Express.

Dann kämpfen wir uns den Berg wieder hinunter bis nach Andermatt. Kurz nach Andermatt ging es in einen weiteren der 91 Tunnels. Da dieser 16km lang war, hatten wir genug Zeit uns Gedanken zu machen, warum man eigentlich damit wirbt, das der Zug durch so viele Tunnel fährt… denn außer dunkler Tunnelwand kann man nicht viel sehen.

Danach ging es sehr lange durch ein Tal, viel zu sehen gab es leider nicht und es kam etwas Langeweile auf. Diesen Teil der Strecke kann man sich definitiv sparen.

Der letzte Streckenabschnitt von Visp nach Zermatt war dagegen wieder sehr sehenswert, da wir auf kurzer Strecke erneut viele Höhenmeter überwinden mussten und sich der Zug durch enge Schluchten kämpfte.