Die erste Nacht in Mexiko war leider alles andere als erholsam. Die Unterkunft war wirklich schön und auch die Mariachi Bands die man die ganze Nacht hörte, störten nicht zu sehr. Dafür wurde ich um 2 Uhr wach (nach deutscher Zeit wäre es 9 Uhr morgens) und konnte auch die nächsten 2,5 Stunden nicht wieder schlafen. Zusätzlich war mir so schlecht, dass ich dachte mich jeden Moment übergeben zu müssen, was zum Glück nicht der Fall war. Entsprechend gerädert und müde wachte ich am nächsten Morgen um 7 Uhr auf. Nicht besonders viel Schlaf.
Beim Check-In am Tag zuvor hatten wir erfahren, dass überraschender Weise Frühstück mit im Preis innbegriffen war. Daher machten wir uns auf den Weg dorthin. Vor Ort gab es eine Schlange an Menschen, die alle am Büffet anstanden und darauf warteten etwas zu essen zu bekommen. Da alles von einem einzelnen Mexikaner ausgehändigt wurde und die schon mal etwas langsam sind, dauerte es entsprechend. Als wir an der Reihe waren und unsere Zimmernummer zum Abgleich mit seiner Liste nannten, erfuhren wir, dass wir kein Frühstück bekamen sondern ein Lunchpaket. Sollte uns auch recht sein, schließlich kann man das ebenfalls zum Frühstück essen. Da mein Bauch sich noch immer komisch anfühlte, reichte mit der enthaltene Joghurt aus und ich hob das Brot für später auf. Zu Franz Glück gab es eine Kaffeemaschine direkt neben dem Büffet, sodass das Frühstück komplett war.
Nach dem Frühstück entschieden wir, die Zeit bis zum Check-Out um 12 Uhr zu nutzen um uns etwas auszuruhen und in der Hoffnung, dass ich mich etwas besser fühlen würde. Ich war so müde, dass ich noch mal eine Stunde schlafen konnte. Anschließend packten wir alles zusammen und brachten unsere Koffer an die Rezeption, wo sie von einem Wachmann abgeholt wurden, da wir sie nicht den ganzen Tag mitschleppen wollten.

Das Wetter war herrlich und in der Sonne auch sehr warm. Wir liefen in Richtung Stadtzentrum. Man merkt sofort, dass es hier ganz anders ist als wir es von zuhause gewöhnt ist. Am Anfang schwingt vielleicht auch noch etwas Unbehagen mit, wenn man so durch die Straßen läuft. Je näher wir jedoch zum historischen Zentrum kamen, desto belebter und größer wurde auch die Straßen.

Die erste Sehenswürdigkeit, an der ankamen war der Platz der Konstitution. Dort gibt es eine große Kirche, die Catedral Metropolitana. Im inneren ist sie in mehrere Bereiche aufgeteilt und entspricht damit ehr drei Kirchen in einer, jeder Teil für sich sehr anders. Wir liefen eine Runde durch die Kirche und sahen die unterschiedlichen Teile an. Teilweise fand dort gerade Gottesdienst statt, aber davon ließ sich niemand stören.

Draußen vor der Kirche war viele Straßenhändler die versuchten unterschiedliche Dinge zu verkaufen. Außerdem gab es Tänzer in traditionellen Kostümen, die zusätzlich Leute mit dampfenden Kräutern segneten.

Direkt neben der Kirche, angrenzend an den Platz gibt es eine Ausgrabung einer alten Tempelanlage. Davon ist nicht mehr so sehr viel erhalten, aber zumindest einige Ausschnitte. Dort merkte man auch das erste mal, dass die Sonne sehr intensiv schien. Ein Glück, dass wir Sonnencreme dabei hatten!

Von den Ausgrabungen führte uns der Weg weiter zu zwei großen Märkten. Dafür liefen wir durch mehrere kleine Straßen und kamen am Plaza Loreto mit einer kleinen Kirche vorbei.

Die Anzahl der Marktstände entlang der Straße nahmen zu, je näher wir dem tatsächlich Markt kamen, wobei es sich fast ausschließlich um Kleidung handelte. Das letzte Stück führte entlang einer großen Hauptstraße. Auffällig dort war, wie viele Prostituierte dort standen und auf Kundschaft warteten.

Am Ende überquerten wir die Hauptstraße auf mexikanische Weise, quer durch den Verkehr über sechs Spuren und erreichten den Mercado La Merced.

Die Markthallen wirken sehr dunkel, mit den engen Gängen und sehr vollen Ständen. Dort werden zahlreiche Lebensmittel, vor allem Obst und Gemüse, aber auch Fleisch angeboten. Letzteres meistens ungekühlt und häufig mit Fliegen übersäht.

Sobald man den Markt einmal betreten hat ist es völlig egal in welche Richtung man läuft, gefühlt geht es immer weiter und es ist kein Ende in Sicht. Irgendwann wandelte sich das Angebot jedoch etwas und es wurde Partyzubehör, vor allem piñatas angeboten.

Und plötzlich hatten wir auch das Ende von den Markthallen erreicht. Draußen ging der Markt jedoch weiter. Direkt in der Nähe befand sich der nächste Markt, Mercado Sonora. Ich hatte zuvor bereits gelesen, dass dort besonders lebendige Tiere gehandelt wurden, weshalb ich etwas kritisch war. Zurecht wie sich herausstellen sollte. In den winzigen Käfigen saßen vor allem Hundewelpen. Aber auch Kitten, Küken und andere Vögel. In etwas größeren Käfigen gab es noch Ziegen. Offensichtlich wissen die Händler, dass es nicht die besten Umstände für die Tiere sind, da sie empfindlich reagierten, als ich ein Foto machte. Mir taten die Tiere einfach nur sehr leid und ich war froh, als wir den Markt verlassen konnten. Am liebsten hätte ich sie alle mitgenommen…

Für den weiteren Weg entschieden wir doch lieber die Brücke über die Hauptstraße zu nehmen statt wieder durch den Verkehr zu laufen.

Wir waren hungrig und sahen uns nach etwas zu essen um. Dabei kamen wir zufällig an einem kleinen Imbiss vorbei. Auf der Straße davor standen zahlreiche Menschen und warteten. Wir wurden angesprochen ob wir etwas essen möchten und wählten spontan etwas aus. Dabei lief das Ganze so ab, dass man draußen bei einer Frau bestellte und bezahlte. Diese schrieb die Bestellung zusammen mit dem Namen auf einen Zettel und brachte diesen nach drinnen. Wenige Minuten später kam jemand von drinnen raus und rief den Namen um das Essen zu übergeben. Sitzplätze gab es fast keine. Unsere Tacos waren mit Fleisch und Käse und zusätzlich Pommes. Ein einzelner kostete dabei knapp 2€ und reichte aus als ganze Mahlzeit. Wären wir dort aßen kamen zahlreiche Mexikaner ganz unterschiedlicher Art für ihr Mittagessen. Einer dieser Mexikaner erklärte uns, dass man drinnen noch Soßen und Ähnliches für den Taco holen kann. Franz ging rein und kam wieder mit Guacamole. Leider hatte er dabei eine erwischt die besonders scharf war. Die volle mexikanische Erfahrung direkt zu Beginn.

Nachdem wir die Umgebung genossen und die Menschen beobachtet hatten, gingen wir weiter in Richtung Palacio de Bellas Artes. Dabei kamen wir ehr zufällig an China Town vorbei. Aus meiner Erinnerung wusste ich noch, dass es ehr eine einzelne Straße war mit chinesischen Dekorationen und vereinzelten Restaurants. So war es auch immer noch. Eine chinesisch aussehende Person gab es dort nicht…

Am Palacio de Bellas Artes angekommen wimmelte es erneut vor Touristen. Es handelt sich dabei um ein großes, sehr schönes Gebäude, in dem unter anderem ein Kunstmuseum untergebracht ist. Genau genommen ist es sogar das höchste und wichtigste Kulturhaus Mexikos.

Direkt daneben befindet sich das Casa de los Azulejos, das Haus der Fliesen. Es ist außen komplett mit bunt bemalten Kacheln aus Puebla bedeckt.

Weiter ging es durch einen angrenzenden Park. Die ganze Zeit hatten wir schon Leute mit Wassereis gesehen. So eines wollte Franz auch gerne. Er wählte ein rotes und erwischte damit einen typisch mexikanischen Geschmack, der süß und scharf zugleich ist. Von dort war der Plan in Richtung der letzten großen Sehenswürdigkeit: das Schloss Chapultepec. Dieses ist eine knappe Stunde Fußmarsch vom historischen Zentrum entfernt. Die Sonne brannte inzwischen ziemlich und wir brauchten dringend etwas zu trinken. In einer Seitenstraße fanden wir einen Kiosk mit gekühlten Getränken. Zufällig am Ende dieser Seitenstraße lag der Platz der Republik. Dort befindet sich ein großes Denkmal, in dem ein Mausoleum und das Museum zum Gedenken an die Revolution untergebracht sind.

Von dort liefen wir zurück auf die Hauptstraße, die mitten durch das Bankenviertel der Stadt läuft und genau gerade auf das Schloss zuführt. Die Wege dort laufen unter grünen Bäumen die etwas Schatten spenden und es begegnen einem Menschen von überall. Ebenfalls an dieser Straße, kurz vor dem Schloss ist der  Ángel de la Independencia. Dieser wurde 1910 vom Architekten Antonio Rivas Mercado erbaut, um den hundertsten Jahrestag des Beginns des mexikanischen Unabhängigkeitskrieges zu feiern. Er erinnert an die Siegessäule in Berlin.

Nach 1,5 Stunden erreichten wir endlich den Eingang des Parks, der zum Schloss gehört. Der Weg durch die Stadt war damit doch etwas weiter, als wir gedacht hätten. Der Park bildet das grüne Herz der Stadt. Mit über 4 Quadratkilometern bietet er jede Menge Wald und Wiesen. Der Park führt am Eingang über einen Breiten Weg mit einer Brücke über eine der Hauptverkehrsstraßen Mexikos direkt auf das Monumento a los Niños Héroes zu. Das riesige Denkmal ist den Soldaten gewidmet, die das Land im Krieg verteidigt haben.

Hinter dem Monument geht es noch an einem kleinen Waldstück lang, wo Caro und ich vor einigen Jahren Eichhörnchen mit Churros gefüttert haben. Leider bekamen wir nur einige, wenige in der Ferne zu sehen. Vielleicht sind ihnen die Churros damals nicht so bekommen? Schließlich erreichten wir den Eingang zum Schloss. Da es sich um ein Museum handelt, muss man normalerweise Eintritt zahlen und kann dann erst das letzte Stück den Berg hinauf laufen. Blöderweise war es bereits nach 17 Uhr und das Schloss geschlossen. Wir setzten uns daher an den Rand um unsere Beine zu entspannen und beobachteten die ganzen Menschen, die vom Schloss herunter kamen. Dabei wurde immer deutlicher, wie viel wir eigentlich schon gelaufen waren. Die Füße und Beine waren müde, was nach fast 20km Fußmarsch verständlich war.

Wir entschieden noch ein kleines Stück weiter durch den Wald bis zu einem nahgelegenen See zu laufen und anschließend ein Kaffee zu suchen. Für den Abend waren wir mit Jesús verabredet, einem Freund von mir aus Mexiko. Geplant war mit ihm die nächsten Tage zu verbringen. Ursprünglich war der Plan, uns gegen 12 Uhr zu treffen. Diese Zeit hatte sich bereits ein paar Tage zuvor auf 15 Uhr verschoben. Am Morgen hatte er mir dann geschrieben, dass wir uns wahrscheinlich gegen 17 Uhr, spätestens jedoch gegen 20 Uhr treffen würden. Er wollte sich eine Stunde vorher bei mir melden. Da ich bisher jedoch noch nichts gehört hatte, ging ich davon aus, dass wir noch einiges an Zeit hatten.

Zuvor hatte ich von einem Hippen Viertel namens Roma Norte gelesen. Da Franz gerne einen Kaffee hat und den am liebsten auch aus einem hipster mäßigen Laden, schien es gut zusammen zu passen. Tatsächlich fanden wir bereits sehr zu Beginn einen Unverpacktladen, der ebenfalls Kaffee und kleines Gebäck verkaufte. Wir setzten uns draußen überdacht hin, während es langsam anfing zu regnen und regenerierten.

Dabei trat jedoch auch nach und nach die Müdigkeit ein und als wir gegen 19 Uhr noch immer nichts von Jesús gehört hatten, fragte ich doch mal nach. Ich bekam die Antwort, dass wir uns wahrscheinlich um 20:30 Uhr an unserem Hotel treffen könnten. Uns passte das ganz gut und wir machten uns zu fuß auf den Weg zurück. Der Regen hatte zum Glück inzwischen nachgelassen und wir trafen pünktlich ein. Von Jesús war noch keine Spur zu sehen. Mich überraschte das nicht, da ich bereits Erfahrung mit der Mexikanischen Pünktlichkeit gemacht habe. Fast immer kann man eine halbe Stunde auf deren Zeitrechnung oben rauf packen, damit es passt. So auch diesmal. Um 21 Uhr schrieb er mir, dass er da wäre. Wo genau war jedoch noch die Frage. Das Hotel hatte jeweils auf der Vorder- und Rückseite einen Eingang. Wir liefen zum Hinterausgang, da sich dieser an der Straße befand. Dort fanden wir sein Auto, jedoch von Jesús keine Spur. Wenig später tauchte er jedoch auch auf. Er war in der Zwischenzeit zum Vordereingang gelaufen. Nach einer freudigen Begrüßung und einem Becher Mango für jeden ging es los durch die Nacht Richtung Coacalco, was etwas nördlich von Mexiko Stadt liegt und Jesús Heimat ist.

Er hatte den Plan, dass wir noch eine Kleinigkeit im Ort essen gehen bevor wir zu ihm nachhause fahren. Das Lokal das er wählte war so typisch mexikanisch wie es nur geht. Vorne spielte eine Band typisch mexikanische Lieder, es tanzen Leute in Paaren und das Essen war herrlich! Ich war zu diesem Zeitpunkt allerdings bereits so müde, dass ich vermutlich mit dem Kopf auf dem Tisch hätte einschlafen können und war froh, als wir endlich aufbrachen.

Jesús lebt mit seiner Mutter und seiner Schwester in einem kleinen Haus in einer bewachten Nachbarschaft. Das bedeutet, man muss erst ein Tor mit einem Wachmann passieren und darf nur hinein, wenn man dort wohnt. Zu meinem Erstaunen hielten wir jedoch nicht vor dem Haus in dem er wohnte, was ich bereits vom letzten Mal kannte, sondern vor einem anderen. Dabei handelte es sich um das Haus, in dem normalerweise seine andere Schwester und sein Neffe wohnten. Leider ist deren Mann Anfang des Jahres verstorben. Seitdem halten sich die beiden wohl viel bei seiner Mutter auf, weshalb es kein Problem war, dass wir drei in ihrem Haus schlafen konnten. Sowohl Franz, als auch ich bekamen ein eigenes Zimmer. Der Zugang zu meinem Zimmer führte jedoch durch das Badezimmer, was schon etwas seltsam anmutete.
Trotz der späten Uhrzeit (es war bereits 1 Uhr) kamen alle Familienmitglieder rüber und begrüßten uns. Ich freute mich alle wiederzusehen, besonders seine Mutter, da sie sich bereits beim letzten Mal sehr liebevoll um uns gekümmert hat. Trotzdem merkten sie, wie müde wir waren und ich war sehr froh, als ich endlich im Bett lag und schlafen konnte.