Nach dem anstrengenden Tag hatte ich gehofft wenigstens die Nacht in der horror Unterkunft zu verschlafen. Allerdings hielt für mich dieser Schlaf genau zwei Stunden, bevor ich bereits um 4 Uhr wieder wach wurde. Ich frierte, hatte Durst und mir war Übel. Ähnlich wie nach der Ankunft in Mexiko. Mit einem Pulli und einer langen Hose hatte ich die Hoffnung weiter schlafen zu können, allerdings bestand die restliche Nacht ehr aus einem dösen und schlaflos hin und her rollen (sofern rollen auf einer 1 m Matratze die man sich zu zweit teilt geht). Als es endlich hell wurde dominierte bei mir noch immer die Übelkeit.

Wir hatten bereits ein AirBnB für den kommenden Abend gebucht und ich hatte eine Mail an den Professor der Uni geschickt, da wir am nächsten Tag für zwei Wochen in den geplanten Urlaub fliegen wollten und dafür lediglich Handgepäck hatten. Unsere großen beiden Koffer mussten also irgendwo untergebracht werden. Dies sollte an der Uni kein Problem sein und wir sollten später einfach vorbeikommen. Wir packten also unsere Koffer entsprechend zusammen (ausgepackt hatten wir ja eh nicht) und liefen zum Walmart in der Nähe um Frühstück zu finden. Das Angebot entsprach nicht so richtig dem was wir gehofft hatten (etwas, was es bei uns beim Bäcker geben würde) und so gab es zum Frühstück Salat. Hauptsache etwas zu essen.

Danach war der Plan den Vermieter anzurufen und ihm mitzuteilen, dass wir gerne vom Mietvertrag zurücktreten möchten, da dieser ohnehin erst eine Woche später beginnen sollte. Er sagte uns jedoch, dass dies nicht möglich wäre und wir mindestens die erste Miete bezahlen müssten. Er würde gucken ob er einen neuen Mieter ab dem 15.8. finden würde, dann bräuchten wir den zweiten Monat nicht mehr zahlen und die Kaution würde er uns auch zurückgeben. Das war nicht ganz die Antwort die wir uns erhofft hatten. Ob dies auch rechtlich korrekt ist, versuchen wir noch immer herauszufinden. Aktuell haben wir jedoch nicht wirklich eine Option als abzuwarten. Nach dem Telefonat machten wir uns umgehend auf den Weg Richtung Uni um uns dort mit dem Professor zu treffen. 

Die Busfahrt verlief aufregender als gedacht. Kurz nachdem wir in den ersten Bus eingestiegen waren, auffällig mit zwei großen und zwei kleinen Koffern, sprach uns ein nettes Mädel an. Sie erzählte, dass sie als Krankenschwester arbeitete und fragte was wir hier machen würden. Wir erzählten ihr die Geschichte von dem Haus. Sie erzählte, dass sie gerade bei ihrer Tante ausgezogen war um mit ihrem Freund zusammen zu wohnen und schlug spontan vor, dass sie bei ihrer Tante mal nachfragen würde ob die vielleicht das Zimmer vermieten würde. Ihre Tante wäre sehr ordentlich sauber und total nett. Wir tauschten Facebook Kontakte und sie würde sich melden. Wir sind gespannt ob wir etwas hören, wissen aber das wir in jedem Fall jeden Ort erst ansehen werden, bevor wir erneut etwas mieten.

In der Stadtmitte mussten wir umsteigen und nachdem wir auf der Karte sahen, dass der Bus nicht die geplante Route fuhr waren wir etwas verwundert. Wir stiegen aus, als wir am nächsten an der eigentlichen Haltestelle dran waren. Auf dem Weg zur Haltestelle für den nächsten Bus, verstanden wir dann auch warum der Bus eine andere Route fuhr. Die eigentliche Straße war komplett gesperrt. Dort wurde gerade eine Bühne für eine Veranstaltung am Wochenende aufgebaut.

In der Uni angekommen wurden wir sehr freundlich empfangen und es tat gut, ein bekanntes Gesicht zu sehen. Er fragte wie unsere Ankunft gewesen war und hörte sich die komplette Geschichte an, angefangen mit dem Warten auf die Koffer bis zur Diskussion mit dem Vermieter. Die Koffer konnten wir direkt dort in ein aktuell ungenutztes Büro einschließen. Der Professor hatte leider nicht so viel Zeit, nahm uns aber Spontan mit in die nächste Vorlesung der neuen Erstsemester um dort zu fragen, wie die Studenten eine Unterkunft in der Stadt gefunden hatten. Die Antworten brachten uns leider nichts neues. Auch die Information, dass es dieses Semester besonders schwierig war eine Unterkunft zu finden, war für uns leider nicht neu und auch nicht besonders ermutigend. Wir bedankten uns trotzdem, verabschiedeten uns vom Professor und fuhren mit dem Aufzug wieder hinauf zu den Büros. Dort waren wir mit einem der beiden Supervisors verabredet, der in den nächsten Monaten meine Forschungsarbeit betreut.

Auch er hörte sich unsere Geschichte an und meinte am Ende, dass er uns wenigstens zu einem Kaffee einladen möchte, nach dem wie unser Empfang in Kanada bisher verlief. Auf dem Weg dorthin fragte er, ob wir schon Mittagessen hatten (es war bereits fast 15 Uhr). Da dies nicht der Fall war wurde aus dem Kaffee spontan ein Mittagessen. Der Weg dorthin führt uns quer über den Campus.

Da die Uni dort erst diese Woche begonnen hat gibt es eine große Welcome Week für die neuen Erstsemester, mit vielen verschiedenen Ständen. Auch so wirkte alles wie man es auf amerikanischen Filmen kennt. Es gibt dort aber nicht nur, wie bei uns in Deutschland, eine Mensa oder Cafeteria, sondern eine komplette Essensecke. Dort werden in verschiedenen Ecken unterschiedliche Gerichte angeboten.

Ich entschied mich für Mac’n’Cheese während Jan einen Burger nahm. Wir merkten erst dort, wie hungrig wir eigentlich waren, da wir auch am Tag zuvor lediglich unseren Proviant gegessen hatten. Nach über zwei Stunden unterhalten mit dem Supervisor verabschiedeten wir uns auch von ihm, da wir langsam müde wurden und eigentlich in der Stadt noch nach SIM-Karten gucken wollten. Auch von der Sekretärin verabschiedeten wir uns. Sie kümmert sich komplett darum uns an der Uni anzumelden und hatte sich bereits Sorgen gemacht, wo wir in der kommenden Nacht schlafen würden. Hätten wir sie nicht beruhigen können, dass wir eine Unterkunft hätten, hätte sie uns mit zu sich und ihrer Familie genommen. Super lieb!

Der Weg zur Unterkunft in der Stadt war nicht weit und als wir dort ankamen, ein sauberes Zimmer und ein richtiges Bett mit Decke sahen, wollten wir eigentlich nirgendwo sonst mehr hin.

Unser Schlafzimmer für die Nacht

Es war zu verlockend sich einfach nur hinzulegen. Wir entschieden, dass die Sim-Karten gerade nicht die oberste Priorität waren (es wäre ohnehin zu spät gewesen habe ich später gesehen) und wir nur noch eine Kleinigkeit zum Essen holen würden.

Nations ist ein größerer Supermarkt dort in der Nähe und wir waren überrascht als wir diesen betraten. Es gab eine riesige Auswahl an frischen, teils sehr exotischen Früchten. Eine ganze Abteilung für Fisch und Meerestiere und unheimlich viele importierte Waren aus asiatischen Ländern. Entsprechend waren auch die meisten Kunden Asiaten. Zusätzlich dazu gibt es eine Ecke in der Tagsüber frische Gerichte zubereitet werden, diese war leider schon geschlossen.

Mit etwas zu essen beendeten wir den kurzen Ausflug in die Stadt.

Die neue Nacht, in einem richtigen, gemütlichen Bett war herrlich und sorgte für etwas Erholung, nach den zuletzt doch sehr anstrengenden Tagen.