Tag zwei und zugleich auch schon letzter Tag in Melbourne begann mit schönstem Sonnenschein. Nach einem weiteren leckeren Frühstück im Hoteleigenen Restaurant machten wir uns auf den Weg den Osten der Stadt zu erkunden. Zuvor ging es jedoch mit einem kurzen Abstecher in den Westen zu den Docklands, einem Hafen für Privatboote.
Da alle Punkte die wir an diesem Tag ansehen wollen an der Innenstadt lagen, konnten wir überall mit der kostenlosen Straßenbahn hin fahren. Angesichts dem stechenden Muskelkater in den Waden mit dem Ninja aufgewacht war, eine willkommene Fortbewegung. Die Docklands, so mussten wir bei Ankunft feststellen, waren ganz nett aber eigentlich auch nicht mehr als eine Wohngegend mit hohen Häusern und breiten Stegen aus Holz. Jedoch hatte man einen guten Blick auf das riesige Marvel Stadium in dem an diesem Abend Coldplay auftreten sollte. Leider waren die Tickets dafür schon vor Monaten ausverkauft… Wir entschieden uns daher nach kurzem Aufenthalt weiter zu fahren.
Die State Library of Victoria, die 1856 eröffnete Bibliothek und Wahrzeichen des Staates, war unser nächstes Ziel. Draußen vor dem imposanten Gebäude gibt es zwei grüne Wiesen auf denen sich zahlreiche Menschen in der Sonne tummelten. Es gab Leute die versuchten verschiedene Dinge zu verteilen (Bibeln, Koran,…) und eine Gruppe kluger Jugendliche, die Menschen überzeugte an ihrer Umfrage teilzunehmen indem man anschließend einen kostenlosen Keks bekam. Einen großen Keks. Damit war es nicht so sehr schwer Ninja davon zu überzeugen, während Jan stur daran vorbei gehen wollte.
Mit einem Keks gestärkt machten wir uns daran das Innere zu erkunden. Direkt im ersten großen Saal, der vier thematische Ecken mit weiteren Räumen (Kinder, Ideen,…) hatte, gab es ein großes Lego Modell der Bibliothek. Daran werden unter anderem ein paar Besonderheiten erklärt. Zum Beispiel der Elefantenaufzug (ein großer Lastenaufzug) oder aber die Wohnung auf dem Dach in der bis vor 40 Jahren noch jemand mit seinen acht Kindern und Hund wohnte, die abends oft durch die geschlossenen Bibliothek rannten.
Von dort führten ein paar Stufen zu zwei Ausstellungen und dann weitere Stufen in den großen Lesesaal. Der Lesesaal ist wahrscheinlich das eindrucksvollste an der der Bibliothek. Über vier Etagen erstreckt sich der offene, achteckige Raum in der Mitte. In der Mitte gibt es einen erhöhten Platz auf dem früher Bibliothekare saßen um mit jedem zu meckern der zu laut war, dafür hatten sie sogar einen Spiegel um zu sehen was hinter ihnen passierte. Sternförmig in alle Richtungen von der Mitte gehen lange Tische Richtung Wand, an denen zahlreiche Arbeitsplätze eingerichtet sind, jeder mit einer kleinen Lampe. Oben an der Decke sind riesige Fenster, wodurch der ganze Raum sehr hell ist. Außen kann man über verschiedene Etagen und Balkone nach oben gehen um den Raum anzusehen. Was jetzt zunächst nach Museum klingt, wird noch heute sehr aktiv genutzt. Viele der Plätze waren belegt und es arbeiteten Leute. Ob man sich da so wirklich gut konzentrieren kann, wenn ständig Touristen um einen herum laufen, kann ich mir nicht vorstellen.
Als wir wieder raus kamen, spielte ein Musiker, die Sonne schien und wir suchten uns einen Platz auf den Stufen und genossen die Umgebung. Da wir jedoch noch einiges sehen wollten bevor es zum Flughafen ging, war es eine ehr kurze Pause und wir fuhren mit der Tram weiter Richtung Royal Exhibition Building. In dem riesigen alten Gebäude fand vor vielen Jahren die Weltausstellung statt. Heute wird es wohl vereinzelt noch genutzt, ist aber sonst geschlossen. Dafür ist die Parkanlage drum herum sehr schön und ebenfalls sehr grün. Wir hatten ohnehin den Eindruck dass die Stadt mit vielen Parks und Wiesen sehr grün ist.
Vom Ausstellungsgebäude fuhren wir weiter Richtung Parliament, stiegen jedoch versehentlich eine zu früh aus. Bei der ohnehin überfüllten Bahn (es gibt eine extra für Touris die in der Innenstadt im Kreis fährt) nicht ganz so schlimm. Stattdessen liefen wir zur nahegelegenen, schwarzen Kirche Catholic Archdiocese of Melbourne. Diese sieht durch die schwarz verfärbten Steine und vielen Türmchen von außen eindrücklich aus, war von innen aber ehr langweilig. Also weiter Richtung Parliament. Dabei einmal falsch abgebogen und einen kleinen Umweg gelaufen, erreichten wir das Parliament und waren auch davon ehr enttäuscht. Großes Gebäude mit Säulen und Stufen. Obligatorisches Foto und weiter Richtung China Town.
Dabei kamen wir am Princess Theater vorbei. Ein altes, prunkvolles Gebäude mit goldener Schrift und Engeln geschmückt. Selbst das aktuell dort spielende Stück Tina war in seiner Werbung an das Gebäude angepasst.
Das wir China Town erreicht hatten wurde uns erst an dem bunten Tor über die Straße bewusst. Abgesehen davon gab es zwar mehr chinesische Läden als im Rest der Stadt, war aber ziemlich langweilig. An einer der größeren Straßen angekommen gab es immerhin noch einen Souvenierladen für Postkarten und Magnete die wir von den verschiedenen Orten an denen wir waren meist mitbringen. Außerdem war es sehr dringend Zeit etwas zum Essen zu suchen, da Ninjas Laune bereits umschlug… Wir entschieden uns für einen kleinen Laden in den Gassen in denen wir am Vortag bereits waren. Dabei kamen wir zufällig am bekannten Historic Tea Room vorbei, die laut Reiseführer ein Muss für jeden Teeliebhaber sind. Uns sprachen ehr die verschiedenen Torten im Schaufenster an, weshalb wir entschieden ein Stück als Nachtisch mitzunehmen. Mit 8€ pro Stück für normalen Kuchen ein stolzer Preis.
In der Gasse angekommen mussten wir nur nach dem richtigen Garagentor Ausschau halten. Die Läden sind noch vorne meisten komplett offen und in eine Art große Garage gebaut. Wir suchten uns von der Karte etwas zu essen aus und konnten uns dann auf die Stühlchen auf den Gehweg setzen. Das Essen und Jans Melbourne Bier waren extrem lecker. Daher große Empfehlung ShanDong MaMa mini zu besuchen falls ihr in Melbourne seid.
Da es bereits zehn vor fünf war und wir um 17:30 Uhr den Bus zum Flughafen spätestens nehmen wollten (mussten noch zum Hotel Koffer holen und dann zum Bahnhof) wurde es dringend Zeit sich auf den Weg zu machen. Dabei nahmen wir einen kleinen Umweg in Kauf um noch ein Foto der Stadt mit Sonne zu machen (am Tag zuvor war es leider noch bewölkt) bevor wir schnell zum Hotel fuhren. Dort mussten wir einen Moment auf unsere Koffer warten. Aber mit der reparierten Rolle sollte ja zumindest der Weg zum Bahnhof schneller gehen. Dachten wir. Leider falsch gedacht, als sich auch die ausgetauschte Rolle auf halbem Weg zum Bahnhof verabschiedete. Trotzdem erreichten wir den Bahnhof rechtzeitig. Beim genaueren betrachten der Rolle war diese weg geschmolzen und so heiß, dass sich Jan noch die Finger verbrannte.
Als der Bus endlich fuhr war es bereit 17:40 Uhr. Bei einer halben Stunde Fahrzeit blieben uns ca. 15 Minuten Zeit am Flughafen bevor der Check-In für die Koffer schloss. Perfektes timing also. So kamen wir nach sehr kurzer Flugzeit (diesmal mit Fensterplatz) auf Tasmanien in Hobart an. Hier war es ganz schön kalt und windig. Um unseren Camper abzuholen mussten wir ein Stück Uber oder Taxi fahren. Was wir da jedoch noch nicht wussten: mit uns kam gleichzeitig ein anderer Flug an. Alle Menschen wollen in die Stadt und fahren Uber. Damit ist die Nachfrage extrem hoch und die Preise gehen ebenfalls in die Höhe. So wurde aus einer Fahrt für 11€ plötzlich eine Fahrt für 30€ die uns die App anzeigte. Das wollten wir nicht so richtig einsehen und dachten wir warten einen Moment. Allerdings war es schon sehr spät, nach uns landeten keine Flüge mehr und es war fraglich wie viele Uber überhaupt aus der Stadt noch wieder zum Flughafen zurück fahren würden, wodurch die Preise runtergingen. Als sich nix an den Preisen tat ging Ninja bei den Taxis gegenüber fragen. Die wollten aber keine Auskunft geben was denn die Fahrt bis zur fünf Minuten entfernten Adresse kosten würde. Stattdessen verwiesen sie nur darauf, dass der Uber günstiger wäre. Als Ninja erklärte dass da gerade durch die Nachfrage die Preise hoch gegangen waren wollten sie nur wissen was die Uber gerade kosten. Wir entschieden also noch etwas länger die Preise für Uber im Blick zu behalten. Interessanter Weise war auf den Taxis Werbung für eine zugehörige App aufgedruckt. Also die App runtergeladen und da mal geguckt was die Taxis kosten. $11-17 soll die Strecke kosten. Da kam der Taxifahrer den wir zuvor angesprochen hatten zu uns und meinte für den Preis von Uber ($37) würde er uns auch fahren. Nachdem wir jetzt aber wussten was die Fahrt tatsächlich kosten sollte, lehnten wir dies definitiv ab. Wir warteten bis der Taxifahrer und die Kollegen mit denen er gesprochen hatten weg waren und liefen dann zum nächsten Taxi. Dort stiegen wir erst ein und sagten dem Fahrer erst dann wohin wir wollten. Der war merklich verärgert, dass wir nur eine kurze Strecke fahren wollten und schimpfte über Uber weil die alle Gäste wegnahmen. Bei der nicht vorhandenen Freundlichkeit seinerseits und den unterirdischen Fahrkünsten würde ich aber auch jederzeit ein Uber bevorzugen. Selbst für das Trinkgeld was wir ihm als Entschädigung für die kurze Strecke gaben, bedankte er sich nicht sondern fuhr schnellstmöglich davon.
So standen wir also im Dunklen an der Vermietstation und befolgten die Anweisungen die wir bekommen hatten. An der Gebäudeseite einen Safe öffnen, darin schlüsselkasten Nr. 1 öffnen und den Schlüssel für den Van rausnehmen. Schlüsselkasten Nr.1 schließen und Safe schließen. Dann den Van Scooby finden. Darin die Zettel nehmen und kontrollieren ob er noch mehr Beschädigungen hat die nicht aufgeführt sind (es gab einige die wir mit der Taschenlampe im Dunkeln gesucht und gefunden haben). Diese auf dem Zettel angeben und in die Dropbox werfen. Nun gab es die Dropbox nicht, also stattdessen Safe geöffnet, Schlüsselkasten Nr. 1 geöffnet, Zettel klein gehalten rein gelegt, Schlüsselkasten Nr. 1 geschlossen und Safe geschlossen. Anschließend konnte es endlich los gehen.
Ninja ist zuvor in England schon mal auf der linken Straßenseite gefahren, jedoch noch nie in einem Fahrzeug mit Steuer auf der rechten Seite. Ziemlich gewöhnungsbedürftig am Anfang, vor allem wenn man kein richtiges Gefühl hat wie weit rechts oder links man fährt. Trotzdem erreichten wir sicher und gerade noch rechtzeitig die Unterkunft für die erste Nacht. Da wir nicht nachts noch einen Campingplatz suchen und den Camper einrichten wollten schliefen wir in einem einfachen Hotel in der Innenstadt von Hobart. Wir hatten zuvor einen Parkplatz reserviert, da man angeblich sehr schlecht an der Straße parken kann. Für uns völlig überflüssig, da es zahlreiche Parkplätze gab. Trotzdem bekamen wir den Parkausweis und die Karte fürs Zimmer von der Dame an der Bar (wobei die Bar tatsächlich schon geschlossen hatte, daher gerade rechtzeitig).
Wir waren froh als wir alle Taschen die drei Etagen hoch geschleppt hatten, das Auto geparkt war und wir ins Bett konnten. Das war ein wirklich langer Tag.
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