Der nächste Morgen startete sehr entspannt. Da Jesús Familie genau so gerne ausschläft wie wir, hatten wir uns für 10 Uhr zum Frühstück verabredet. Da ich noch nichts hörte, als ich gegen 9 Uhr wach wurde, entschied ich zunächst duschen zu gehen. Allerdings dauerte es ungewöhnlich lange, bis das Wasser warm wurde, dachte ich mir. Irgendwann hörte ich Franz an die Türe klopfen: “Das Wasser wird nicht warm…”. Na toll. Dann muss ich wohl kalt duschen. Angenehm war es nicht, aber ich war ziemlich schnell wach. Auf die Idee zu kommen, zu warten bis Jesús wieder da ist und erklärt, wie das warme Wasser funktioniert, kam ich irgendwie nicht. Er war auch nachdem ich aufgestanden war noch nicht da, weshalb ich die Zeit nutzte um Blog zu schreiben. Sehr weit kam ich allerdings nicht, da er kurze Zeit später zusammen mit seiner Mutter zurück kam. Seine Mama ist ein total süßes, kleines Persönchen, die sich schon beim letzten Mal bestens um uns gekümmert hat. Etwas schade ist dabei, dass sie kein Englisch spricht und ich nach wie vor quasi kein Spanisch.
Sie bereitete für uns vier ein leckeres Frühstück zu. Erst frische Mango mit einigen Körnern und dann noch Tamales. Allerdings war es von der Menge viel zu viel, sodass es unmöglich war alles zu essen, auch wenn es gut schmeckte.
Anschließend war ein Ausflug geplant. Seine Schwester und sein Neffe wollten auch gerne mit. Das Ziel waren die Prismas Basalticos, große Steinsäulen aus Basaltgestein. Dafür nahmen wir ausnahmsweise das Auto seiner Mutter, da es etwas besser ausgestattet ist als das von Jesús. Die Fahrt dauerte knapp 2 Stunden, bevor wir den Nationalpark “El Chico” erreichten.
Da er in der Nähe des eigentlichen Ziels lag, machten wir dort zunächst einen Abstecher. Wir parken das Auto auf einem Schotterparkplatz und liefen anschließend knapp 3km die Schotterstraße hinab, bis wir an ein Touristenzentrum kamen, von wo man auf eine Aussichtsplattform wandern konnte. Der Weg war nicht sehr weit und erinnerte mich mit den vielen Stufen an Korea. Von oben hatte man einen tollen Ausblick über die umliegenden Berge und Wälder. Zudem gab es dort die Besonderheit, dass man sich genau in die Mitte der Kreisrunden Plattform stellen konnte und plötzlich seine eigene Stimme deutlich lauter hörte.
Mit einem nahenden Gewitter und Regen wollten wir uns ungern noch länger auf dem höchsten Punkt der Gegend aufhalten und machten uns auf den Rückweg. An dem Touristenzentrum gab es kleine Fahrzeuge, geländegängige Golfcarts, die einen wieder zum Parkplatz bringen konnten. Vor allem in Anbetracht des Wetters entschieden wir uns dafür und waren noch während der Fahrt überrascht, wie weit der Weg doch war.
Zurück am Auto ging es weiter über die kurvigen Straßen (ausnahmsweise einspurig und ohne verrückte, mexikanische Fahrweise) in den ehemaligen Minenort Mineral del Chico. Er beeindruckt mit seinem kolonialzeitlichen Charakter und wird überwiegend von Touristen besucht. Es gibt nur eine größere Straße, die den Berg hinab direkt auf die Kirche zuführt. Alle Häuser entlang der Straße sind bunt bemalt und gut erhalten. Da es bereits später Nachmittag war und wir alle Hunger hatten, ging es in eine kleine Halle, im zweiten Stockwerk, wo es mehrere kleine Stationen zum Essen gab. Platz zum sitzen gab es jeweils direkt auf der anderen Seite vom Herd. Für uns gab es jeweils ein Huarache, ein beidseitig gebackener Teigfladen, belegt mit Bohnenmus, Fleisch und Gemüse, in der Größe einer Serviceplatte. Also riesig. Es schmeckte hervorragend, war aber schlichtweg viel zu viel. Ein Phänomen, wars uns noch häufiger in Mexiko begegnen wird. Aber es kommt schon nicht von selbst, dass die Mexikaner das übergewichtigste Volk weltweit sind.
Gestärkt besuchten wir noch einen kleinen angrenzenden Markt bevor es als Nachtisch Eis gab und wir zurück liefen zum Auto. Dort angekommen stellen Jesús und seine Schwester fest, dass es bereits zu spät war um das eigentliche Ziel, die Basalsäulen zu besuchen. Für uns war es nicht so schlimm, da wir trotzdem viele neue Dinge gesehen hatten. Stattdessen ging es weiter Richtung Mexiko City.
Da die kurvige Straße sehr ähnlich ist zu denen in Deutschland und ich gerne Auto fahre, fragte ich Jesús ob ich nicht fahren könnte. Ich war bereits zuvor mit seinem Auto gefahren. Er schien unsicher, ob er mich denn auf diesen ruhigen, kurvigen Straßen fahren lassen konnte. Etwas paradox, wenn man bedenkt, dass ich beim letzten Mal in der chaotischen Mexiko Stadt gefahren war. Nach etwas gutem Zureden und Beruhigung durch Franz, tauschten wir Plätze und ich durfte fahren. Der Kommentar seiner Schwester, dass es entspannter wäre wenn ich fahren würde, passte ihm wohl nicht so ganz. Trotzdem entspannte er sich allmählich und nachdem wir zunächst noch gesagt hatten, dass wir am Ende der Kurven vor den großen Straßen wieder tauschen, fuhr ich schlussendlich die gesamten 2,5 Stunden während er ein Nickerchen machte. Ich hatte so viel Zeit, die doch sehr andere Landschaft anzusehen. Die Straßen wurden voller, je näher wir Mexiko Stadt kamen. Unser Ziel lag im Süden der Stadt, sodass wir einmal durch die ganze Stadt fahren mussten. Davor hatte ich zuvor etwas Respekt, da ich bisher den chaotischen Verkehr nur als Beifahrer erfahren hatte. Während ich jedoch selbst fuhr stellte ich fest, dass manche zwar sehr chaotisch fahren, der Verkehr aber gut machbar ist, wenn man sich einfach selbst an die Regeln hält.
Nach knapp drei Stunden erreichten wir so wohlbehalten den Stadtteil Coyocán. Dort gibt es einen großen Platz “Jardín Centenario” in dem um diese Uhrzeit noch viel los war. Wir wanderten zunächst etwas umher, bevor die anderen gerne noch einen Nachtisch wollten und sich gefühlte Churros bestellten. Ich war jedoch noch dermaßen gesättigt vom Abendessen, dass mich sogar süße Churros nicht dazu bewegen konnten noch mehr zu essen.
Also es wieder anfing zu regnen, war es für uns Zeit zurück zum Haus zu fahren. Ich durfte wieder fahren (hatte mich wohl ausreichend bewiesen), merkte jedoch dass ich sehr müde war. Als wir anhielten um zu tanken, tauschten Jesús und ich Plätze und er fuhr die restlichen 45 Minuten, während ich immer wieder einnickte. Zurück am Haus führe mich der Weg direkt ins Bett, wo ich ohne umschweifen einschlief.
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