Eins muss man Korea auf jeden Fall lassen: Das Wetter im Herbst/Winter ist bisher wirklich unschlagbar. Nahezu jeden Tag strahlt die Sonne vom blauen Himmel und sorgt dafür, dass man unbedingt vor die Tür will. Manchmal wird es sogar schön warm mit 17°C, wobei es nicht davon ablenken sollte, dass es kalt wird sobald die Sonne weg ist und der Wind kommt. Nachts sind es meistens um die 0°C, weshalb ich abends immer zwei Pullis unter die Jacke ziehe. Aber ansonsten vermisse ich die grauen, regnerischen Tage nicht, die oft den Oktober und November in Wuppertal gestalten.
Letzte Woche Freitag war es endlich soweit: Wir konnten unsere Alien Registration Card abholen. Diese dient hier in Korea als offizielle Aufenthaltsgenehmigung. Im Normalfall ist diese auch nötig um reisen zu können, wobei sich das in unserem Fall durch die geschlossenen Grenzen leider ohnehin erledigt hat. Trotzdem ist es schön, jetzt nicht mehr den Reisepass überall mit hin nehmen zu müssen.
Da ich vergleichsweise früh unterwegs war, entschied ich mich den Mittag/Nachmittag gut zu nutzen. Da das Wetter “nur” leicht bewölkt war entschied ich mich in das “National Museum of Korea” zu fahren. Dieses ist ziemlich groß und steht auf einem tollen Gelände, wo es unter anderem einen großen See gibt. Der Eintritt ist umsonst und man muss sich lediglich vorher ein Ticket besorgen, damit es einen Überblick darüber gibt wie viele Menschen gleichzeitig im Museum sind.
Direkt hinter dem Eingang wurde ich von einem Roboter angesprochen, der viele Informationen über die unterschiedlichen Stockwerke und Ausstellungen bereithielt und auf der Suche nach Personen durch die Halle fuhr. Da ich keine genaue Vorstellung hatte, was mich erwartet, entschied ich mich auf der untersten Ebene anzufangen und dann nach oben weiter zu gehen. Ich hatte gehofft in dem Museum etwas über die Geschichte von Korea in den letzten 100-200 Jahren zu erfahren. Jedoch waren dort ehr Ausstellungsstücke die deutlich älter waren. Es gab unter anderem viele verschiedene Schmuckstücke, Teller/Vasen aus Ton, Gemälde und Skulpturen. Diese sind nicht auf Korea begrenzt sondern es gibt auch Ausstellungsstücke aus China, Japan und Ägypten. Für mich war es durchaus interessant die verschiedenen Dinge anzusehen, auch wenn ich definitiv nicht alles gelesen habe.
Am besten gefiel mir ein zunächst unscheinbarer Raum. Er war am Ende vom zweiten Stockwerk und durch die Tür sah man nur eine große, weiße Wand. Als ich um diese herumging kam mir plötzlich sehr bekannte Musik entgegen und auch die Sprache, die die Menschen im Video (was dort lief) sprachen konnte ich verstehen. Das Thema des Raums war dem Tag der Toten in Mexiko gewidmet. Dieser findet am 01.11. jedes Jahr statt. Es war ein großer Bereich aufgebaut, auf dem ausgestellt war, was traditionell zu den Festivitäten gehört, wie Speisen, Getränke und Dekorationen. Untermalt wurde es von mexikanischer Musik und im Video erzählten Leute davon, wie sie den Tag feiern. Etwas skurril und gleichzeitig sehr schön, am anderen Ende der Welt mit einem meiner Lieblingsländer konfrontiert zu werden. (Falls es jemanden interessiert, wie es in Mexiko ist und was ich dort gemacht habe, findet man die Blogbeiträge dazu ebenfalls hier auf der Website)
Nach fast drei Stunden hatte ich genug gesehen und wollte gerne das Außengelände noch angucken. Ich lief einfach quer und folgte dem bestaussehenden Weg, bis dass ich an einem Ende des Parks an einer Straße herauskam.
Es war bereits fast 16 Uhr und mein Magen meldete “Hunger!”. Zur Abwechslung wollte ich statt Reis und Fleisch gerne Burger essen. Der nächste Burgerladen (der nicht die goldene Möwe war) war etwa 3 km entfernt. Eine ordentliche Bus oder Bahnverbindung gab es nicht und ich hatte ohnehin Zeit weshalb ich mich entschied zu laufen. Zufällig befindet sich in der Nähe des Restaurants auch der Bäcker aus Deutschland, bei dem ich bereits vor einigen Wochen ein Brot gekauft hatte. Die perfekte Möglichkeit beides zu verbinden.
Eine Nachricht von einem Freund aus Deutschland erinnerte mich dann noch daran, dass dort die Vorlesungen wieder begonnen haben und dass die Vorlesung, die ich besuchen will (und für eine Zusatzqualifikation besuchen muss) in einer halben Stunde beginnt. Da das Internet in Korea sehr gut ist, schaltete ich mich von unterwegs dazu (gibt also doch auch Vorteile bei Uni@Home) und lediglich mein leerer Handyakku sorgte dafür, dass ich kurz vor dem Ziel die Vorlesung verlassen musste.
Den Weg zum Bäcker und anschließend zum Restaurant fand ich jedoch auch so. Da es im Stadtteil Itaewon eine große amerikanische Base gibt, passiert es häufiger, dass man nicht-asiatische Gesichter sieht, was ein angenehmer Kontrast sein kann. Die Restaurants haben sich dem auch angepasst, sodass ich im Burgerrestaurant zusätzlich zur koreanischen Karte auch eine englische vorfand, was das Bestellen diesmal erleichterte. Ich lies mir mein Essen schmecken, während ich auf der Straße die vorbeifahrenden Autos und Menschen beobachten konnte. Ich merkte, dass mir die Füße vom vielen laufen weh taten und war froh, dass ich nur noch bis zur nahgelegenen Bahnhaltestelle musste, von wo die Bahn direkt durchfährt.
Für Samstag hatte ich geplant, endlich noch einmal einige Sehenswürdigkeiten der Stadt anzusehen. Das Wetter war perfekt und gegen Mittag macht ich mich auf den Weg. Dominik schloss sich an und da die schnellste Verbindung an das Ziel mit dem Bus war, bekamen wir noch ein bisschen etwas zu sehen. Der erste Stop war das Bukchon Hanok Village. Dabei handelt es sich um ein kleines, traditionell koreanisches Dorf welches im Norden der Stadt liegt. Viele kleine Gassen führen zwischen den typischen Häuschen (Hanok) durch den Berg hinauf. Normalerweise ist dies eine sehr beliebte Touristenattraktion, bedingt durch Corona war es aber sehr ruhig. Die verschiedenen kleinen Häuser sind sehr schön anzusehen, da es zahlreiche Verzierungen gibt.
Ich stand zufällig vor einem dieser Häuser und wollte von der Regenrinne in Form eines Drachen ein Foto machen, als ich von der Besitzerin angesprochen wurde, ob wir hereinkommen möchten um auch das Innere zu sehen. Natürlich, nichts lieber als das! Die Häuser sind so aufgebaut, dass die einzelnen Räumen rund um einen Innenhof gebaut sind. Um also von der Küche in den Wohnbereich zu kommen muss man draußen entlang. Auf den Tip von ihr kamen wir auch noch in den Genuss des besten Ausblicks der Wohnung, den es vom Badezimmer aus gab. Die Frau erzählte uns auch, dass sie dort nicht immer wohne, sondern es ihr Zweitwohnsitz ist und dass es bei vielen der Häuser dort ist. Die regelmäßig bewohnten befinden sich ehr am Rande des Dorfes.
Nach dem Besuch dort liefen wir ein Stück weiter und kamen aus dem traditionellen Teil in ein normales, sehr schönes Wohnviertel. Dort wehte an einem Haus die niederländische Fahne. Dabei handelt es sich um den Wohnsitz der niederländischen Botschafterfamilie. Diese haben definitiv einen der schönsten Plätze zum wohnen, mit Ausblick auf Seoul und das alte Dorf zur einen Seite und Blick auf die Berge und Bäume zur anderen.
Da wir aber noch nicht alles vom traditionellen Dorf gesehen hatten, entschieden wir uns dorthin zurück zu laufen. Am Eingang des Dorfes befinden sich einige Läden, die die traditionelle Tracht verleihen. Mit dieser hat man unter anderem kostenlosen Eintritt in die Paläste. Dort im Dorf sind diese beliebt um Fotos zu machen. So sahen wir auch einige Koreaner in diesen herumlaufen und sprachen zwei Mädels an, ob wir ein Foto mit ihnen machen könnten.
Vom Dorf aus liefen wir weiter zum Changdeokgung Palace, einem der schönsten der Paläste. Die lange Schlange am Eingang schreckte uns zunächst ab. Wir stellten uns trotzdem an während wir überlegten, ob es uns die Wartezeit wert ist. Dabei merkten wir, dass es so schnell voran geht, dass es nichts macht den Moment zu warten. Belohnt wurde wir mit einer großartigen Anlage, zahlreichen alten Palastgebäuden und wunderschön bunten Bäumen. Im Vergleich zum ersten Palast den wir am ersten Tag in Seoul besucht hatten war hier mehr los, jedoch keineswegs überlaufen.
Nachdem wir dort alles gesehen hatten wurden wir hungrig, weshalb wir wieder mehr Richtung Stadtzentrum liefen, in einen Teil den Dominik am Abend zuvor mit anderen kennengelernt hatte. Dabei kamen wir an einem Einkaufszentrum vorbei, welches auf dem Dach eine Terrasse hatte, die für alle zugänglich ist. Von dort hatten wir, passend zum Sonnenuntergang einen guten Blick auf die unmittelbar umliegende Stadt.
Allerdings war es um 18 Uhr noch vergleichsweise früh und deshalb hatten die meisten Bars und Restaurants im angestrebten Viertel noch geschlossen. Deshalb fuhren wir stattdessen zurück Richtung zuhause, stiegen jedoch in Hapjeong bereits aus (dort befindet sich auch einer der großen Supermärkte) und aßen bei einem Vietnamesen zu dem Dominik, wie ich dann erfuhr, nach jedem Einkauf zum Mittagessen geht. Von dort war auch der Weg bis nachhause nicht mehr so weit.
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