Letzte Woche war es so weit: Es ging endlich einmal richtig ans Meer. Nach der Enttäuschung mit dem Strand in Incheon vor einigen Wochen, freute ich mich umso mehr auf einen breiten Sandstrand, auch wenn die Temperaturen zum schwimmen leider schon zu kalt sind. Zusammen mit Dominik und Kwon war ich von Donnerstag bis Sonntag dort.
Am Ende von diesem Beitrag findet ihr diesmal sogar ein Video über den gesamten Trip. Solltet ihr allerdings gerade über eure mobilen Daten diesen Beitrag lesen, warne ich euch an dieser Stelle nur vor: das Video ist etwa 300mb groß.
Donnerstag sollte es am frühen Nachmittag mit dem Flugzeug in den Süden gehen, wofür wir einen Moment früher aus der Vorlesung weg mussten. Da wir jedoch bis zu 30% des Unterrichts insgesamt verpassen dürfen, ist dies nicht so schlimm. Ein Problem stellte jedoch das Wetter dar. Dominik und ich waren ziemlich früh am Flughafen. Dort wurde unser Flug als pünktlich angezeigt und wir warteten vor der Sicherheitskontrolle auf Kwon. Dieser schrieb uns eine Nachricht, dass er die Mitteilung bekommen hatte, dass unser Flug 3 Stunden verspätet abfliegen würde. Ziemlich nervig, aber die Zeit würden wir schon irgendwie überbrücken. Allerdings änderte sich der Plan noch einmal. Die Fluggesellschaft informierte Kwon, dass es nicht sicher ist, ob der Flug überhaupt geht, da das Wetter dafür zu schlecht wäre, sie könnten uns aber die kompletten Kosten für den Flug erstatten. Deshalb entschieden wir spontan, mit dem Zug nach Busan zu fahren.
Es gibt eine Hochgeschwindigkeitsverbindung (ähnlich wie der ICE), mit der man in 2,5 Stunden einmal durch das komplette Land fährt. Mit diesem wollten wir ohnehin am Sonntag zurück fahren, damit wir etwas von der Landschaft sehen. Leider kostete er uns jetzt auf dem Hinweg etwas Zeit, da wir zunächst zurück in die Stadt mussten bis zum Bahnhof und der Zug natürlich auch später fuhr als unser Flug gegangen wäre. So erreichten wir bereits im dunkeln Busan.
Kwon hatte im Vorhinein einen Mietwagen gebucht für 24 Stunden, sodass wir komfortabel vom Bahnhof zur Unterkunft kamen. Auf dem Weg dorthin hielten wir noch für ein Abendessen. Da Busan eine Hafenstadt ist, gibt es dort sehr viel Fisch. Umso beruhigter war ich, als angekündigt wurde, dass wir Schweinefleisch essen gehen. Allerdings beichtete Kwon mir im Restaurant dann, dass es doch Fisch gibt. Um genau zu sein Aal… Immerhin gebraten und nicht roh. Mein Lieblingsessen wird es wohl trotzdem niemals.
Unsere Unterkunft hatte eine Top Lage, direkt am Strand mit Blick auf eine der Sehenswürdigkeiten der Stadt: die Gwangan Brücke. Diese führt über das Meer und verbindet zwei Stadtteile. Selbst im 9. Stock konnte wir das Meer noch rauschen hören. Da Kwon leider nur bis Freitag bleiben konnte, was dies auch nur unsere Unterkunft für eine Nacht. Er hatte auch Donnerstag Abend noch eine Vorlesung, sodass wir genug Zeit hatten in der Heimat anzurufen und den tollen Blick zu zeigen. Anschließend ging es dann endlich richtig an den Strand und für mich mit den Füßen ins Wasser, wobei ich möglicherweise bis zu den Knien nass geworden bin, da ich eine Welle nicht gesehen habe…
Danach liefen wir bis zum Ende des Strandabschnitts auf der Suche nach einem kleinen Snack. Dort gibt es auch viele kleine Fischmärkte, in denen lebendige Fische angeboten werden, die nach dem Kauf geschlachtet und in einem darüberliegende Restaurant zubereitet werden. Mir sind diese Läden schon immer etwas suspekt und diesmal auch zurecht. Gerade hatte ich noch aus Spaß gesagt, dass ich sorge habe, dass mich einer der kleinen Tintenfische anspringt, als nur Sekunden später tatsächlich einer der größeren Fische aus einem der Becken direkt vor meine Füße springt und auf dem Boden zappelt. Hilfe! Ich habe mich ziemlich erschrocken und war schneller aus dem Laden raus als eine der Verkäuferinnen den Fisch wieder einfangen konnte. Danach entschieden wir uns dann doch lieber für Fried chicken was wir mit Blick aufs Meer zur späten Stunde verspeisten.
Für den nächsten Tag waren Ausflüge zu den entlegenen Punkten geplant, die man mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nur schwer erreichen kann, da wir bis zum Nachmittag noch das Auto hatten. Der erste Punkt auf dieser Liste war der Haedong Yonggungsa Tempel nördlich der Stadt, direkt am Meer. Es ist einer der wenigen buddhistischen Tempel die direkt am Wasser gelegen sind und sehr schön. Wenn auch etwas touristisch. Das Wetter war ungewöhnlich warm und in der Sonne ein T-Shirt völlig ausreichend. Kein Vergleich zu den eisigen Temperaturen in Seoul. Wir liefen über die gesamte Anlage bevor es mit dem Auto weiter ging.
Das nächste Ziel lag am komplett anderen Ende der Stadt. Unterwegs war es bereits Zeit für ein Mittagessen und es gab eines der typisch koreanischen Gerichte, die in Busan dazu gehören. Eine Art Rindersuppe mit Reis und zusätzlich anderem Fleisch sowie unterschiedlichen Gemüse. Es schmeckte wirklich sehr lecker und erinnerte etwas an gute deutsche Hausmannskost.
Anschließend ging es weiter zum Taejongdae Nationalpark. Dieser liegt auf einer kleinen Halbinsel im Süden der Stadt und bietet entlang einer Küstenstraße viel Wald, Klippen und tolle Ausblicke. Ganz am äußeren Ende gelegen ist ein Leuchtturm.
Als wir diesen erreicht hatten stellt Kwon fest, dass wir uns etwas beeilen mussten damit er seinen Zug zurück nach Seoul bekommt. Daher ging es die 3km Weg, die zum Glück überwiegend bergab gingen, schnell zurück zum Auto.
Am Bahnhof mussten wir uns dann leider von ihm, aber auch vom Mietwagen verabschieden. Ab jetzt erwartete uns der Öffi-Verkehr von Busan, der, wie wir später feststellen würden, sehr viel mühseliger ist als in Seoul, da es nur wenig U-Bahnlinien gibt.
Zunächst fuhren wir zum Gamcheon Cultural Village, welches auf Grund seiner Lage am Hang auch als Machu Picchu von Busan bekannt ist. Lange war dieser Teil der Stadt besonders von Armut und Kriminalität geprägt, da die Stadt die untere Bevölkerung der Stadt dorthin umgesiedelt hatte. Wo jedoch früher einfache Holzhütten standen stehen heute kleine Häuser und seit 2009 wird der Viertel immer bunter und moderner. Inzwischen gehört es zu einer der Sehenswürdigkeiten der Stadt und hat sich komplett gewandelt.
Wir liefen zwischen den Häusern durch winzig kleine Gassen, bei denen man sich manchmal nicht sicher war, ob man überhaupt irgendwo ankommt oder nach der nächsten Biegung vor einer verschlossenen Haustüre steht. Oben auf dem Berg angekommen bot sich uns ein schöner Blick Richtung Hafen über dem die Sonne langsam unterging.
Dies war auch für uns das Zeichen, sich langsam auf den Weg zu machen Richtung neue Unterkunft. Die Busfahrt sollte etwa eine Stunde dauern. Allerdings war bei dieser Zeitrechnung der Verkehr in der Stadt nicht beachtet worden. Egal zu welcher Uhrzeit herrscht auf den Straßen immer Chaos und Stau. So kamen wir erst nach fast zwei Stunden in Haeundae an.
Das Hostel lag etwa fünf Minuten vom Strand entfernt in einer ruhigen Seitenstraße und erinnerte deutlich mehr an eine Hotel als an ein Hostel. Wir hatten unser eigenes Zimmer mit zwei großen Betten und Badezimmer, bei dem die Dusche so groß war wie in Seoul das gesamte Badezimmer.
Nach einer kurzen Pausen entschieden wir uns noch zum Strand zu gehen und uns anschließend ein bisschen die Stadt dort anzusehen während wir nach Abendessen suchten. Nachdem es den ganzen Tag sehr warm gewesen war, wurde es abends windig und damit am Strand relativ schnell ungemütlich. In der Stadt gab es unter anderem eine kleine Marktstraße, an der hauptsächlich Fischrestaurants lagen, allerdings gab es auch wieder Sockenläden, die die witzigsten bedruckten Socken verkauften. Zum Abendessen gingen wir dann jedoch lieber woanders hin (spätestens seit der Attacke durch den Fisch am Vorabend war mir auch die Bereitschaft zum Probieren vorerst verloren gegangen…). Ich hatte etwas früher gelesen, dass es dort einen guten Inder gab. Da ich zwar schon selber indisch gekocht, jedoch noch nie original indisch gegessen hatten wollte ich sehr gerne dorthin. Definitiv eine gute Entscheidung. Der Wirt war sehr freundlich und wir bekamen sogar eine kleine zusätzliche Portion zum probieren. Am Ende des Essens stand für uns bereits fest, dass wir am nächsten Abend wieder dorthin gehen wollten.
Der nächste Tag fing mit der Herausforderung an, etwas zum Frühstück zu finden. Der erste Laden der eigentlich Brunch anbot hatte kurz vorher seine Karte geändert. Der zweite hatte wegen Corona seine Öffnungszeiten geändert und öffnete erst abends. Da es in Korea üblich ist Reis zum Frühstück zu essen, war damit das Angebot an Rührei, Bacon,… leider erschöpft. Daher gab es für mich einen Kakao und Kleinigkeit vom Bäcker die den ersten Hunger überbrücken konnte. Wir liefen weiter durch Haeundae und sahen uns um. Man merkt, dass Busan nur etwa 1/3 so groß ist wie Seoul. Die Stadt ist merklich ruhiger und nicht so hektisch, was mir sehr gut gefiel. Am Ende der Runde kamen wir wieder am Strand an und zwar genau in dem Moment, als auch die Sonne hinter den Wolken heraus kam. Diese lud dazu ein am Wasser zu sitzen und den Blick auf das Meer zu genießen.
Später ging es weiter zum Dongbaek Park, welcher am westlichen Ende des Strandes auf einer Halbinsel liegt. Es gibt einen Weg welcher einmal komplett um diese Insel führt, wobei das erste Stück über Holzstege an den Felsen entlang geht. Die Blicke auf die Stadt waren wirklich schön und das Wetter war sogar so gut, dass man in der Ferne die Umrisse von Nagasaki, einer japanischen Insel erkennen konnte. Von dem Park ging es zur Cinema Street. Diese führt direkt am Wasser entlang und präsentiert verschiedene koreanische Filme und einzelne Statuen. Von dort hat man auch noch mal einen guten Blick auf die Gwangan Brücke. Wir schlenderten kreuz und quer zwischen den Häusern hindurch langsam zurück Richtung Unterkunft. Abends ging es dann, wie ursprünglich geplant zum Inder zum Abendessen.
Für Sonntag war von Anfang an das Wetter nicht so gut angesagt. Leider regnete es auch tatsächlich, als wir morgens wach wurden. Da wir ohnehin zurück fuhren war es nicht ganz so schlimm. Allerdings hatten wir noch einen Moment Zeit bevor der Zug ging, machten wir einen Ausflug zumGedenkfriedhof der Vereinten Nationen. Während des Koreakriegs bekam das Korea viel Unterstützung von anderen UN Nationen und es gab leider auch eine Menge tote. Diesen ist der Friedhof gewidmet. Als wir diesen betreten wollten wurde wir zunächst von einem Wächter aufgehalten der wissen wollte, aus welchem Land wir kamen. Mit der Antwort “Deutschland” gab es sich jedoch zufrieden und wir konnten weiter. Der Friedhof ist sehr weitläufig und hat neben einer Kapelle, in der ein Film mit Hintergrundwissen gezeigt wird, eine riesige Außenanlage, wo unter anderem Gräber sind, jeweils sortiert nach Ländern. Selbst Deutschland hat damals hier unterstützt, wenn auch nur medizinisch.
Von dort ging es mit dem Bus dann zurück zum Bahnhof und wir hatten noch so gerade genug Zeit, um uns in einem sehr beliebten Dumpling Restaurants Dumplings zu holen die wir dann im Zug aßen.
Busan ist sehr schön und hat mir unglaublich gut gefallen. Es ist etwas kleiner und ruhiger als Seoul. Außerdem gibt es dort natürlich das Meer! Solltet ihr also irgendwann die Gelegenheit haben dort hin zu fahren, würde ich es empfehlen.
Jan
Ich finde die Fotos von dir toll
Viele Grüße von Jan
Ninja
Dankeschön! Freue mich wenn wir uns wieder sehen, dann kann ich dir noch viel mehr zeigen 🙂