Was haben wir ein Glück in der Nebensaison hier zu sein. Nicht nur ist überall weniger los, auch bekommt man für so besondere Attraktionen wie den West Coast Wilderness Railway noch kurzfristig Tickets.
Erst vor wenigen Tagen gebucht ging es an diesem Morgen um ob zehn zum Bahnhof nach Queenstown um dort den Zug zu besteigen. Nachdem wir uns für den Flug nach Australien die erste Klasse schon nicht leisten konnten, dachten wir gönnen wir uns zumindest diesen Luxus für die Reise in die Wildnis. Die Besonderheit an unserem gewählten Abteil war neben der Verköstigung während der Fahrt, ein Balkon am Ende des Waggons auf den man während der Fahrt raus konnte. In der normalen Klasse gab es nur Glasscheiben durch die man fotografieren konnte.
Wir wurden mit Sekt (oder alternativ Saft) im Zug begrüßt und erhielten einen Sitzplatz mit Tisch in der Mitte. Nachdem sich das Paar uns gegenüber noch einmal umgesetzt hatte, hatten wir alle vier Plätze für uns. Mit einem lauten Pfiff fuhren wir los und wurden winkend von den Mitarbeitenden vor Ort verabschiedet. Gezogen werden die Waggons von einer alten, restaurierten Dampflokomotive. Unsere wurde im Jahr 1899 gebaut und ist somit weit über 100 Jahre alt. Zunächst ging es noch ein kurzes Stück durch den Ort, bevor wir kurz darauf schon in den Regenwald eintauchten. Parallel bekamen wir Häppchen gereicht, Cracker mit Cutney und einem Stücken gebratenem Wallaby (ja die kleinen süßen Kängurus). Außerdem gab es eine stückweise Erzählung zur Geschichte der Bahn.
Nachdem zunächst mit nur wenig Erfolg Gold in einer Miene am Mount Lyell gesucht wurde, kaufte Bowes Kelly die Miene Ende der 1880er. Ihm war aufgefallen, dass in der Miene zwar kein Gold zu finden war, dafür jede Menge Kupfer. Damit blieb nur die Herausforderung, wie man das ganze Kupfer aus einer Miene mitten im Regenwald nach Strahan an die Küste bringen sollte. Obwohl es nur 35 km waren, machten der sehr dichte Regenwald und die vielen Berge einen normalen Transport unmöglich. Er stellte daher unterschiedliche Leute ein die dieses Problem für ihn lösen sollten. Immer wenn jemand sagte, dass es unmöglich wäre wurde die Person gefeuert. Eines Tages kam der Vorschlag auf eine Bahn mit einem zusätzlichen dritten Rad in der Mitte zu machen. Dieses Rad solle auf einer Schiene mit Stufen laufen. Und so kam die erste Zahnradbahn nach Australien. Das Zahnrad wird dabei jedoch nur zugeschaltet, wenn Abschnitte besonders steil werden.
Zwischen dieser ganzen Geschichte waren wir am ersten Bahnhof auf unserer Fahrt angekommen: Lynchford. Hier konnten wir selbst unser Glück beim Goldschürfen probieren. In zahlreichen Wasserbecken nebeneinander gab es jede Menge Kies. Jeden Morgen werden dort wohl zwei kleine Stücke Gold rein geworfen, damit es wirklich was zu finden gibt. Das Glück hatte bei uns jedoch niemand (ob da überhaupt wirklich was ist…?).
Während es weiter ging, bekamen wir zum aufwärmen einen Kakao und Scones mit Marmelade und Sahne. Die Fahrt durch den Regenwald wurde spektakulärer da wir nun auch an Abgründen vorbei kamen und uns ganz langsam den Berg hoch arbeiteten (nicht dass der Zug jemals sehr schnell gewesen wäre). Nach etwas über einer Stunde Fahrt erreichten wir den Wendepunkt der Strecke: Rinadeena. Dort muss die Lok umgegangen werden. Außerdem gab es für jeden etwas Schokolade zu probieren, einige interessante Schilder zur Geschichte am Bahnhof zu lesen und eine Brücke über die Gleise zu der man hoch laufen konnte. Trotzdem waren die 40 Minuten Aufenthalt dort etwas sehr lang und wir freuten uns als es weiter ging.
Da wir die gleiche Strecke zurück fuhren, wurden wir aufgefordert mit den Menschen auf der anderen Seite des Gangs die Plätze zu tauschen um nun auch die andere Richtung noch zu sehen. Wir nutzen die Rückfahrt vor allem auch dazu hinten auf den Balkon zu gehen. Auf der Hinfahrt waren wir der vorderste Waggon und hatten somit die Lok die ganze Zeit direkt vor dem Balkon. Auf dem Rückweg hatten wir nun freie Sicht nach hinten. Außerdem gab es natürlich wieder etwas zu essen. Ein Stück Brot mit Olivenöl und „Wüstenstaub“ (Gewürzmischung). Auf dem Rückweg hielten wir nicht wieder sondern fuhren direkt bis nach Queenstown. Dabei erfuhren wir noch, wieso der Queen River, der parallel zur Strecke verläuft, eine unverkennbare Orangen-rostige Farbe hat. Er wurde jahrelang als Abfluss für alles aus der Miene genutzt und ist daher bis heute verfärbt.
Zurück in Queenstown besorgten wir noch etwas zu trinken bevor wir uns auf den Weg zu unserer letzten Unterkunft auf Tasmanien machten. Da unser Flug am nächsten Morgen relativ früh ging und wir schon um 8 Uhr das Auto zurück geben mussten, hatten wir uns einen Campingplatz in der Nähe von Hobart gesucht. Nicht ganz leicht, da dort vor allem Holidayparks regieren. Aber auf keinem dieser wollten wir unseren letzten Abend verbringen. Stattdessen fanden wir ein kleines Paradies am Eldee Camp Spot. Dieser liegt nur ca 30 Minuten vom Flughafen entfernt mitten im grünen.
Auf dem Weg dorthin hielten wir noch an den Nelson Falls mitten im Regenwald sich die Landschaft langsam von bergig und Wald wieder hin zu grünen Hügeln verwandelte. Unser letzter Stopp war in Sorell an einer Waschanlage. Wir mussten den Camper gesaugt, aufgeräumt und komplett gewaschen wieder abgeben. Sollte das nicht normalerweise Aufgabe der Autovermietung sein (abgesehen vom aufräumen und tanken)? Wir hofften dass wir zum letzten Campingplatz möglichst wenig Schotterstraße fahren mussten um so nicht das Auto wieder dreckig zu machen. Natürlich wartete aber genau dann ein Stück staubige Schotterstraße auf uns. Trotzdem lohnte sich der Weg sehr.
Wir wurden sehr freundlich am Campingplatz empfangen und konnten uns frei einen Stellplatz aussuchen. Wir hatten die Wahl zwischen einem Teich und unter Bäumen. Da nicht viel los war, gab es noch einen freien Platz am Teich, den wir gerne nahmen. Wir trugen noch einen Picknicktisch zu unserem Van und hatten dann auch genug Platz in Ruhe unsere Koffer für den Flug zu sortieren. Wir ließen nur das nötigste draußen um den Aufwand am nächsten Morgen zu minimieren. Da uns in Sydney fast 30°C erwarten sollten, wählten wir entsprechend dünne Kleidung.
Danach nutzen wir die Annehmlichkeiten des Campingplatzes. Ein großer Gemeinschaftsraum mit Küche in einer alten Scheune. Dort kochten wir aus den Resten unser Abendessen und spülten alles noch verbliebene. Anschließend gab es die Möglichkeit zu duschen und mit Licht Zähne zu putzen. Da auch hier wieder jede Menge Sterne über dem Teich zu sehen waren, saßen wir noch etwas draußen, bevor es ein letztes Mal zum schlafen ins Schlachtschiff ging.