Am nächsten Tag wurden wir bereits durch die halb geschlossenen Vorhänge von der Sonne begrüßt und es versprach ein wunderbarer Tag zu werden. Gestärkt mit einem Frühstück überlegten wir, was wir an diesem Tag tun wollten. Auf der Liste mit Dingen die man am Gardasee machen kann gehört definitiv ein Ausflug auf den Monte Baldo. Monte Baldo ist dabei kein einzelner Berg mit Spitze sondern ein 30 km langer Gebirgsrücken mit mehreren Gipfeln. Dabei gibt es eine runde Panoramagondel, die sich während der Fahrt langsam dreht und somit allen einen tollen Ausblick über den See bietet.

Wie zu erwarten, waren auf der Website der Gondel alle Tickets ausverkauft. Durch Corona waren diese immer noch nur in limitierter Anzahl verfügbar. Durch einen Zufall landeten wir jedoch irgendwann auf der italienischen Seite des Ticketverkaufs. Dort waren noch Tickets verfügbar. Es war allerdings nicht möglich ein Doppelticket zu kaufen, dafür jedoch zwei Einzeltickets. Die Logik haben wir nicht so ganz verstanden, jedoch sofort zugeschlagen, was sich später als glücklicher Zufall erweisen sollte. Die Tickets hatten auch seltsamerweise keine genaue Uhrzeit. Da es bereits 13 Uhr war, machten wir uns schnell Gedanken, bis wohin wir mit dem Auto fahren, ob wir das Auto irgendwo stehen lassen und den kostenlosen Bus bis zu Gondel nutzen wollten oder direkt bis zur Gondel nach Malcesine fahren wollten. Wir entschieden uns für den Bus und machten uns auf den Weg zum entsprechenden Abfahrtsort. Vor Ort gestaltete es sich erneut schwierig einen passenden Parkplatz zu finden. Nachdem wir endlich in einem Wohngebiet einen Parkplatz hatten stellten wir fest, dass der Bus Richtung Gondel gerade abgefahren war und der nächste erst in einer Stunde kommen sollte. Also den ursprünglichen Plan doch wieder über den Haufen geworfen und mit dem Auto nach Malcesine gefahren. Dort sahen wir bereits im vorbeifahren die lange Schlange an der Gondel. Etwas weiter gab es ausreichend Parkplätze, wo wir den Bulli parkten und uns anzogen und den Rucksack packten, da wir zwar hoch mit der Gondel fahren wollten, runter jedoch wandern.

An der Gondel stellten wir uns in die Schlange. Vereinzelt probierten auch Leute vor Ort noch Tickets zu kaufen, musste jedoch abgewiesen werden. An der Ticketkontrolle angekommen, wurde beim Scannen unserer Tickets die Schranke rot und öffnete sich nicht. Zum Glück stand direkt daneben ein Mitarbeiter, der unsere Tickets händisch kontrollierte, dabei ebenfalls feststellte, dass diese nicht für einen bestimmten Zeitslot galten und uns dann erklärte, dass es zuletzt vereinzelt im System zu Fehlern kam und dieses noch Tickets ausgab, obwohl das Kontingent eigentlich erschöpft war. Zwei dieser Tickets hatten wir bekommen und durften dann natürlich auch zur Gondel. Während der Fahrt nach oben wurde der Ausblick auf den See immer besser und nach einem kurzen Stop an der Mittelstation kamen wir oben auf 1.760m an. Beim verlassen der Gondelstation war es merklich kälter als im Tal und wir froh über unsere Pullis. Wir entschieden uns erst dem allgemeinen Menschenstrom zu folgen, die alle Richtung Startwiese der Paraglider einige hundert Meter weg strömten. Von dort konnte man zusehen, wie einer nach dem anderen startete und langsam Richtung Tal flog, wobei letzteres von dort nicht zu sehen war. Dafür konnte man eine Bergspitze nach der anderen sehen, machen sogar noch mit Schnee bedeckt. Da es schon früher Nachmittag war und das Mittagessen ausgefallen, machten wir dort auch ein kleines Picknick. Der weitere Plan sah dann vor, vorbei an der Gondelstation zu einem der Gipfel zu wandern und uns anschließend auf den Weg Richtung Tal zu machen.

Der gewählte Gipfel befand sich auf 1.820m und war somit nicht all zu viele Höhenmeter entfernt. Der Weg führte uns dabei über eine Wiese, die im Winter als Skipiste genutzt wird. Ganz schön steil, wenn man das immer Sommer so als Wiese sieht… Anschließend ging es weiter über einen schmalen Trampelpfad immer am Berg entlang. Natürlich hätte es auch einen deutlich breiteren Schottere gegeben, aber der wäre weiter gewesen und natürlich auch langweiliger. Der Weg zum Gipfelkreuz gestaltete sich dann etwas schwierig, da alles mit Büschen zugewachsen war und zusätzlich verschieden große Stücke Geröll das Laufen schwierig machten. Dort angekommen wurden wir mit einem tollen Blick auf die andere Seite des Berges (die vom See abgewandte Seite) belohnt. Kurz zwei Bilder geschossen und dann tatsächlich auf gemacht zum Wanderweg Richtung Tal. Es war bereits 16:30 Uhr und vor uns lagen noch 1.650 Höhenmeter bis zum Auto.

Sobald wir die weiten Flächen um die Gondelstation verlassen hatten wurde es sofort ruhiger. Über einen schönen Waldweg ging es langsam Richtung Tal. Dabei wurde der Weg jedoch auch stetig steiler. Teilweise gab es wie naturgemachte Treppenstufen den Berg runter. Dort war aufgrund des Gerölls immer etwas Vorsicht geboten. Nach knapp der Hälfte des Weges erreichten wir um kurz vor 18 Uhr eine Hütte des DAV. Diese war jedoch nicht besetzt. Aus dem dahinter liegenden Garten hatte man jedoch eine tolle Aussicht über den gesamten See, die gegenüberliegenden Berge und die Städtchen. Was uns dort jedoch ebenfalls auffiel war, dass es bereits mit großen Schritten Richtung Sonnenuntergang ging. Trotzdem benötigten wir eine kurze Pause. Die ersten 700 Höhenmeter mit teilweise sehr steilen Passagen hatten Kraft gekostet. Nach einer Stärkung setzten wir unseren Weg fort. Ab dort wurden die kleinen Waldwege abgelöst durch Schotterwege, über die auch Geländewagen (vielleicht auch nur Trecker^^) fahren können. Der Schotter war dabei jedoch sehr grob und rutschte beim auftreten immer wieder, weshalb wir überwiegend neben dem Weg durch den Randstreifen liefen. Hier begegneten uns auch die einzigen Menschen auf der gesamten Wanderung. Um 19 Uhr, pünktlich zum Sonnenuntergang erreichten wir die Mittelstation. Die untergehende Sonne und der sich verfärbende Himmel über den Bergen waren sehr schön anzusehen, jedoch war uns bewusst, dass es ab jetzt zügig dunkel werden würde. An der Mittelstation zu sein hatte den Vorteil, dass dort vereinzelt Häuser standen und es eine Straße ins Tal gab. Jedoch führt diese Straße über einen ziemlichen Umweg nach unten und hätte uns fast 1,5 Stunden mehr Zeit gekostet, weshalb wir entschieden den ursprünglichen Weg weiter zu wandern. Dieser führte wieder in den Wald (bei wenig Tageslicht ist es dort natürlich noch dunkler…) und in einem schmalen Weg zwischen verschiedenen Wiesen durch und über Felsen runter. Als sich fast nichts mehr erkennen ließ hatten wir den Weg durch den Wald zum Glück geschafft. Von dort waren auch schon wieder mehr Häuser zu sehen und kurz darauf kamen wir wieder auf eine Straße. Somit waren die letzten hundert Höhenmeter relativ entspannt zu wandern bevor wir um 10 Uhr nach 3 Stunden, 9 km und fast 1.700 Höhenmetern erschöpft und dreckig am Auto ankamen.

Das Abendessen in einem nahgelegenen Lokal hatten wir uns definitiv verdient und so hungrig schmeckte die Pasta gleich noch einmal besser. Nach einer wohltuenden Dusche ging es zeitnah ins Bett zum Beine ausruhen.